Es herrscht eine seltsame Leere im serbischen Außenministerium. Man geht durch endlose Flure vorbei an dutzenden Türen - doch überall trifft man nur auf bedrückende Stille. Ein Außenministerium, das überdimensioniert wirkt für ein Land, von dem nicht mehr viel übrig geblieben ist. Vuk Jeremic, der serbische Außenminister, will so gar nicht in diese Umgebung passen.
Jeremic steht für die Zukunft: für das neue Serbien, das in die Europäische Union möchte.
"Wir wurden gewählt, um unser Wahlversprechen zu erfüllen: dieses Land in die EU zu führen. Das ist unser wichtigstes strategisches Ziel."
Die EU hat maßgeblich dazu beigetragen, den pro-europäischen Kräften in Serbien bei der letzten Wahl zum Sieg zu verhelfen. Kurz vor der Wahl unterschrieb sie ein Abkommen, das Serbien enger an die Europäische Union binden soll - ein Signal, das seine Wirkung auf die Wähler nicht verfehlte.
Aber seitdem ist nicht mehr viel passiert. Die Tinte ist trocken, aber das Abkommen nicht in Kraft. Das Problem hat einen Namen: Ratko Mladic.
Der ehemalige Armeeführer der bosnischen Serben ist einer der meistgesuchten mutmaßlichen Kriegsverbrecher aus der Zeit der Balkankriege - er soll sich in Serbien versteckt halten.
"Wenn wir wüssten, wo Mladic ist, dann würde er nicht frei herumlaufen. Wir arbeiten Tag und Nacht daran, ihn festzunehmen und auszuliefern", betont der Außenminister.
Das Thema ärgert ihn sichtlich. Mladic steht ganz weit oben auf der Fahndungsliste des UN-Kriegsverbrechertribunals mit Sitz in Den Haag. Es sind die Niederländer, die vor allem darauf bestehen, dass Mladic erst in Den Haag sein muss, bevor die EU weiter auf Serbien zugehen kann.
Mladic, der mutmaßliche Schlächter von Srebrenica.
Sonja Licht, eine bekannte serbische Politologin, ist überzeugt davon, dass es der Regierung ernst ist.
"Ich denke immer mehr, dass sie Mladic leider zur Zeit nicht kriegen können. Ich bin mehr als je zuvor überzeugt davon, dass sie Mladic ausliefern würden wenn sie könnten - sie haben nichts zu verlieren, aber viel zu gewinnen."
Mladic sei kein Thema mehr, sagt die kleine Frau mit den wachen Augen hinter ihrer absurd großen Brille. Kaum jemand kennt die politische Landschaft in Serbien so gut wie sie. Was die Menschen beschäftige, sei die wirtschaftliche Entwicklung, sagt Sonja Licht. Um so mehr fühlen sich viele Serben durch die Bedingungen, die die EU diktiert, diskriminiert.
In der serbischen Regierung ist Milica Delevic zuständig für den Integrationsprozess in die EU. Wann immer sie Zeit hat, liest sie, was vor allem junge Menschen in Internetforen über die EU schreiben. Das sei sehr aufschlussreich, meint sie.
"Ich habe mal einen Kommentar gefunden, den ich gerne zitiere: die EU sei wie die Kirche. Du musst zugeben, dass Du gesündigt hast, aber am Ende hast du im Leben keine Vorteile davon."
Die Regierung in Belgrad befürchtet, dass ihr pro-europäischer Kurs auf die eigenen Füße fällt - da er bisher zu keinen greifbaren Ergebnissen geführt hat. Was helfen würde, wären Visa-Erleichterungen für die Serben, eine vereinfachte Einreise in die EU, sagt Milica Delevic. Nur elf Prozent der Serben hätten einen Pass - es würden schon nicht so viele kommen. Außenminister Jeremic hofft noch auf mehr im kommenden Jahr: Die EU soll Serbien in die Reihe der Beitrittskandidaten aufnehmen.
"Es gibt so viele Dinge, die uns trennen auf dem Balkan. Aber es gibt ein Thema, das uns alle eint: wir wollen in die EU. Darum hoffe ich, dass wir jetzt weiter vorankommen wenn es um unsere europäische Zukunft geht."
So sehr Serbien in die EU will, so sehr lebt es in der Vergangenheit. Nichts zeigt das so sehr wie der Streit um das Kosovo. Ein Streit, der auch Serbien und die EU trennt - das Kosovo wird von fast allen EU-Ländern als souveräner Staat anerkannt. Im kommenden Jahr will Vuk Jeremic diese Unabhängigkeit rückgängig machen - mit einem Prozess vor dem Internationalen Gerichtshof.
