Jörg Biesler: Sebastian Illing ist im Kosovo und absolviert dort ein freiwilliges soziales Jahr. Studiert hat er Sozialwissenschaften, und im Kosovo arbeitet er in einem Jugendzentrum, das den Jugendlichen beim Start ins selbstständige Leben helfen will. Guten Tag, Herr Illing!
Sebastian Illing: Schönen guten Tag, Herr Biesler.
Biesler: Sie sind seit Anfang August im Kosovo und arbeiten dort. Wie ist die Situation der Jugendlichen, was machen die eigentlich so?
Illing: Uuh, die Situation ist die, dass halt die Jugendarbeitslosigkeit hier extrem hoch ist, liegt bei 65 Prozent, wie allgemein die Arbeitslosigkeitsrate ungefähr bei 60 Prozent ja liegt. Und in dem Sinne ist es nun ziemlich schwierig für die Jugendlichen hier, einen Start zu bekommen, also ins Arbeitsleben zu treten. Und gerade deswegen versucht SHL mit dem Jugendzentrum, das logischerweise ganz normale Aufgaben eines Jugendzentrums übernimmt, aber daneben eben sich noch ganz andere Ziele gesetzt hat, da es jetzt in den nächsten Jahren in eine lokale NGO übergehen möchte. Also SHL, ganz kurz dazu, ist eine deutsche NGO, die sich ...
Biesler: "Schüler Helfen Leben" heißt die?
Illing: "Schüler Helfen Leben", genau - die sich in den 90er Jahren gegründet hat, seit '99 im Kosovo aktiv ist, am Anfang mehr Unterstützungsleistungen gemacht hat, mehr im Freizeitbereich aktiv war. Und das Interesse war von Anfang an, dass man die NGO, die deutsche NGO in eine lokale NGO übergehen wird. Das soll nächstes Jahr passieren.
Biesler: Also NGO muss ich vielleicht noch erklären, heißt Nichtregierungsorganisation, das ist jetzt eine, die von außen kommt, und Sie wollen, dass das in die eigene Trägerschaft übergeht und die Menschen dort, die Jugendlichen dann irgendwann mal selber bestimmen, was sie machen wollen.
Illing: Genau. Also erst mal ist der Schritt so, dass am Anfang, bis zu diesem Jahr oder bis zum letzten Jahr war noch die Leiterin noch jemand von SHL angestellt. Das ist jetzt auch eine Person vor Ort. Das ganze Team vor Ort ist also von einer einheimischen Besetzung. Ich werde der Einzige noch sein, der noch von SHL da ist, das heißt, das wird noch so weitergehen. Und in dem Sinne werden, was ich am Anfang meinte, neben diesen Jugendaktivitäten sind drei Ziele ganz markant, dass man die Jugendbeschäftigung steigern will. Das heißt, man arbeitet da mit, baut ein Informationszentrum auf, führt Sprach- und Bewerbungsstrategien durch, versucht ein Forum oder eine Brücke zu schlagen, also was aufzubauen, um halt die Privatwirtschaft, Banken usw., diese Leute und die Jugendlichen an den Tisch zu bekommen und einen gewissen Fonds zu schaffen - die Anregung in dem Sinne von Jugendbeschäftigung. Auf der anderen Seite versucht man, die Kreativität, die Initiative und die Verantwortung, das Selbstbewusstsein zu stärken in der Freizeit. Das heißt, bei den vielen Aktivitäten, die man durchführen will, wir haben ja viele Möglichkeiten im Haus, sei es im Fotolabor zu arbeiten, im Malen zu arbeiten, dadurch auch auf Thematiken einzusteigen, da versucht man halt mit den Jugendlichen, in Kontakt zu kommen, aber auch diese Kreativität, dass die das selber anstreben und voranbringen.
Biesler: Also es klingt, als müssten Sie die Jugendlichen erst mal wecken, dass sie denen überhaupt erst mal vermitteln, ihr habt die Möglichkeit, euer Leben selbst zu gestalten?
