"Die geplante nordeuropäische Gaspipeline soll nahe der Stadt Wiborg in die Ostsee gehen und dann entlang der Grenze der finnischen Territorialgewässer, sich in Richtung Westen nach Schweden bewegen östlich von Gotland vorbei, südöstlich an Bornholm und in Greifswald wieder an Land gehen."
Heidrun Fammler beschreibt den Streckenverlauf der deutsch-russischen Gasleitung, die in Zukunft sibirisches Erdgas nach Deutschland und Westeuropa pumpen soll. Ein Bauvorhaben, das Heidrun Fammler aufmerksam verfolgt. Denn sie setzt sich mit ihrer baltischen Umweltorganisation "Baltic Environmental Forum" für den Schutz der Ostsee ein.
"Generell ist die Ostsee ein sehr fragiles Ökosystem. Durch den geschlossenen Wasserzyklus und ganz, ganz wenig Frischwasserzufuhr aus der Nordsee und dem Atlantik bedeutet das eben auch, dass die Verwundbarkeit des Ökosystems wesentlich größer ist als in offenen Ozeanen."
Im Lettischen Institut für Aquatische Ökologie untersucht Juris Aigars regelmäßig Wasserproben aus der Ostsee. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion hat sich ihre Qualität stark verbessert, weil immer mehr Abwässer aus Industrie und Kommunen geklärt werden. Neue Sorgen bereiten dem Institutsleiter heute die zahllosen Tanker, die beladen mit Chemikalien oder Öl die Ostsee befahren.
"Die Gasleitung soll genau dort verlegt werden, wo auch starker Schiffsverkehr herrscht. Was passiert, wenn plötzlich Gas austritt und gerade ein Tanker vorbeifährt? Wir hatten vor kurzem einen Pipelineunfall in Lettland, als Unmengen Öl aus einer defekten Leitung flossen, die aus Weißrussland kam. Obwohl der Ölhahn sofort zugedreht wurde, konnte die Umweltkatastrophe nicht verhindert werden."
Alarmiert ist Juris Aigars in diesen Tagen, weil die deutsch-russische Betreibergesellschaft den Streckenverlauf der Gasleitung verändern will. Ursprünglich sollten die Rohre auf dem Boden der Ostsee auch in finnischen Gewässern verlegt werden. Aber Gutachter raten ab, weil das Meer dort zu flach und uneben sei. Die Pipelinetrasse solle lieber weiter südlich durch die tiefere estnische Ostsee führen.
"Die Finnen kennen ihr Meer, sie sind den baltischen Ländern wie Estland viele Schritte voraus und haben Meeresschutzgebiete ausgewiesen. Aber wir im Baltikum haben noch nicht eine einzige umfangreiche Meeresuntersuchung gemacht, wir kennen die Gebiete noch gar nicht, die wir schützen sollten."
Juris Aigars versucht selbst schon seit Jahren, die besonders seltenen Lebensräume in der Ostsee zu entdecken. Sie müssen als Natura-2000-Schutzgebiete ausgewiesen werden, das verlangt Brüssel von jedem EU-Mitglied. Aber die aufwendigen Untersuchungen sind langwierig und sehr teuer. Juris Aigars ist besorgt, weil die Betreiber der russisch-deutschen Ostsee-Pipeline schon im August über den Bau in estnischen Gewässern entscheiden wollen.
"Für Estland wäre politisch und wirtschaftlich viel gewonnen. Als Partner würde der Kreml keinen Druck mehr ausüben, wie er es heute tut. Trotzdem hoffe ich, dass die Esten den Vorschlag nicht auf Kosten der Umwelt annehmen werden. Sie müssen die Umweltverträglichkeit sehr gründlich prüfen. Diese Untersuchungen dauern sicher bis zum Sommer 2008 und verzögern den Baubeginn. Natürlich hat es schon Staaten gegeben, die sich dem wirtschaftlichen Druck gebeugt haben. Aber früher oder später werden ihre Umweltsünden aufgedeckt und sie landen vor dem Europäischen Gerichtshof."
Laut Artikel 6 der Natura-2000-Richtlinie muss jedes Land der Europäischen Union sicherstellen, dass seine ausgewiesenen Umweltschutzgebiete nicht von Projekten wie einer Gaspipeline zerstört werden. Heidrun Fammler fördert zurzeit mit ihrem baltischen Umweltforum die Auszeichnung von Küstenschutzgebieten in Lettland, Litauen, Estland und St. Petersburg. Die Umweltschützerin würde gerne einen umweltverträglichen Pipeline-Bau garantieren und schlägt einen Runden Tisch für alle Beteiligten in West und Ost vor.
"Wir haben ja nicht nur eine ökologisch wissenschaftliche Diskussion, sondern auch einen führenden Betreiber-Partner in einem Land, in dem transparenter Dialog über Umweltthemen nicht unbedingt Tradition ist. Und mit Russland und der russischen Gazprom-Verwaltung gemeinsam einen transparenten Dialog hinzubekommen, das wäre schon eine Herausforderung."
