Wenn es um die Frage geht ‚ ob ich über das Geld von meinen Handlungsmöglichkeiten her verfüge und es mir gehört, dann geht es erheblich schneller. Dann geht es praktisch wie Bargeld von Hand zu Hand. Indem ich das abgebe, fließt das Geld so schnell wie eine Email, also innerhalb von Sekunden bucht etwa Moneybookers - Paypal macht das genauso - das intern bei sich um und lässt nicht zu, dass das Geld wieder zurückgeht.
Zwar sind Email-Zahlungen nicht schneller, wenn man das virtuelle Guthaben auf sein Girokonto übertragen möchte. Denn das geht auch nur per Überweisung. Aber Anhänger von Email-Zahlungen sehen ohnehin im Email-Geld-Konto so etwas wie ein virtuelles Portemonnaie, in dem man kleinere Beträge belässt, um sie später im Internet auszugeben. Zwar gehen bekanntlich auch mal Emails verloren. Aber das ist nicht so schlimm. Die Email selbst ist nämlich nicht Geld wert, sondern bestätigt nur, dass auf dem virtuellen Konto des Email-Dienstleisters unter der entsprechenden Email-Adresse ein Guthaben verbucht wurde. Die Email-Adresse ist also zugleich Bankverbindung und Briefkasten für die Zahlungsbestätigung. Doch es gibt Sicherheitsbedenken anderer Art, meint der Wirtschaftsinformatiker und Unternehmensberater Klaus Dorwald. Er hat für ein deutsches Finanzinstitut Paypal untersucht, den weltweit führenden Dienstleister für Email-Zahlungen:
Es besteht die Möglichkeit, eine Kreditkartenzahlung zu stornieren bei Paypal. Das ist natürlich für den Zahlungsempfänger, wenn es denn tatsächlich um eine Bezahlung von einem Gut geht, nicht ganz einfach. Dort steckt Konfliktpotential.
Zwar bietet Paypal einen Schutz gegen unberechtigte Rückbuchungen an, jedoch nur für Verkäufer aus den USA. Email-Zahlungs-Konkurrent Moneybookers verschafft auch deutschen Verkäufern Sicherheit. Eine Rückbuchung zu Lasten des Verkäufers ist hier ausgeschlossen, egal, ob der Käufer mit seinem virtuellen Guthaben, mit seiner Kreditkarte oder per Lastschriftverfahren zahlt. Das hängt auch mit den unterschiedlichen Finanzkulturen zusammen: In Europa sind die Bankensysteme eher zahlungsempfängerfreundlich, in den USA eher käuferfreundlich. Kein Wunder, dass die Nutzung von Paypal für den Käufer kostenlos, für den Verkäufer aber kostenpflichtig ist, und dass es beim europäischen Moneybookers genau umgekehrt aussieht. Moneybookers bietet aber auch dem Käufer Schutz: mit dem integrierten Treuhandservice. Erst wenn der Käufer seine Ware erhalten hat, leitet Moneybookers die Zahlung an den Verkäufer weiter. Als lizensierter europäischer E-Money-Dienstleister muss Moneybookers strenge Auflagen erfüllen. Rüdiger Grimm:
Dazu gehört beispielsweise eine Deckungsverpflichtung von mindestens 1.000.000 Euro für sämliche Konten, die Moneybookers führt. Und darüber hinaus müssen sie sogar soviel decken, wie sie an Mitteln auf ihren Konten verwalten. Aber sollte Moneybookers pleite gehen und diese Deckungssummen, auf die haben andere höhere Ansprüche, kann es durchaus passieren, dass die Kunden dann eben nachrangig behandelt werden.
Doch das ist eher unwahrscheinlich. Moneybookers ist schon profitabel und hat nach eigenen Angaben in Deutschland 200.000 Kunden. Aber in Europa bahnt sich Konkurrenz an: Paypal, ein Tochterunternehmen von Ebay, rechnet damit, dass es noch im Februar die europäische Lizenz als E-Mail-Finanzdienstleister erhält. Dann wird Ebay Paypal als Zahlungsoption in die Ebay.de-Domain integrieren. Ebay will dem Verkäufer sogar eine Option für sofortiges Bezahlen einräumen, die den Käufer dazu zwingt, mit Paypal zu zahlen. Damit könnte Konkurrent Moneybookers in dem für Email-Zahlungen bedeutenden Auktionsgeschäft ausgestochen werden. Doch E-Commerce ist mehr als Ebay. Bleibt also abzuwarten, ob sich Email-Zahlungen in Deutschland etablieren. Die deutschen Banken jedenfalls beobachten die E-Mail-Finanzdienstleister als mögliche Konkurrenz und besonders Paypal, das schon eigene Kreditkarten herausgibt. Klaus Dorwald:
Kreditkarten, damit verdienen Banken und Sparkassen normalerweise gut Geld. Und durch die steigende Anzahl von Paypal-Kreditkarten würden sich diese Erträge vielleicht ein bisschen mindern. Und auch der Bodensatz, der sich auf Paypal-Accounts bildet - das ist dann Geld, das nicht mehr in Deutschland liegt, sondern in Amerika bei Paypal. Das sind Themen, über die sich die Kreditwirtschaft hierzulande natürlich Gedanken machen muss.