Illing: Das auf jeden Fall. Aber das, denke ich, ist keine Problematik, die hier im Kosovo bestimmt. Wenn man sich wie ich selber mit Soziologie in meinem Studium viel mit bürgerschaftlichem Engagement beschäftigt, das ist, denke ich, überall das Problem, eine gewisse Stimulanz auch zu bringen, dass sich Leute auch ehrenamtlich einsetzen. Und das, denke ich, ist eine ganz große Aufgabe und bei den vielen Aufgaben, die ich jetzt geschildert habe, ein ganz großer Punkt, was zu schaffen ist. Ich denke, einfach durch Gespräche und vielleicht auch durch meine Art in verschiedenen Dingen, gewisse Sachen auch interessant zu gestalten den Jugendlichen. Also ich habe schon in der kurzen Zeit, wo ich hier bin, viele Gespräche gehabt, wo man gewisse Sachverhalte darstellt. Ich bring's halt auf den Punkt. Letztens kam jemand an und meinte, er hat Probleme, mit dem Bus hier anzukommen. Sonst schreibt er in diesem Jugendmagazin, was wir hier haben, das ist ein zweisprachiges, albanisch und serbisch, normalerweise über Musik, da dachte ich, das ist gut, damit erreicht man gewisse Leute. Aber ich sage, wenn du jetzt das schaffst, über diese Thematik auf eine gewisse humoristische, bisschen eine kritische Weise was zu schreiben, damit kannst du ja alle ansprechen und bringst damit Themen auf den Punkt. Und das ist halt, denke ich, ein gutes Beispiel, also a), weil er mich am Anfang skeptisch angeguckt hat und dann großes Grinsen auf dem Gesicht hatte, und am Abend war der Artikel schon fertig. Und das ist, denke ich, wie ich als Ausländer hierher komme und gewisse Blicke habe, wie ich halt ein Ausland wahrnehme. Also ich könnte mir für das Magazin viele Artikel vorstellen, die ich schreiben könnte. Aber das ist ja gerade der Punkt, dass man halt versucht, solche Blicke, die eigentlich auch Alltäglichkeiten bringen, dann auch mit einzufangen und dadurch ... Das ist eigentlich nur ein Beispiel, wie man den Jugendlichen die Arbeit auch interessant machen kann.
Biesler: Vielen Dank, Sebastian Illing, Projektkoordinator beim Verein "Schüler Helfen Leben" im Kosovo.
Sebastian Illing: Schönen guten Tag, Herr Biesler.
Biesler: Sie sind seit Anfang August im Kosovo und arbeiten dort. Wie ist die Situation der Jugendlichen, was machen die eigentlich so?
Illing: Uuh, die Situation ist die, dass halt die Jugendarbeitslosigkeit hier extrem hoch ist, liegt bei 65 Prozent, wie allgemein die Arbeitslosigkeitsrate ungefähr bei 60 Prozent ja liegt. Und in dem Sinne ist es nun ziemlich schwierig für die Jugendlichen hier, einen Start zu bekommen, also ins Arbeitsleben zu treten. Und gerade deswegen versucht SHL mit dem Jugendzentrum, das logischerweise ganz normale Aufgaben eines Jugendzentrums übernimmt, aber daneben eben sich noch ganz andere Ziele gesetzt hat, da es jetzt in den nächsten Jahren in eine lokale NGO übergehen möchte. Also SHL, ganz kurz dazu, ist eine deutsche NGO, die sich ...
Biesler: "Schüler Helfen Leben" heißt die?
Illing: "Schüler Helfen Leben", genau - die sich in den 90er Jahren gegründet hat, seit '99 im Kosovo aktiv ist, am Anfang mehr Unterstützungsleistungen gemacht hat, mehr im Freizeitbereich aktiv war. Und das Interesse war von Anfang an, dass man die NGO, die deutsche NGO in eine lokale NGO übergehen wird. Das soll nächstes Jahr passieren.
Biesler: Also NGO muss ich vielleicht noch erklären, heißt Nichtregierungsorganisation, das ist jetzt eine, die von außen kommt, und Sie wollen, dass das in die eigene Trägerschaft übergeht und die Menschen dort, die Jugendlichen dann irgendwann mal selber bestimmen, was sie machen wollen.
