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Bevor einer beamteten Professorin gekündigt wird, muss schon einiges passieren. An der Universität Trier gibt es jetzt so einen Fall: der rheinland-pfälzische Bildungsminister Jürgen Zöllner hat die 42jährige Geomathematikerin Ute Herzfeld entlassen, weil sie monatelang abwesend war.

16.05.2003
    Von Nicole Mertes

    Ute Herzfeld ist eine in Fachkreisen angesehene Wissenschaftlerin. Deshalb war der Fachbereich Geographie an der Universität Trier auch froh, dass sie den Ruf für eine C4 Professur für Geomathematik angenommen hat. Doch die Freude währte nicht lange - Professor Hertzfeld stand zwar im Vorlesungsverzeichnis, war aber so gut wie nie vor Ort. Sie forschte und lehrte nicht in Trier, sondern an der Universität in Boulder, im amerikanischen Bundesstaat Colorado. Ein Forschungssemester hatte die Universität Trier allerdings nicht genehmigt. Nachdem ihr Gehalt gesperrt und ein Disziplinarverfahren gegen sie eröffnet wurde, tauchte Professor Hetzfeld im Sommersemester 2002 kurz in Trier auf, um gleich darauf wieder zu verschwinden. Jetzt hat der rheinland-pfälzische Bildungsminister Jürgen Zöllner Ute Herzfeld entlassen:

    Sie wurde gemäß Paragraph 39 des Landesbeamtengesetzes entlassen, weil sie ohne Genehmigung ihren dauernden Aufenthalt außerhalb des Geltungsbereiches des Vertrages des Grundgesetzes über die Europäische Union genommen hat.

    Der offizielle Kündigungsgrund ist ein juristischer Schachzug, mit dem sich das Bildungsministerium und die Universität einen langen und zermürbenden Rechtsstreit ersparen wollten. Der wirkliche Grund liegt auf der Hand:

    Ja, es ist so, dass offensichtlich Frau Herzfeld ihren Lehrverpflichtungen und sonstigen Verpflichtungen nicht nachgekommen ist, sodass ich es für nötig befunden habe, um letzten Endes den Ruf der Professorinnen und Professoren, die engagiert ihrer Tätigkeit nachgehen, nicht dadurch Abbruch erleiden lassen, dass einige wenige Fälle den Eindruck erwecken, sie könnten machen, was sie wollten.

    Ute Herzfeld kann gegen den Rausschmiss noch Widerspruch einlegen. Wo sie sich zur Zeit aufhält, ist unbekannt. Im Fachbereich Geografie der Universität Trier, mit 17 Professoren und über 1000 eingeschriebenen Studenten, hinterlässt sie keine große Lücke. Ihre Lehrveranstaltungen haben ein Doktorand und ein anderer Wissenschaftler übernommen. Viele Studenten kennen Frau Professor Herzfeld gar nicht, kein Wunder, sie war ja kaum da. Dass dauerhafte Abwesenheit auch für Professoren letztendlich Konsequenzen hat, finden sie in Ordnung.

    Peter Schwenkmetzger, der Präsident der Universität Trier hält die Affäre Herzfeld für einen unglücklichen Ausnahmefall. Ob die freiwerdende Professur allerdings neu besetzt wird, ist offen.