" Wir sind seit Tagen unterwegs, um die Menschen auf der Straße davon zu überzeugen ebenfalls gegen diese Reform zu demonstrieren. Unter Protest darf sich nicht nur auf die Hochschulen beschränken. Es geht hier um Wesentliches, das die gesamte Gesellschaft betrifft. Viele Leute verstehen immer noch nicht, warum wir so energisch gegen diese Reform sind. "
Anna Maritelli studiert im vierten Jahr Anthropologie an der römischen Hochschule "La Sapienza". Sie möchte nach ihrem Diplom nur zu gern in die wissenschaftliche Forschung. Mit der von Bildungsministerin Letizia Moratti geplanten Universitätsreform wird Anna aber keine Chance haben, jemals im Wissenschaftsbetrieb einen festen Arbeitsplatz zu finden. Die Reform sieht nämlich vor, dass wissenschaftlicher Nachwuchs höchstens zwei Mal auf Zeit in einer staatlichen Forschungseinrichtung Anstellung finden kann. Läuft auch der zweite Zeitvertrag aus gibt es keine Hoffnung auf Neueinstellung. Arbeitslosigkeit ist die Folge. Betroffen von der geplanten Reform sind zehntausende von Universitätsabsolventen sowie zahlreiche wissenschaftliche Einrichtungen, die händeringend nach Nachwuchs suchen.
Anna Maritelli:
" Seit einiger Zeit weitet sich der Protest an den Hochschule aus. Jetzt sollte eigentlich das Wintersemester beginnen aber in vielen Hochschulen liegt der Lehrbetrieb brach: Dozenten und wir Studierenden blockieren jetzt alles, denn in den nächsten Tagen könnte diese hahnebüchene Universitätsreform, die auch radikale Kürzungen der Finanzmittel für staatliche Hochschulen vorsieht, Wirklichkeit werden. Ich bin fest davon überzeugt, dass das, was wir hier tun, sinnvoll ist. "
Ab dem 14, Oktober wird die Unireform von Ministerin Moratti im Parlament diskutiert. Die Oppositionsparteien versicherten der Regierung bereits, dass sie gegen das Gesetz stimmen werden. Am 24. Oktober könnte es zur Verabschiedung des Gesetzes kommen. Nicht ausgeschlossen ist, dass die Regierung die Reform als Gesetzesdekret verabschiedet - also ohne eine Abstimmung im Parlament als Dekret diktiert.
Hochschuldozenten und Studierende reagieren. Der nun schon seit Monaten andauernde Protest weitet sich zunehmend aus. Besonders schlimm für Ministerin Moratti: das akademische Jahr kann nicht beginnen und immer öfter berichten auch ausländische Medien negativ über ihre Reform. Dazu der römische Literaturdozent Emanuele Trevi:
" Dieser Protest ist der Beweis dafür, dass die Reform kontraproduktiv ist. Zum ersten Mal überhaupt ziehen Lehrende und Studierenden an einem Strang. Egal, ob sie von links oder rechts kommen. Selbst jene Hochschullehrer, die bekanntermaßen Regierungsparteien wählen, beteiligen sich an den Protestkundgebungen. "
In Rom, Florenz und Bologna hat das akademische Jahr noch nicht begonnen. Sämtliche Veranstaltungen fallen wegen des Protests aus. In Rom sind bereits verschiedene Fakultäten von Studierenden besetzt worden. Die Kulturministerin droht mit Zwangsräumungen, aber die Studierenden versicherten ihr, dass sie sich nicht einschüchtern lassen. Am heutigen Mittwoch ziehen tausende von Studierenden und Dozenten in Bologna durch die Innenstadt. Mit ihrem Protestmarsch machen sie auf ihre Situation aufmerksam. Selbst die staatliche Elitehochschule "Scuola Normale di Pisa" ist blockiert. Sogar emeritierte Professoren dieser altehrwürdigen Institution sind nach Pisa gereist, um ihre Kollegen und die Studierenden in ihrem Protest zu unterstützen. "Roma Tre", die dritte römischen Hochschule, begann am Dienstag mit Open-Air-Schein-Vorlesungen auf der Piazza Montecitorio - direkt vor dem italienischen Parlament. Zeitweise konnten die Abgeordneten nicht das Parlamentsgebäude betreten, weil sie von Studierenden davon abgehalten wurden. Die Polizei schritt nicht ein- noch nicht - weil eine Eskalation verhindert werden soll. Eine Eskalation ist aber nicht auszuschließen, meint Gianfranco Minetti, der in diesem Semester sein Diplom als Biologe an der römischen Hochschule machen will:
" Wir suchen nach immer neuen Protestmethoden, um die Öffentlichkeit für uns zu gewinnen. Schauen Sie, allen Umfragen zufolge ist ein Großteil der Bevölkerung gegen die Unireform. Berlusconi sollte endlich begreifen, dass, sollte diese Reform verabschiedet werden, er auch weite Teile seiner Wählerschaft gegen sich aufbringt. Nur muss er das schnell begreifen, bevor die Ministerin ihre Reform im Parlament durchboxt. Aber ich bin da eher pessimistisch. "
Doch wer weiß: gut informierten Kreisen aus der Regierungskoalition zufolge könnte Berlusconi seine Ministerin noch rechtzeitig in ihre Schranken weisen. Der Medienzar glaubt sehr an Meinungsumfragen. In diesen Umfragen schneidet er immer schlechter ab - auch wegen seiner Universitätspolitik. Hinzu kommt, dass Bildungsministerin Moratti mit ihrer Reform für das staatliche Schulsystem ebenfalls einen Riesenprotest von Lehrern und Eltern losgetreten hat. Letizia Moratti wird immer unbequemer für einen Regierungschef, der sehr auf sein Image und auf sein gutes Abschneiden in Meinungsumfragen bedacht ist. Dieser Umstand könnte die Unireform vielleicht doch noch zu Fall bringen.