Illing: Genau. Also erst mal ist der Schritt so, dass am Anfang, bis zu diesem Jahr oder bis zum letzten Jahr war noch die Leiterin noch jemand von SHL angestellt. Das ist jetzt auch eine Person vor Ort. Das ganze Team vor Ort ist also von einer einheimischen Besetzung. Ich werde der Einzige noch sein, der noch von SHL da ist, das heißt, das wird noch so weitergehen. Und in dem Sinne werden, was ich am Anfang meinte, neben diesen Jugendaktivitäten sind drei Ziele ganz markant, dass man die Jugendbeschäftigung steigern will. Das heißt, man arbeitet da mit, baut ein Informationszentrum auf, führt Sprach- und Bewerbungsstrategien durch, versucht ein Forum oder eine Brücke zu schlagen, also was aufzubauen, um halt die Privatwirtschaft, Banken usw., diese Leute und die Jugendlichen an den Tisch zu bekommen und einen gewissen Fonds zu schaffen - die Anregung in dem Sinne von Jugendbeschäftigung. Auf der anderen Seite versucht man, die Kreativität, die Initiative und die Verantwortung, das Selbstbewusstsein zu stärken in der Freizeit. Das heißt, bei den vielen Aktivitäten, die man durchführen will, wir haben ja viele Möglichkeiten im Haus, sei es im Fotolabor zu arbeiten, im Malen zu arbeiten, dadurch auch auf Thematiken einzusteigen, da versucht man halt mit den Jugendlichen, in Kontakt zu kommen, aber auch diese Kreativität, dass die das selber anstreben und voranbringen.
Biesler: Also es klingt, als müssten Sie die Jugendlichen erst mal wecken, dass sie denen überhaupt erst mal vermitteln, ihr habt die Möglichkeit, euer Leben selbst zu gestalten?
Illing: Das auf jeden Fall. Aber das, denke ich, ist keine Problematik, die hier im Kosovo bestimmt. Wenn man sich wie ich selber mit Soziologie in meinem Studium viel mit bürgerschaftlichem Engagement beschäftigt, das ist, denke ich, überall das Problem, eine gewisse Stimulanz auch zu bringen, dass sich Leute auch ehrenamtlich einsetzen. Und das, denke ich, ist eine ganz große Aufgabe und bei den vielen Aufgaben, die ich jetzt geschildert habe, ein ganz großer Punkt, was zu schaffen ist. Ich denke, einfach durch Gespräche und vielleicht auch durch meine Art in verschiedenen Dingen, gewisse Sachen auch interessant zu gestalten den Jugendlichen. Also ich habe schon in der kurzen Zeit, wo ich hier bin, viele Gespräche gehabt, wo man gewisse Sachverhalte darstellt. Ich bring's halt auf den Punkt. Letztens kam jemand an und meinte, er hat Probleme, mit dem Bus hier anzukommen. Sonst schreibt er in diesem Jugendmagazin, was wir hier haben, das ist ein zweisprachiges, albanisch und serbisch, normalerweise über Musik, da dachte ich, das ist gut, damit erreicht man gewisse Leute. Aber ich sage, wenn du jetzt das schaffst, über diese Thematik auf eine gewisse humoristische, bisschen eine kritische Weise was zu schreiben, damit kannst du ja alle ansprechen und bringst damit Themen auf den Punkt. Und das ist halt, denke ich, ein gutes Beispiel, also a), weil er mich am Anfang skeptisch angeguckt hat und dann großes Grinsen auf dem Gesicht hatte, und am Abend war der Artikel schon fertig. Und das ist, denke ich, wie ich als Ausländer hierher komme und gewisse Blicke habe, wie ich halt ein Ausland wahrnehme. Also ich könnte mir für das Magazin viele Artikel vorstellen, die ich schreiben könnte. Aber das ist ja gerade der Punkt, dass man halt versucht, solche Blicke, die eigentlich auch Alltäglichkeiten bringen, dann auch mit einzufangen und dadurch ... Das ist eigentlich nur ein Beispiel, wie man den Jugendlichen die Arbeit auch interessant machen kann.
Biesler: Vielen Dank, Sebastian Illing, Projektkoordinator beim Verein "Schüler Helfen Leben" im Kosovo.