Er wird all seine politische Energie einsetzen, um die Fakten zu bekämpfen, die die EU geschaffen hat - die EU, in die er sein Land führen möchte. Serbiens Weg nach Europa ist voller Widersprüche.
Jeremic steht für die Zukunft: für das neue Serbien, das in die Europäische Union möchte.
"Wir wurden gewählt, um unser Wahlversprechen zu erfüllen: dieses Land in die EU zu führen. Das ist unser wichtigstes strategisches Ziel."
Die EU hat maßgeblich dazu beigetragen, den pro-europäischen Kräften in Serbien bei der letzten Wahl zum Sieg zu verhelfen. Kurz vor der Wahl unterschrieb sie ein Abkommen, das Serbien enger an die Europäische Union binden soll - ein Signal, das seine Wirkung auf die Wähler nicht verfehlte.
Aber seitdem ist nicht mehr viel passiert. Die Tinte ist trocken, aber das Abkommen nicht in Kraft. Das Problem hat einen Namen: Ratko Mladic.
Der ehemalige Armeeführer der bosnischen Serben ist einer der meistgesuchten mutmaßlichen Kriegsverbrecher aus der Zeit der Balkankriege - er soll sich in Serbien versteckt halten.
"Wenn wir wüssten, wo Mladic ist, dann würde er nicht frei herumlaufen. Wir arbeiten Tag und Nacht daran, ihn festzunehmen und auszuliefern", betont der Außenminister.
Das Thema ärgert ihn sichtlich. Mladic steht ganz weit oben auf der Fahndungsliste des UN-Kriegsverbrechertribunals mit Sitz in Den Haag. Es sind die Niederländer, die vor allem darauf bestehen, dass Mladic erst in Den Haag sein muss, bevor die EU weiter auf Serbien zugehen kann.
Mladic, der mutmaßliche Schlächter von Srebrenica.
Sonja Licht, eine bekannte serbische Politologin, ist überzeugt davon, dass es der Regierung ernst ist.
"Ich denke immer mehr, dass sie Mladic leider zur Zeit nicht kriegen können. Ich bin mehr als je zuvor überzeugt davon, dass sie Mladic ausliefern würden wenn sie könnten - sie haben nichts zu verlieren, aber viel zu gewinnen."
Mladic sei kein Thema mehr, sagt die kleine Frau mit den wachen Augen hinter ihrer absurd großen Brille. Kaum jemand kennt die politische Landschaft in Serbien so gut wie sie. Was die Menschen beschäftige, sei die wirtschaftliche Entwicklung, sagt Sonja Licht. Um so mehr fühlen sich viele Serben durch die Bedingungen, die die EU diktiert, diskriminiert.
In der serbischen Regierung ist Milica Delevic zuständig für den Integrationsprozess in die EU. Wann immer sie Zeit hat, liest sie, was vor allem junge Menschen in Internetforen über die EU schreiben. Das sei sehr aufschlussreich, meint sie.
"Ich habe mal einen Kommentar gefunden, den ich gerne zitiere: die EU sei wie die Kirche. Du musst zugeben, dass Du gesündigt hast, aber am Ende hast du im Leben keine Vorteile davon."
Die Regierung in Belgrad befürchtet, dass ihr pro-europäischer Kurs auf die eigenen Füße fällt - da er bisher zu keinen greifbaren Ergebnissen geführt hat. Was helfen würde, wären Visa-Erleichterungen für die Serben, eine vereinfachte Einreise in die EU, sagt Milica Delevic. Nur elf Prozent der Serben hätten einen Pass - es würden schon nicht so viele kommen. Außenminister Jeremic hofft noch auf mehr im kommenden Jahr: Die EU soll Serbien in die Reihe der Beitrittskandidaten aufnehmen.
"Es gibt so viele Dinge, die uns trennen auf dem Balkan. Aber es gibt ein Thema, das uns alle eint: wir wollen in die EU. Darum hoffe ich, dass wir jetzt weiter vorankommen wenn es um unsere europäische Zukunft geht."
So sehr Serbien in die EU will, so sehr lebt es in der Vergangenheit. Nichts zeigt das so sehr wie der Streit um das Kosovo. Ein Streit, der auch Serbien und die EU trennt - das Kosovo wird von fast allen EU-Ländern als souveräner Staat anerkannt. Im kommenden Jahr will Vuk Jeremic diese Unabhängigkeit rückgängig machen - mit einem Prozess vor dem Internationalen Gerichtshof.
Er wird all seine politische Energie einsetzen, um die Fakten zu bekämpfen, die die EU geschaffen hat - die EU, in die er sein Land führen möchte. Serbiens Weg nach Europa ist voller Widersprüche.