Anna Maritelli studiert im vierten Jahr Anthropologie an der römischen Hochschule "La Sapienza". Sie möchte nach ihrem Diplom nur zu gern in die wissenschaftliche Forschung. Mit der von Bildungsministerin Letizia Moratti geplanten Universitätsreform wird Anna aber keine Chance haben, jemals im Wissenschaftsbetrieb einen festen Arbeitsplatz zu finden. Die Reform sieht nämlich vor, dass wissenschaftlicher Nachwuchs höchstens zwei Mal auf Zeit in einer staatlichen Forschungseinrichtung Anstellung finden kann. Läuft auch der zweite Zeitvertrag aus gibt es keine Hoffnung auf Neueinstellung. Arbeitslosigkeit ist die Folge. Betroffen von der geplanten Reform sind zehntausende von Universitätsabsolventen sowie zahlreiche wissenschaftliche Einrichtungen, die händeringend nach Nachwuchs suchen.
Anna Maritelli:
" Seit einiger Zeit weitet sich der Protest an den Hochschule aus. Jetzt sollte eigentlich das Wintersemester beginnen aber in vielen Hochschulen liegt der Lehrbetrieb brach: Dozenten und wir Studierenden blockieren jetzt alles, denn in den nächsten Tagen könnte diese hahnebüchene Universitätsreform, die auch radikale Kürzungen der Finanzmittel für staatliche Hochschulen vorsieht, Wirklichkeit werden. Ich bin fest davon überzeugt, dass das, was wir hier tun, sinnvoll ist. "
Ab dem 14, Oktober wird die Unireform von Ministerin Moratti im Parlament diskutiert. Die Oppositionsparteien versicherten der Regierung bereits, dass sie gegen das Gesetz stimmen werden. Am 24. Oktober könnte es zur Verabschiedung des Gesetzes kommen. Nicht ausgeschlossen ist, dass die Regierung die Reform als Gesetzesdekret verabschiedet - also ohne eine Abstimmung im Parlament als Dekret diktiert.
Hochschuldozenten und Studierende reagieren. Der nun schon seit Monaten andauernde Protest weitet sich zunehmend aus. Besonders schlimm für Ministerin Moratti: das akademische Jahr kann nicht beginnen und immer öfter berichten auch ausländische Medien negativ über ihre Reform. Dazu der römische Literaturdozent Emanuele Trevi:
" Dieser Protest ist der Beweis dafür, dass die Reform kontraproduktiv ist. Zum ersten Mal überhaupt ziehen Lehrende und Studierenden an einem Strang. Egal, ob sie von links oder rechts kommen. Selbst jene Hochschullehrer, die bekanntermaßen Regierungsparteien wählen, beteiligen sich an den Protestkundgebungen. "
In Rom, Florenz und Bologna hat das akademische Jahr noch nicht begonnen. Sämtliche Veranstaltungen fallen wegen des Protests aus. In Rom sind bereits verschiedene Fakultäten von Studierenden besetzt worden. Die Kulturministerin droht mit Zwangsräumungen, aber die Studierenden versicherten ihr, dass sie sich nicht einschüchtern lassen. Am heutigen Mittwoch ziehen tausende von Studierenden und Dozenten in Bologna durch die Innenstadt. Mit ihrem Protestmarsch machen sie auf ihre Situation aufmerksam. Selbst die staatliche Elitehochschule "Scuola Normale di Pisa" ist blockiert. Sogar emeritierte Professoren dieser altehrwürdigen Institution sind nach Pisa gereist, um ihre Kollegen und die Studierenden in ihrem Protest zu unterstützen. "Roma Tre", die dritte römischen Hochschule, begann am Dienstag mit Open-Air-Schein-Vorlesungen auf der Piazza Montecitorio - direkt vor dem italienischen Parlament. Zeitweise konnten die Abgeordneten nicht das Parlamentsgebäude betreten, weil sie von Studierenden davon abgehalten wurden. Die Polizei schritt nicht ein- noch nicht - weil eine Eskalation verhindert werden soll. Eine Eskalation ist aber nicht auszuschließen, meint Gianfranco Minetti, der in diesem Semester sein Diplom als Biologe an der römischen Hochschule machen will:
" Wir suchen nach immer neuen Protestmethoden, um die Öffentlichkeit für uns zu gewinnen. Schauen Sie, allen Umfragen zufolge ist ein Großteil der Bevölkerung gegen die Unireform. Berlusconi sollte endlich begreifen, dass, sollte diese Reform verabschiedet werden, er auch weite Teile seiner Wählerschaft gegen sich aufbringt. Nur muss er das schnell begreifen, bevor die Ministerin ihre Reform im Parlament durchboxt. Aber ich bin da eher pessimistisch. "
Doch wer weiß: gut informierten Kreisen aus der Regierungskoalition zufolge könnte Berlusconi seine Ministerin noch rechtzeitig in ihre Schranken weisen. Der Medienzar glaubt sehr an Meinungsumfragen. In diesen Umfragen schneidet er immer schlechter ab - auch wegen seiner Universitätspolitik. Hinzu kommt, dass Bildungsministerin Moratti mit ihrer Reform für das staatliche Schulsystem ebenfalls einen Riesenprotest von Lehrern und Eltern losgetreten hat. Letizia Moratti wird immer unbequemer für einen Regierungschef, der sehr auf sein Image und auf sein gutes Abschneiden in Meinungsumfragen bedacht ist. Dieser Umstand könnte die Unireform vielleicht doch noch zu Fall bringen.