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Sicherer Sex!

Die Zahl gemeldeter Syphilis-Infektionen steigen: Wirklich überrascht war zumindest von den Fachleuten niemand. Nicht nur niedergelassene Ärzte beobachten das, auch die Mitarbeiter kommunaler Beratungsstellen zu sexuell übertragbaren Krankheiten spüren die Auswirkungen dieser Entwicklung.

Von Mirko Smiljanic |
    Köln, Beratungsstelle zu sexuell übertragbaren Krankheiten, 11 Uhr vormittags.

    " Nitschke, Gesundheitsamt, ... Sie waren beim Frauenarzt, versteh ich richtig, und der hat festgestellt, dass Sie eine Chlamydieninfektion haben ... "

    Heidrun Nitschke, Gynäkologin und Leiterin der Kölner Beratungsstelle zu sexuell übertragbaren Krankheiten spricht mit einer jungen Frau aus Kroatien. 4.000 Anrufe pro Jahr erreicht das Kölner Team, noch einmal 4.000 besuchen die Sprechstunden. Weitaus mehr Frauen als Männer, darunter viele Ausländer, manchmal, sagt Heidrun Nitschke, gehe es auf den Fluren zu wie in der UNO. Wer zur Sprechstunde kommt, hat in aller Regel eine Infektion; wer anruft, sucht häufig einfach nur fachkundigen Rat.

    " Das sind Partner, Partnerinnen von Menschen, die eine Infektion haben oder hatten, das sind Menschen, die mit Sex Geld verdienen und auf ihre Gesundheit achten wollen und das sind grade bei Migrantinnen Frauen, die keine Krankenversicherung haben beziehungsweise deren Krankenversicherung zum Beispiel nicht die Krebsfrüherkennung abdeckt, ... "

    ... die dann über die Beratungsstelle mit erledigt wird. Diskretion wird groß geschrieben. Viele Ratsuchende schämen sich und möchten möglichst wenig Privates preisgeben. Müssen sie auch nicht! Für die Akte reicht ein erfundener Name - das war's. Häufig, auch das beobachtet die Kölner Gynäkologin immer wieder, lassen sich Frauen für ihre Partner beraten.

    "... ich verstehe, Ihr Freund war noch nicht beim Arzt und Sie möchten jetzt wissen, was der tun soll. Sie haben Medikamente bekommen vom Frauenarzt, ja, verstehe ich, für zehn Tage ... "

    In diesem Fall stehen nicht medizinischen Fragen im Mittelpunkt, das Problem ist finanzieller Natur: Der Freund hat keine Krankenversicherung. Ein häufiges Problem! Etwas seltener müssen die Beraterinnen praktische Hilfe leisten.

    " Wenn jemand erzählt, dass er Schwierigkeiten bei der Kondombenutzung hat, dann werde ich oder eine meiner Mitarbeiterinnen mal fragen, was glauben Sie denn, woran das liegt, dass immer wieder ein Kondom kaputt geht oder wir packen mal eins aus und Sie zeigen mir, wie Sie damit umgehen."

    Der Kroatin konnte Heidrun Nitschke ebenfalls helfen, respektive dem Freund ohne Krankenversicherung.

    " In diesem Fall kann ich Ihnen anbieten, dass Ihr Freund zu uns in die Sprechstunde kommt, wir haben an vier Tagen in der Woche offen, er braucht keine Chipkarte und er muss auch nichts bezahlen."

    Ein vergleichsweise einfacher Fall für die Kölner Beratungsstelle zu sexuell übertragbaren Krankheiten - die komplizierten kommen noch.