Dienstag, 23. April 2024

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Serbien
Bewaffnete Fußballfans

In Serbiens Zivilgesellschaft soll es zwischen 200.000 und 900.000 Waffen geben - bei einer Bevölkerung von sieben Millionen Menschen. Laut einem aktuellen OSZE-Bericht sollen die Waffen zu einem großen Teil im Besitz von Fußballanhängern sein, berichtet Dlf-Korrespondentin Sabine Adler.

Sabine Adler im Gespräch mit Marina Schweizer | 02.09.2018
    Fans von Roter Stern Belgrad
    Im Blick der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE): Fans von Roter Stern Belgrad. (imago sportfotodienst)
    Es gehe dabei vor allem um Anhänger der beiden verfeindeten Belgrader Clubs Roter Stern und Partizan, erklärte Sabine Adler in der Sendung "Sport am Sonntag". Die Dlf-Reporterin hat in Serbien recherchiert und dabei auch den OSZE-Berichterstatter Davor Lukac getroffen. "Das Problem", sagt Lukac, "sind nicht die normalen Bürger und ihre Waffen, sondern die Extremisten und ihre Waffen. Sie geben den Ton an bei Partizan Belgrad genauso wie bei Roter Stern Belgrad."
    Verbindungen in die Politik
    Offiziell gehörten die Vereine dem Staat. "Aber in den Vereinsvorständen sitzen Ultras", so Lukac, "Extremisten mit Waffen. Und die haben eine Armee von rund 20.000 Mann hinter sich, darunter Hooligans, die sie aufstacheln können: mit Liedern gegen die Regierung, mit Bannern, oder mit Demonstrationen. Sie sind jederzeit zu mobilisieren."
    Unter anderem deswegen schrecken Politiker in Serbien laut Lukac davor zurück, zu scharf gegen diese Gruppen vorzugehen - beziehungsweise existierten Belege dafür, dass es teilweise sogar enge Verbindungen zwischen ranghohen serbischen Politikern und gewaltbereiten Fußballfans gebe: So liege Lukac etwa ein Video vor, auf dem der Sohn des serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic bei der Fußball-WM in Russland mit serbischen Ultras zu sehen sei.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.