Donnerstag, 18. April 2024

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Serie: Musikers Handwerkszeug
Der Modulare Synthesizer

Der modulare Synthesizer ist ein Musikinstrument zur analogen Klangsynthese: Knöpfe und Kabel, mit denen die einzelnen Module wie Filter und Oszillatoren miteinander kombiniert werden. Gespielt wird der modulare Synthesizer sozusagen über Drehen und Stecken - und er ist nicht nur in der elektronischen Musik Zuhause.

Von Andi Hörmann | 02.09.2018
    Eine scharze Schaltafel mit Steckern und Buchsen: ein modularer Moog-Synthesizer
    Ein modularer Moog-Synthesizer des amerikanischen Erfinders Bob Moog aus den 1960er Jahren. (picture alliance / Maximilian Schönherr)
    Musikers Handwerkzeug - Die Soundmaschinen! Heute:
    Bunte Kabel, Stecker, Drehknöpfe, blinkende Lämpchen: Ein Messgerät in einem Labor? Nein! Es ist ein Musikinstrument: Ein modularer Synthesizer. 1964 stellte der Instrumentenbauer Robert Moog den Moog-Synthesizer vor. Fünf Jahre später sorgte Wendy Carlos mit dem Album "Switched-On Bach" für großes Aufsehen: Klassische Musik auf dem Modular-Synthesizer? Jubel bei den Avantgarde-Komponisten Existenz-Ängste bei Orchestermusikern.
    Musik: Wendy Carlos "Brandenburg Concerto No. 3 In G Major (Second Movement)"
    In Murnau am Staffelsee baut Robert Langer modulare Synthesizer: berühr-, greif-, fühlbare Wellen. Die Wellenformen der Tonerzeugung. Oszillatoren und Filter, für Tonhöhe und -Tiefe.
    Robert Langer: "Ganz links beginnt es: Das ist so ein Block, das Master-Modul, das macht die Stromversorgung für das ganze System. Mit dieser Spannung steuere ich wiederum den Oszillator, der gleich das nächste Modul ist, was rechts daneben kommt. Und der Oszillator ist eben das Modul, was den Ton des akustischen Grundmaterials erzeugt."
    Technische Fakten
    Robert Langer: "So hören wir einfach mal einen Rechteck-Ton. Das ist ganz ein simpler Ton. Aber das ist das Rohmaterial von so einem Synthesizer. Mit einem Regler kann ich jetzt die Frequenz, also die Tonhöhe regeln. Und der nächste Schritt wäre, damit jetzt mal über einen Filter zu gehen. Wenn ich jetzt heute etwas so mache, wahrscheinlich morgen werde ich es nie mehr genau so vom Klang her hinbekommen. Das ist immer auch so ein Element des Nichtfesthaltbaren. Das ist auch ein Unterschied zum Digitalen, da kann man immer "Save"machen und morgen kommt ganz genau das Gleiche raus. Aber hier hat man auch wirklich so eine Flüchtigkeit, und dass es wirklich im Moment passiert."
    Daher hat Gorgio Moroder der Legende nach die Knöpfe und Stecker seines Moog-Synthesizers mit Klebeband fixiert - und für die nächste Produktion einen neuen besorgt.
    Musik: Donna Summer "I feel love"
    Effekt für die Musikgeschichte
    Musik: Hot Butter "Popcorn"
    Immens! Mit dem analogen Synthesizer wurde die Textur der Musik spacig. Auch ohne die passenden Drogen. Mit natürlich umso spaciger.
    Musik: Tangerine Dream "Phaedra"
    Vom Krautrock über New Age bis hin zur elektronischen Avantgarde - der modulare Synthesizer durchbricht mit seinem organischen Sounds die Grenzen von Raum und Zeit. Und sogar die britischen Gitarren-Rock-Götter The Who kamen am modularen Synthesizer nicht vorbei - man muss nur genau suchen, dort, wo die Windmühlen-artig gespielte Gitarre kurz mal stillhält.
    Musik: The Who "Won't Get Fooled Again"
    Der modulare Synthesizer war schon schwer Zeitgeist. War? Nein! Er ist! Die elektronische Klangsynthese mit dem Synthesizer steht für Experimentierfreude, für freies Musizieren, für die Anarchie im Analogen, für die Emanzipation des Sounds gegenüber der strukturierten Notation - und die unendliche Weite im Klang.