Umweltbedenken in finnischen Gewässern setzen die Bauherren der Ostseepipeline unter Druck. Jetzt müssen alle Beteiligten darauf achten, dass beim Gerangel um einen rechtzeitigen Baubeginn in Estland das empfindliche Ökosystem Ostsee keinen Schaden nimmt.
Heidrun Fammler beschreibt den Streckenverlauf der deutsch-russischen Gasleitung, die in Zukunft sibirisches Erdgas nach Deutschland und Westeuropa pumpen soll. Ein Bauvorhaben, das Heidrun Fammler aufmerksam verfolgt. Denn sie setzt sich mit ihrer baltischen Umweltorganisation "Baltic Environmental Forum" für den Schutz der Ostsee ein.
"Generell ist die Ostsee ein sehr fragiles Ökosystem. Durch den geschlossenen Wasserzyklus und ganz, ganz wenig Frischwasserzufuhr aus der Nordsee und dem Atlantik bedeutet das eben auch, dass die Verwundbarkeit des Ökosystems wesentlich größer ist als in offenen Ozeanen."
Im Lettischen Institut für Aquatische Ökologie untersucht Juris Aigars regelmäßig Wasserproben aus der Ostsee. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion hat sich ihre Qualität stark verbessert, weil immer mehr Abwässer aus Industrie und Kommunen geklärt werden. Neue Sorgen bereiten dem Institutsleiter heute die zahllosen Tanker, die beladen mit Chemikalien oder Öl die Ostsee befahren.
"Die Gasleitung soll genau dort verlegt werden, wo auch starker Schiffsverkehr herrscht. Was passiert, wenn plötzlich Gas austritt und gerade ein Tanker vorbeifährt? Wir hatten vor kurzem einen Pipelineunfall in Lettland, als Unmengen Öl aus einer defekten Leitung flossen, die aus Weißrussland kam. Obwohl der Ölhahn sofort zugedreht wurde, konnte die Umweltkatastrophe nicht verhindert werden."
Alarmiert ist Juris Aigars in diesen Tagen, weil die deutsch-russische Betreibergesellschaft den Streckenverlauf der Gasleitung verändern will. Ursprünglich sollten die Rohre auf dem Boden der Ostsee auch in finnischen Gewässern verlegt werden. Aber Gutachter raten ab, weil das Meer dort zu flach und uneben sei. Die Pipelinetrasse solle lieber weiter südlich durch die tiefere estnische Ostsee führen.
"Die Finnen kennen ihr Meer, sie sind den baltischen Ländern wie Estland viele Schritte voraus und haben Meeresschutzgebiete ausgewiesen. Aber wir im Baltikum haben noch nicht eine einzige umfangreiche Meeresuntersuchung gemacht, wir kennen die Gebiete noch gar nicht, die wir schützen sollten."
Juris Aigars versucht selbst schon seit Jahren, die besonders seltenen Lebensräume in der Ostsee zu entdecken. Sie müssen als Natura-2000-Schutzgebiete ausgewiesen werden, das verlangt Brüssel von jedem EU-Mitglied. Aber die aufwendigen Untersuchungen sind langwierig und sehr teuer. Juris Aigars ist besorgt, weil die Betreiber der russisch-deutschen Ostsee-Pipeline schon im August über den Bau in estnischen Gewässern entscheiden wollen.
"Für Estland wäre politisch und wirtschaftlich viel gewonnen. Als Partner würde der Kreml keinen Druck mehr ausüben, wie er es heute tut. Trotzdem hoffe ich, dass die Esten den Vorschlag nicht auf Kosten der Umwelt annehmen werden. Sie müssen die Umweltverträglichkeit sehr gründlich prüfen. Diese Untersuchungen dauern sicher bis zum Sommer 2008 und verzögern den Baubeginn. Natürlich hat es schon Staaten gegeben, die sich dem wirtschaftlichen Druck gebeugt haben. Aber früher oder später werden ihre Umweltsünden aufgedeckt und sie landen vor dem Europäischen Gerichtshof."
Laut Artikel 6 der Natura-2000-Richtlinie muss jedes Land der Europäischen Union sicherstellen, dass seine ausgewiesenen Umweltschutzgebiete nicht von Projekten wie einer Gaspipeline zerstört werden. Heidrun Fammler fördert zurzeit mit ihrem baltischen Umweltforum die Auszeichnung von Küstenschutzgebieten in Lettland, Litauen, Estland und St. Petersburg. Die Umweltschützerin würde gerne einen umweltverträglichen Pipeline-Bau garantieren und schlägt einen Runden Tisch für alle Beteiligten in West und Ost vor.
"Wir haben ja nicht nur eine ökologisch wissenschaftliche Diskussion, sondern auch einen führenden Betreiber-Partner in einem Land, in dem transparenter Dialog über Umweltthemen nicht unbedingt Tradition ist. Und mit Russland und der russischen Gazprom-Verwaltung gemeinsam einen transparenten Dialog hinzubekommen, das wäre schon eine Herausforderung."
Umweltbedenken in finnischen Gewässern setzen die Bauherren der Ostseepipeline unter Druck. Jetzt müssen alle Beteiligten darauf achten, dass beim Gerangel um einen rechtzeitigen Baubeginn in Estland das empfindliche Ökosystem Ostsee keinen Schaden nimmt.