"Die Tiere besitzen Feinde, die wiederum selbst kürzere Reproduktionszyklen besitzen. Durch den eigenen langen Fortpflanzungsrhythmus können die Zikaden ihren Räubern ausweichen", berichtet Professor Mario Markus vom Max-Planck-Institut für Molekulare Physiologie in Dortmund. Überdies sei es auf die gesamte Population betrachtet günstiger, wenn zu seltenen Zeitpunkten große Zahlen an Tieren entstehen, statt in kürzeren Abständen eine Auffrischung in kleinen Zahlen zu erhalten. Der Grund ist makaber, erklärt der Forscher, denn bei einem riesigen Überangebot an Beute sind die dann im Verhältnis wenigen Räuber schnell übersättigt und können das Zikadenvolk nicht gefährlich dezimieren.
Geradezu mysteriös scheinen dagegen die Zyklen von 13 und 17 Jahren, in denen die Tiere ihrem seltenen Liebesleben ausgiebig nachgehen, handelt es sich doch um so genannte Primzahlen, die nur durch sich selbst und eins teilbar sind. Die Lösung dieses Rätsels bildet den Kern der Untersuchungen in Dortmund und Santiago: "Würde der Rhythmus der Zikaden beispielsweise zwölf Jahre betragen, würden sie dann von allen Räubern gleichzeitig erfasst werden, die selbst kürzere Lebenszyklen in Teilern von zwölf aufweisen, also etwa zwei, drei oder sechs Jahre", so Professor Markus. Die Mutation zum 13-Jahr-Zyklus verringere die Menge an Fressfeinden dagegen auf jene mit jährlichem oder eben 13jährigem Reproduktionszyklus - also ein erheblicher Vorteil in der Evolution für die Insekten.
Dass die Tiere selbst auf den mathematischen Trick gekommen sein könnten, ist natürlich ausgeschlossen. Es handele sich dabei vielmehr um eine Erkenntnis aus Millionen Jahren ständigen "Ausprobierens" der Natur mit genetischen Variationen, das schließlich erfolgreiche, wenn auch merkwürdig anmutende Lösungen hervorbringe. "Allerdings besitzt unsere Theorie noch einen wunden Punkt, denn wir kennen nicht alle natürlichen Feinde der Zikaden. Bislang wissen wir von Wespen und verschiedenen Pilzen, doch es fehlen noch einige andere Räuber in unserem Modell dieses biologischen Systems", schlägt Mario Markus den Ball hinüber zu den Kollegen aus der Biologie. Ihre Aufgabe bestehe jetzt darin, die noch fehlenden Puzzlesteine aufzuspüren. Doch den interessantesten Punkt der Studie sieht der Dortmunder Molekularbiologe in der Entdeckung, dass eben chaotisch anmutende Biologie und strenge Zahlentheorie auch ineinander übergehen könnten.
[Quelle: Mirko Smiljanic]
Geradezu mysteriös scheinen dagegen die Zyklen von 13 und 17 Jahren, in denen die Tiere ihrem seltenen Liebesleben ausgiebig nachgehen, handelt es sich doch um so genannte Primzahlen, die nur durch sich selbst und eins teilbar sind. Die Lösung dieses Rätsels bildet den Kern der Untersuchungen in Dortmund und Santiago: "Würde der Rhythmus der Zikaden beispielsweise zwölf Jahre betragen, würden sie dann von allen Räubern gleichzeitig erfasst werden, die selbst kürzere Lebenszyklen in Teilern von zwölf aufweisen, also etwa zwei, drei oder sechs Jahre", so Professor Markus. Die Mutation zum 13-Jahr-Zyklus verringere die Menge an Fressfeinden dagegen auf jene mit jährlichem oder eben 13jährigem Reproduktionszyklus - also ein erheblicher Vorteil in der Evolution für die Insekten.
Dass die Tiere selbst auf den mathematischen Trick gekommen sein könnten, ist natürlich ausgeschlossen. Es handele sich dabei vielmehr um eine Erkenntnis aus Millionen Jahren ständigen "Ausprobierens" der Natur mit genetischen Variationen, das schließlich erfolgreiche, wenn auch merkwürdig anmutende Lösungen hervorbringe. "Allerdings besitzt unsere Theorie noch einen wunden Punkt, denn wir kennen nicht alle natürlichen Feinde der Zikaden. Bislang wissen wir von Wespen und verschiedenen Pilzen, doch es fehlen noch einige andere Räuber in unserem Modell dieses biologischen Systems", schlägt Mario Markus den Ball hinüber zu den Kollegen aus der Biologie. Ihre Aufgabe bestehe jetzt darin, die noch fehlenden Puzzlesteine aufzuspüren. Doch den interessantesten Punkt der Studie sieht der Dortmunder Molekularbiologe in der Entdeckung, dass eben chaotisch anmutende Biologie und strenge Zahlentheorie auch ineinander übergehen könnten.
[Quelle: Mirko Smiljanic]