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Senioren im Internet
Sicherheit für "Silver Surfer"

Bei der Generation 60 plus löst die rasante Entwicklung der neuen Medien neben Neugier auch Ängste aus. Die Landesregierung von Rheinland-Pfalz gibt im Rahmen ihrer Initiative "Digital vernetzt im Alter" eine Anschubfinanzierung für ehrenamtlich betreute Computertreffs für Senioren, damit beim Surfen nichts mehr schiefgeht.

Von Anke Petermann | 14.11.2017
    Ein Mitglied des Senioren Computer Club SCC, sitzt an einem Computer in Berlin Mitte.
    Viele ältere Menschen fallen Betrügern im Netz zum Opfer. (dpa/picture alliance/Tim Brakemeier)
    Einmal ist Hans Harald Hartnagel auf eine Fake-Mail reingefallen und hat sich einen Computer-Virus gefangen. Kompletter Datenverlust auf seinem PC war die Folge. Anhänge unbekannter Absender oder in Mails, die ihm vertraut und dennoch seltsam vorkommen, würde er keinesfalls nochmal öffnen.
    "Ich klicke nicht - um Gottes willen, ich druck' sie aus, und das kommt in meinen Ordner. Und wenn ich mal älter bin, gucke ich mir den Ordner noch mal an", freut sich der 71-Jährige auf sein Grusel-Kabinett. Manchmal vergessen Senioren vor Begeisterung über ein tolles Produkt ihre Vorsicht, beobachtet Herbert Heimes vom PC-Treff in Kastellaun im Hunsrück.
    Dann bestellen sie etwas, ohne zuvor Informationen über den Anbieter einzuholen, zum Beispiel: "Hat der eine Steuernummer, wo hat der seinen Sitz, ist da eine Kontaktmöglichkeit, hat der Sicherheitsmerkmale, ist die Seite überhaupt verschlüsselt. Und da sind die natürlich immer heilfroh..."

    ...über Tipps, wie man verhindert, einem Online-Fake-Shop aufzusitzen, den nur der Datenklau interessiert. Der 67-jährige Ex-Polizist schult Altersgenossen und Ältere zweimal im Monat als einer der ehrenamtlichen Lehrer beim Kastellauner PC-Treff. Die Mainzer Ampel-Regierung gibt solchen Silver-Surfer-Treffs eine Anschubfinanzierung, rund hundert gibt es im ganzen Land.
    Einzelhändler bieten besonderen Service für Senioren
    Achtzig davon bieten auch Einzelberatung. 400 Euro sind für Herbert Heimes übrigens der Höchstbetrag, den er im Online-Handel investiert: "Ich würde niemals Schmuck oder Uhren für ein paar tausend Euro kaufen, da würde ich lieber zum örtlichen Einzelhändler gehen. Da wäre ich auf der sicheren Seite, auch insbesondere, wenn es nachher um Garantie und Garantieleistungen …, wenn man sich einen Fernseher kaufen will. Der örtliche Einzelhandel ist mittlerweile so clever aufgestellt, dass die das Gerät nach Hause bringen, aufstellen, einrichten, eine kurze Einweisung machen mit der alten Dame, damit die wissen, was muss ich machen, damit der Fernseher läuft. Das kriegt man natürlich im Online-Shopping nicht angeboten."
    Das rheinland-pfälzische Projekt verknüpft Nahversorgung und Ehrenamt. Gemeinsam mit drei Verbandsgemeinden hat das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering einen Online-Marktplatz entwickelt: ordern bei lokalen Einzelhändlern, liefern lassen von Freiwilligen, die den Weg ohnehin fahren, das Ganze organisiert über eine eigens dafür entwickelte Smartphone App.
    App für den Austausch von Dienstleistungen
    Künftig können Gemeinden Lizenzen für diese Plattform erwerben. Teil des Projekts ist laut Dominik Magin vom Fraunhofer-Institut Kaiserslautern auch der Dorffunk mit einer App für den örtlichen Schwatz.
    "Aber ich kann dort auch aktiv nach Hilfe suchen bzw. Hilfe anbieten. Das heißt, wenn ich mir als Schüler ein bisschen was dazu verdienen möchte, kann ich da anbieten, dass ich gern Rasen mähen würde." Gegen eine Ehrenamts-Entschädigung.
    Michael Krausch vom Landeskriminalamt interessiert: "Wo verhindere ich dann, dass Straftäter Zugangsmöglichkeiten haben?"
    Sicherheitslösungen für das analoge Leben
    Genau das war unlängst Thema auf einem Workshop im digitalen Modell-Dorf Eisenberg in der Pfalz. Die älteren Teilnehmer fragten, wie man bei einer Mitfahr-App sicherstellt, dass keiner in das Auto eines Betrügers steigt. Portal-Teilnehmer sollen sich ausweisen, sagt Dominik Magin.
    Möglich zum Beispiel: "Ein Aufkleber, den ich auf meinem Auto platziere, der von der Verbandsgemeinde ausgegeben wird, als Verifikation sozusagen. Andererseits, dass ich dann in meiner digitalen Lösung sehe oder von meiner Telefonzentrale Rückmeldung bekommen, 'Ja, das ist ein blaues Auto mit dem Kennzeichen RP-MA -1234.'"
    Das Brainstorming über Sicherheitslösungen geht weiter, auch gemeinsam mit dem LKA. Die zweite Experimentierphase fürs Digitale Dorf läuft bis 2019.