Da ich viel gutes über den Film Hachiko mit Richard Gere gehört habe, lade ich meine elfjährige Tochter am Sonntagnachmittag ins Kino ein. Im mehrfach ausgezeichneten Programmkino Harmonie wird die wunderbare Geschichte über Freundschaft und Loyalität zwischen einem Menschen und seinem treuen Hund gezeigt.
Bevor jedoch der für alle Altersstufen freigegebene Film beginnt, läuft ein sogenannter Trailer für einen anderen Film, der mir die gute Laune verhagelt: Denn in dem kurzen Werbefilm für die deutsche Komödie Soul Kitchen werden Szenen gezeigt, die für Kinder meiner Meinung nach ungeeignet sind. Erst läuft eine kurze, aber prägnante Sexszene. Danach sehen wir, wie der Held der Geschichte bei einer Massage eine Erektion bekommt, die seine Boxershorts anschwellen lässt.
Nach der Vorstellung beschwere ich mich bei dem Kassierer. Matthias Graller kann mein Befremden zwar verstehen, erklärt mir jedoch Folgendes:
"Die Trailer, die sie am Sonntagnachmittag sehen, die direkt vor dem Film laufen, sind die gleichen, die sie am Sonntagabend sehen, also vor einem Hauptfilm. Und Hachiko ist ja ein Hauptfilm, der läuft dann auch in der Abendschiene - das sind die gleichen Trailer. Bei einem Sonntagnachmittag-Film, der nur am Sonntagnachmittag läuft, also einem Kinderfilm, gibt es dann natürlich kindgerechte Trailer."
Auch in den Cinemax-Kinos werde genau darauf geachtet, dass Trailer und Hauptfilm zueinander passen, erklärt mir ein Sprecher. Dennoch bin ich nicht der einzige, der sich über nichts altersgerechte Trailer im Kino aufregt.
"Ja, schon mehr als einmal! Wo ich dann dachte, warum kommt eine Vorschau für einen Film, der für Kinder gar nicht geeignet ist."
"Es kommen dann halt auch Vorschauen für Action-Filme, tatsächlich auch schon im Mittagsprogramm teilweise. Sex nicht mehr, als man mittlerweile auch im Fernsehen sieht, ist aber schon vorhanden."
"Eine Verbesserung wäre es schon, wenn das herausgenommen würde und wenn es rigoroser kontrolliert würde."
Zuständig für den Jugendmedienschutz bei Trailern und Hauptfilmen ist die in Wiesbaden ansässige Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, FSK. Ihr Sprecher Stefan Linz betont, dass die Entscheidungen über die jeweiligen Altersfreigaben von einem siebenköpfigen Gremium getroffen werden, das sich aus Vertretern der öffentlichen Hand und der Filmwirtschaft zusammensetzt.
"Für den vorliegenden Fall - sie sprechen von dem Trailer zu dem Film Soul Kitchen - der Trailer hat die Freigabe ab sechs Jahren bekommen. Insofern ist hier ein Missgeschick passiert, beziehungsweise dem Kino ein Fehler unterlaufen. Weil ein Trailer mit einer Freigabe ab sechs Jahren nicht vor einem Film, der eine Freigabe ohne Altersbeschränkung hat, laufen dürfte."
Da den deutschen Kinos jeden Tag Trailer aller Art zugeschickt werden, ist es für Kinobetreiber und Filmvorführer fast unmöglich die Übersicht zu behalten, beziehungsweise jeden Trailer zu sichten. Oftmals verlassen sie sich auf die jeweiligen Altersfreigaben der FSK. Diese hatte den mit Sex-Szenen garnierten Trailer für Soul Kitchen ab sechs Jahren freigegeben. Der Film selbst enthält deftige Szenen aus dem Hamburger Rotlichtmilieu. Die FSK gab den Film für Kinder ab zwölf Jahren frei. Da ich glaube, dass meine Tochter und ihre Altersgenossen ein Recht auf Kindheit haben, frage ich den Regisseur von Soul Kitchen Fatih Akin, nach einer Preview im Kino, ob er meinen Ärger verstehen kann.
"Ich verstehe es und respektiere es auch. Aber ich entscheide es nicht."
Um eines klar zu stellen: Soul Kitchen - der Film ist ab dem 1. Weihnachtsfeiertag bundesweit zu sehen - ist rasant, witzig und frech. Aber bestimmte Szenen sind für zwölfjährige Kinder meines Erachtens nicht geeignet. Woran liegt es, dass die SFK bei der Beurteilung von Trailern und Filmen so lax vorgeht?
Mathias Graller arbeitet neben seinem Kino-Job als Redakteur der Zeitschrift "Cine-Art". Er hat festgestellt, dass bei der FSK schon seit geraumer Zeit Grenzen aufgeweicht wurden.
"Mein persönlich empfundenes Beispiel ist Herr der Ringe. Das ist ein monumentales Werk. Das ist freigegeben ab zwölf. Wer das Buch kennt oder wer die Filme gesehen hat, weiß, dass da irgendwie dreiviertel dieser Filme damit zugebracht werden, dass irgendwer gegen irgendwen in großem Ausmaß kämpft. Und das ist dann so geschnitten, dass man so gut wie nie auf gut deutsch so eine Metzel-Szene sieht. Aber letztlich wird die ganze Zeit nichts anderes getan. Trotzdem werden diese Filme dann ab zwölf freigegeben. Weil wären sie nicht ab zwölf, wären sie natürlich finanziell und von den Zuschauerzahlen nie der große Erfolg, der sie dann sind. Und da spielt natürlich die FSK eine Rolle und - würde ich jetzt mal sagen: spielt mit."
