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Sichere Katheter

Medizintechnik. – Katheter sind in Operationssälen und Intensivstationen unentbehrlich, denn sie dienen der Versorgung des Patienten. Allerdings sind sie auch erstrangiges Angriffsziel von Bakterien und Pilzen. Nach neuen Daten des Kompetenznetzes Sepnet sind Blutvergiftungen, die auch aus solchen Infektionen herrühren können, die dritthäufigste Todesursache in Deutschland überhaupt. Ein Team der Berliner Charité entwickelt daher gerade eine neue Art von Kathetern, die Bakterien die Ansiedelung wesentlich erschweren soll.

    Der menschliche Körper ist eine bewundernswert gut gebaute Festung. Eindringlinge scheitern in der Regel schon an der ersten Verteidigung, der Haut. Sind sie erfolgreicher, nimmt sich das Immunsystem ihrer an. Allerdings schlägt die moderne Intensivmedizin Angreifern wie Pilzen und Bakterien Breschen in die körpereigene Verteidigung, die umgehend ausgenutzt werden. Katheter, mit denen künstliche Zugänge zum Körper von Patienten gelegt werden, sind solche Breschen, denn sie bieten Bakterien Ansiedelungsflächen im Körperinneren. Professor Klaus Affeld von der Berliner Charité: "Ein Bakterium kann zum Beispiel durch Unvorsichtigkeit oder Unachtsamkeit bei der Infusion durch die Innenfläche eindringen und setzt sich dann an der Innenoberfläche und fest. Danach scheiden die Bakterien eine Schleimschicht ab, mit der sie sich schützen." Dieser Biofilm an der Katheterwand ist ausgesprochen widerstandsfähig gegen Antibiotika, Desinfektionsmittel und körpereigene Fresszellen. Nach einer Woche Patienteneinsatz hat schon jeder vierte Katheter einen solchen Biofilm, nach einem Monat sogar drei von vier.

    Auf der Suche nach Abhilfe entdeckte Affeld die Amphibien: Sie leben in einer feuchten Umgebung, sind aber nicht von einem Biofilm umgeben." Ihr Geheimnis sind antibiotische Stoffe, die sie durch die Haut abgeben. Dieses Prinzip hat Affelds Team auf den Katheter übertragen. Der Katheter von Affelds Team besteht daher aus einer Doppelschicht porösen Kunststoffs, der einen Wirkstoff durchläßt. Affeld: "Der Abstand wird gehalten durch kleinen Abstandshalter und in diesen Ringspalt wird dann ein Antibiotikum oder eventuell ein Öl hineingebracht und durch die Poren nach innen und außen gedrückt." Der neue doppelwandige Katheter ist einfach herzustellen und nur geringfügig teurer als herkömmliche Modelle. Für ihre neues Katheterdesign hat die Arbeitsgruppe den Innovationspreis des Bundesministeriums für Forschung und Entwicklung bekommen, der mit 200 000 Euro dotiert ist. In den nächsten zwei Jahren soll der Katheter zum Praxiseinsatz weiterentwickelt werden.

    [Quelle: William Vorsatz]