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Sichere Quote

Das ZDF hat die Fernsehrechte für die Fußball-Champions League erworben. Doch das SChachern geht weiter: Die Bundesligarechte ab 2013 die Rechte für Länderspiele und Pokal stehen noch aus. Da ist Hauen und Stechen zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern angesagt.

Von Heinz Peter Kreuzer |
    Schon jetzt droht der im Bieten um die Championsleague-TV-Rechte unterlegene Konkurrent SAT 1 mit Klage, andere Privatsender, Produzenten, Politiker und Medienexperten kritisieren das ZDF wegen Wettbewerbsverzerrung und Gebührenverschwendung. Beim ZDF wurde der Erwerb der Champions League-Rechte ab 2012 nur intern gefeiert. Nach außen hin gab sich der öffentlich-rechtliche Sender moderat, im heute-journal lieferte Intendant Markus Schächter nur ein kurzes Statement ab.

    "Das ZDF hat ähnlich wie bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika den Rechteinhabern ein überzeugendes Konzept rund um die Spiele vorgelegt. Wir haben deshalb den Zuschlag bekommen, wir freuen uns ab 2012 den Fans, den Zuschauern europäischen Spitzenfußball, den besten Vereinsfußball live und in HD präsentieren zu können."

    Der Medienkritiker Bernd Gäbler sieht den Erwerb der teuren Fußballrechte sehr skeptisch.

    "Das ZDF unternimmt meines Erachtens eine ganz einfache Spekulation. Sie erwarten eine Einnahmesteigerung nämlich durch die Haushaltsabgabe, und kaufen einfach für dieses Geld sichere Quote ein, die sichert die Champions League, ganz einfach, weil es interessante Fußballspiele sind. Und der Anteil eigener Kreativität, eigener Anstrengung des Senders ist dabei relativ gering und so kauft man für viel Geld eine sichere Quote ein."

    Nach Medienberichten zahlt der öffentlich-rechtliche Sender 54 Millionen Euro pro Jahr für die Rechte. Gäbler rechnet für die drei Jahre inklusive Produktionskosten mit 200 Millionen Euro. ZDF-Chefredakteur Peter Frey dementiert:

    "Ich kann Ihnen nur sagen, dass die Zahlen, die in der Welt sind, es ist ja von 54 Millionen die Rede, dass die überzogen sind."

    Die private Konkurrenz feuert Giftpfeile Richtung Mainz. So sagte Jürgen Doetz, Präsident des Verbandes Privater Rundfunk und Telemedien, wörtlich: "Dieser Fall macht wieder deutlich, dass es einer grundsätzlichen Klärung der Belastung des Gebührenzahlers durch den Erwerb von Sportrechten bedarf".
    Und der im Bieterkampf unterlegene Privatsender Sat 1 spricht von Gebührenverschwendung. Dem hält Chefredakteur Frey im Deutschlandfunk entgegen:
    "Wir haben doch den Auftrag, mit unseren Gebühren ein attraktives Programm zu machen. Das betrifft Unterhaltungssendungen, das betrifft Informationssendungen und das betrifft auch den Sport. Also den Vorwurf, dass wir die Olympischen Spiele oder die Welt- und Europameisterschaften im Fußball nicht mehr übertragen sollten, weil es Gebührengeld kostet, habe ich noch nie gehört. Das gilt in ähnlicher Weise auch für die Champions League, die mittlerweile zu einem hochattraktiven, zu mit dem attraktivsten Fußballprodukt geworden ist, was es gibt."

    Und Frey fügte hinzu:

    "Ich glaube, das Spitzensport, attraktiver Sport, in der Tat Grundversorgung ist."

    Gerade das Thema Grundversorgung ist umstritten. Das Bundesverfassungsgericht hat festgelegt, dass "im Prinzip dafür Sorge getragen sein muss, dass für die Gesamtheit der Bevölkerung Programme angeboten werden, die umfassen informieren und dass Meinungsvielfalt in der verfassungsrechtlichen gesichert ist." Für den Medienrechtler Florian Jäkel gehört die Champions League nicht dazu, die sei ja auch bei der privaten Konkurrenz zu sehen. Jäkel fordert:

    "Wäre es nicht sinnvoller, wenn man sozusagen viele Sportarten in deren Spitzenbereich zum Beispiel Handball-Bundesliga und andere einfach mal übertragen würde. Ob man damit nicht eine breitere Masse erreicht und wäre es nicht sinnvoller, - das ist ja letztendlich was Grundversorgung bedeutet -, die Breite der Bevölkerung in einem ganz umfassenden Programmbereich zu informieren."

    Die Übertragung der Champions League würde im Gegensatz sogar zu einer Minderung der Meinungsvielfalt führen. Ein Vorwurf, der ansonsten den privaten Sendern gemacht wird. Denn wegen der Übertragungen der "europäischen Königsklasse" würden Polit-Magazine und Filme ausfallen. Bernd Gäbler:

    "Ich glaube, dass das ZDF dafür sogar viel in Kauf nimmt, was sich rächen wird. Das ZDF nimmt in Kauf, in Zukunft jeweils an dem fraglichen Dienstag oder Mittwoch wann das Spiel ist, das eigene Programm zu zerschießen."

    Die Fußballfans werden schon nach der heute-Sendung gegen 19.30 Uhr mit einer zehnminütigen Sendung "aufgewärmt" werden. Denn die übertragenden Sender sind verpflichtet, die Sponsoren der Champions League während der Übertragungen zu präsentieren. Nach dem ab 2013 geltenden Rundfunkstaatsvertrag ist aber Sponsoring nach 20 Uhr nicht mehr erlaubt. Aus diesem Grund wird schon vorher gesendet. Bernd Gäbler:

    "Also das ist ja auch eine absurde Sendung. Ein öffentlich-rechtlicher Sender macht eine Sendung mit dem ausschließlichen Zweck, die Sponsorhinweise unterbringen zu können. Das ist ja auch absurd."