Dienstag, 19. März 2024

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Sexueller Missbrauch im Segeln
Staatsanwaltschaft geht von mindestens 30 Betroffenen aus

Die Polizei Ansbach hat Ende Mai einen ehemaligen Jugendleiter eines Segelvereins in Mittelfranken festgenommen. Der Vorwurf: sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen über einen längeren Zeitraum. Zu einer Anklage wird es aber nicht kommen.

Von Andrea Schültke | 05.06.2020
Luftaufnahme eines Segelboots auf der Hamburger Alster
Missbrauch im Segelsport: Mindestens 30 Jungen wurden jahrelang missbraucht (Symbolfoto) (imago / Hoch Zwei Stock / Angerer )
Kurz nach Bekanntwerden der Festnahme haben sich zahlreiche mutmaßliche Geschädigte bei der Polizei gemeldet. Michael Schrotberger von der Staatsanwaltschaft Ansbach geht derzeit von mindestens 30 möglichen Betroffenen aus. Zu einer Anklage gegen den Beschuldigten wird es nicht mehr kommen. Am Donnerstag wurde der Mann tot in seiner Zelle entdeckt. Er hat Suizid begangen. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft auf Anfrage.
Fußballtor im Nebel
"Du darfst nicht reden, denn sonst passiert was"
Vergewaltigungen, sexuelle Übergriffe, Gewalt: Nadine ist erst zehn Jahre alt, als sie von Betreuern ihrer Fußballmannschaft sexuell missbraucht wird. Nach fast 30 Jahren spricht sie erstmals im Dlf-Sportgespräch öffentlich über das Erlebte.
Staatsanwaltschaft ermittelt weiter
Mit dem Tod eines Beschuldigten werden die Ermittlungen üblicherweise eingestellt. In diesem Fall ist das anders. "Alle Geschädigten werden befragt", so Michael Schrotberger gegenüber dem Deutschlandfunk. Für den leitenden Oberstaatsanwalt ist es nach eigenen Angaben wichtig, die Ermittlungen weiterzuführen.
Was wussten die Verantwortlichen des Vereins?
Unter anderem gehe es darum herauszufinden, ob etwa Verantwortliche des Vereins Kenntnis hatten von möglichen Straftaten oder Vorwürfen gegen den Jugendleiter. Schrotberger wies ausdrücklich darauf hin, dass kein Anfangsverdacht gegen den Verein bestehe. Dort soll der Beschuldigte seit fast drei Jahrzehnten sexuelle Übergriffe auf Jungen verübt haben. Daher befürchtet die Staatsanwaltschaft Ansbach nach eigenen Angaben, dass es noch weit mehr Betroffene gibt.