
Bei den Treffen wird es um die weitere Unterstützung der Ukraine mit Waffenlieferungen für den Abwehrkampf gegen die russischen Invasoren gehen, aber auch um die Bemühungen um eine Friedenslösung.
Eigentlich wollte Selenskyj morgen an einem Ukraine-Gipfel mit 50 verbündeten Ländern auf dem US-Luftwaffenstützpunkt im rheinland-pfälzischen Ramstein teilnehmen. Nach der Absage von US-Präsident Biden wegen des Hurrikans "Milton" wurde der Gipfel aber verschoben. Statt Biden kommt Selenskyj nun heute zu einem bilateralen Besuch nach Berlin, nachdem gestern bereits Gespräche in London, Paris und Rom auf seinem Programm standen.
Es ist der zweite Deutschland-Besuch des ukrainischen Präsidenten innerhalb von fünf Wochen und das dritte persönliche Gespräch mit Scholz in diesem Zeitraum. Anfang September hatte Selenskyj an einem Verteidigungsministertreffen der Verbündeten in Ramstein teilgenommen und Scholz in Frankfurt am Main getroffen. Nur drei Wochen später kamen die beiden dann noch einmal kurz vor der UNO-Generalversammlung in New York zu einem Gespräch zusammen.
In der Nacht wurden bei einem russischen Raketenangriff in der Region Odessa nach Behördenangaben vier Menschen getötet. Zehn weitere Menschen seien verletzt worden. Bei dem Angriff sei ein zweistöckiges Gebäude zerstört worden.
Diskussion über Waffenlieferungen
Außen- und Verteidigungspolitiker von Grünen, FDP und Union dringen auf die Lieferung deutscher Waffensysteme mit größerer Reichweite an die Ukraine. Deutschland müsse deutlich mehr Luftverteidigung, Munition und weitreichende Waffen an die Ukraine liefern, sagte der Grünen-Politiker Hofreiter der "Rheinischen Post". Reichweitenbeschränkungen gelieferter Waffen würden nicht zur Deeskalation beitragen, sondern weitere russische Angriffe ermöglichen.
Der AfD-Verteidigungspolitiker Lucassen forderte dagegen eine Verhandlungslösung zur Beendigung des Krieges. Deutschland müsse alles tun, um den Weg zu Waffenstillstandsverhandlungen zu öffnen, sagte Lucassen im Deutschlandfunk. Es gebe keine militärische Lösung. Insofern machten Waffenlieferungen keinen Sinn, weil sie die Eskalation nur förderten.
Der Forschungsdirektor des Levada-Instituts in Moskau, Lev Gudkov, ist überzeugt, dass sich der russische Staatschef Putin nicht auf realistische Verhandlungen einlassen wird. Man sollte sich keine Illusionen machen, sagte Gudkov im Deutschlandfunk. Der Krieg werde so lange dauern, bis Russland die Ressourcen ausgingen. Putin habe die Absicht, die Ukraine auf die brutalste Art zu zerstören. Der Direktor des einzigen unabhängigen demoskopischen Instituts in Russland betonte, in Russland gebe es kein Mitleid mit den Ukrainern und kein Schuldbewusstsein. Die Propaganda überzeuge die Bevölkerung davon, dass alles in die richtige Richtung gehe.
Nach London, Rom und Paris: Selenskyj heute in Berlin (Audio)
Welche Hilfe braucht Selenskyi? – Interview mit Rüdiger Lucassen, AfD (Audio)
Ist der Ukraine-Krieg den Russen bewußt? Interview mit Lev Gudkov, Levada-Zentrum, Moskau (Audio)
Diese Nachricht wurde am 11.10.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.