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Showdown bei Stada
Aufsichtsrat kämpft gegen Abwahl

Bei dem Generika-Hersteller Stada ist in den letzten Monaten ein heftiger Machtkampf entbrannt, angezettelt vom Großaktionär AOC. Die komplette Führungsriege muss auf der Hauptversammlung in Frankfurt um ihre Posten bangen.

Von Michael Braun | 26.08.2016
    Die Anzeigetafel zeigt in Frankfurt am Main (Hessen) im Handelssaal der Börse die Dax-Kurve an, nachdem die Briten für einen EU-Austritt gestimmt haben.
    Die Aktionäre haben bei Stada ein Wechselbad der Kurse erlebt. 2014 war die Aktie um ein Drittel eingeknickt. Dieses Jahr das Gegenteil: Der Aktienkurs von Stada ist um fast 30 Prozent in die Höhe geschossen. (picture alliance / dpa / Frank Rumpenhorst)
    Es kamen auch die, die sich nicht die mittägliche Erbsensuppe abholen, sondern die sich den Machtkampf anschauen wollten bei Stada:
    "Sonst besuche ich keine Hauptversammlung, aber hier muss ich das einfach mal machen. Es ist zu interessant."
    Das Congresscentrum an der Frankfurter Messe war gut gefüllt. Die Aktionäre haben bei Stada ja auch ein Wechselbad der Kurse und Ergebnisse erlebt. 2014 etwa war der Nettogewinn um fast die Hälfte eingebrochen. Die Aktie war um ein Drittel eingeknickt. Dieses Jahr das Gegenteil: Der Aktienkurs von Stada ist um fast 30 Prozent in die Höhe geschossen, fast das Zehnfache dessen, was der M-DAX insgesamt zeigt. Der langjährige Vorstandschef Hartmut Retzlaff hat sich offiziell aus Gesundheitsgründen verabschiedet, zuerst vorläufig. Dann erklärte sein Nachfolger und langjähriger Kollege Matthias Wiedenfels, was eine Rückkehr Retzlaffs bedeutet hätte:
    "Wenn Herr Retzlaff zurückkäme, wäre er einfaches Vorstandsmitglied, im Übrigen auch eins ohne Geschäftsbereich. Und die aktienrechtliche Kompetenzordnung würde dann verlangen vom Aufsichtsrat, ihm entweder ein Geschäft wieder zuzuweisen oder auch nicht."
    Da hatte Retzlaff dann entschieden, ganz zurückzutreten. Dieser Aktionär heute fand das gut:
    "Wir sehen es eigentlich ganz gut, dass Herr Retzlaff zurückgetreten ist."
    "War dazu dieser aktivistische Aktionär notwendig?"
    "Es war notwendig. Aber ich werde ihn nicht wählen, zumindest nicht seine Vorschläge für den Aufsichtsrat. Er ist mir zu wild."
    Führungsgerangel bei Stada
    Das ganze Gerangel um Führung und Strategie bei Stada war durch einen sehr regen Aktionär befördert worden, ein Investmentfonds mit Sitz in Luxemburg, namens Active Ownership. Aktiver Eigentümer will er also sein. Bei Stada fand er ein Betätigungsfeld. Entscheidender Auslöser waren die schlechten Zahlen des Jahres 2014, nach deren Vorlage Retzlaffs Vergütung gleichwohl sich auf mehr als sieben Millionen Euro verdoppelte. Hinzu kamen Pensionsansprüche von 35 Millionen Euro. Nach öffentlicher Kritik hatte Retzlaff auf 16 Millionen Euro solcher Ansprüche verzichtet.
    Doch inzwischen war Christian Strenger auf den Pharmakonzern aus Bad Vilbel bei Frankfurt aufmerksam geworden, offiziell zwar als Privataktionär. Aber Strenger, früher Chef einer großen Fondsgesellschaft, gehört der Kommission für gute Unternehmensführung an. Und als solcher hat er seine Vorstellungen von Führungsverantwortung:
    "Eine umfassende Glaubwürdigkeit kann, wenn dramatische Fehlentwicklungen vorliegen, nur dann entstehen, wenn man auch tatsächlich auch Veränderungen in den leitenden Positionen vornimmt. Das betrifft natürlich zunächst mal den Vorstand, aber betrifft auch den Aufsichtsrat. Denner ist auch mitverantwortlich dafür, dass die Kultur im Unternehmen auch tatsächlich so ist, dass Fehlentwicklungen nicht passieren."
    Das haben sich die Aktionäre namens Active Ownership zu Herzen genommen. Und heute vier eigene Kandidaten für die Anteilseignerbank im Aufsichtsrat vorgeschlagen. Die bisherigen Aufsichtsräte der Kapitalseite hätten keine Ahnung. Die offizielle Formulierung Active Ownership: Sie entsprächen "nicht dem geforderten Kompetenzprofil". Vier eigene Kandidaten hat Active Owenership präsentiert. Sie sollen heute gegeneinander antreten. Wie viele Aktionäre sich Active Ownership anschließen, ist nicht bekannt. Es bleibt also spannend. Und es wird ein Lehrbeispiel für Aktionärsdemokratie.