Bevor jedoch der für alle Altersstufen freigegebene Film beginnt, läuft ein sogenannter Trailer für einen anderen Film, der mir die gute Laune verhagelt: Denn in dem kurzen Werbefilm für die deutsche Komödie Soul Kitchen werden Szenen gezeigt, die für Kinder meiner Meinung nach ungeeignet sind. Erst läuft eine kurze, aber prägnante Sexszene. Danach sehen wir, wie der Held der Geschichte bei einer Massage eine Erektion bekommt, die seine Boxershorts anschwellen lässt.
Nach der Vorstellung beschwere ich mich bei dem Kassierer. Matthias Graller kann mein Befremden zwar verstehen, erklärt mir jedoch Folgendes:
"Die Trailer, die sie am Sonntagnachmittag sehen, die direkt vor dem Film laufen, sind die gleichen, die sie am Sonntagabend sehen, also vor einem Hauptfilm. Und Hachiko ist ja ein Hauptfilm, der läuft dann auch in der Abendschiene - das sind die gleichen Trailer. Bei einem Sonntagnachmittag-Film, der nur am Sonntagnachmittag läuft, also einem Kinderfilm, gibt es dann natürlich kindgerechte Trailer."
Auch in den Cinemax-Kinos werde genau darauf geachtet, dass Trailer und Hauptfilm zueinander passen, erklärt mir ein Sprecher. Dennoch bin ich nicht der einzige, der sich über nichts altersgerechte Trailer im Kino aufregt.
"Ja, schon mehr als einmal! Wo ich dann dachte, warum kommt eine Vorschau für einen Film, der für Kinder gar nicht geeignet ist."
"Es kommen dann halt auch Vorschauen für Action-Filme, tatsächlich auch schon im Mittagsprogramm teilweise. Sex nicht mehr, als man mittlerweile auch im Fernsehen sieht, ist aber schon vorhanden."
"Eine Verbesserung wäre es schon, wenn das herausgenommen würde und wenn es rigoroser kontrolliert würde."
Zuständig für den Jugendmedienschutz bei Trailern und Hauptfilmen ist die in Wiesbaden ansässige Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, FSK. Ihr Sprecher Stefan Linz betont, dass die Entscheidungen über die jeweiligen Altersfreigaben von einem siebenköpfigen Gremium getroffen werden, das sich aus Vertretern der öffentlichen Hand und der Filmwirtschaft zusammensetzt.
"Für den vorliegenden Fall - sie sprechen von dem Trailer zu dem Film Soul Kitchen - der Trailer hat die Freigabe ab sechs Jahren bekommen. Insofern ist hier ein Missgeschick passiert, beziehungsweise dem Kino ein Fehler unterlaufen. Weil ein Trailer mit einer Freigabe ab sechs Jahren nicht vor einem Film, der eine Freigabe ohne Altersbeschränkung hat, laufen dürfte."
Da den deutschen Kinos jeden Tag Trailer aller Art zugeschickt werden, ist es für Kinobetreiber und Filmvorführer fast unmöglich die Übersicht zu behalten, beziehungsweise jeden Trailer zu sichten. Oftmals verlassen sie sich auf die jeweiligen Altersfreigaben der FSK. Diese hatte den mit Sex-Szenen garnierten Trailer für Soul Kitchen ab sechs Jahren freigegeben. Der Film selbst enthält deftige Szenen aus dem Hamburger Rotlichtmilieu. Die FSK gab den Film für Kinder ab zwölf Jahren frei. Da ich glaube, dass meine Tochter und ihre Altersgenossen ein Recht auf Kindheit haben, frage ich den Regisseur von Soul Kitchen Fatih Akin, nach einer Preview im Kino, ob er meinen Ärger verstehen kann.
"Ich verstehe es und respektiere es auch. Aber ich entscheide es nicht."
Um eines klar zu stellen: Soul Kitchen - der Film ist ab dem 1. Weihnachtsfeiertag bundesweit zu sehen - ist rasant, witzig und frech. Aber bestimmte Szenen sind für zwölfjährige Kinder meines Erachtens nicht geeignet. Woran liegt es, dass die SFK bei der Beurteilung von Trailern und Filmen so lax vorgeht?
Mathias Graller arbeitet neben seinem Kino-Job als Redakteur der Zeitschrift "Cine-Art". Er hat festgestellt, dass bei der FSK schon seit geraumer Zeit Grenzen aufgeweicht wurden.
"Mein persönlich empfundenes Beispiel ist Herr der Ringe. Das ist ein monumentales Werk. Das ist freigegeben ab zwölf. Wer das Buch kennt oder wer die Filme gesehen hat, weiß, dass da irgendwie dreiviertel dieser Filme damit zugebracht werden, dass irgendwer gegen irgendwen in großem Ausmaß kämpft. Und das ist dann so geschnitten, dass man so gut wie nie auf gut deutsch so eine Metzel-Szene sieht. Aber letztlich wird die ganze Zeit nichts anderes getan. Trotzdem werden diese Filme dann ab zwölf freigegeben. Weil wären sie nicht ab zwölf, wären sie natürlich finanziell und von den Zuschauerzahlen nie der große Erfolg, der sie dann sind. Und da spielt natürlich die FSK eine Rolle und - würde ich jetzt mal sagen: spielt mit."