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Sicherer Umgang mit Chemie

Keine Frage, wer mit gefährlichen Chemikalien sicher umgeht, schützt Mensch und Umwelt. Das gilt in Industriestaaten wie Deutschland genauso wie auch in Entwicklungsländern. Den Schutz vor giftigen Substanzen in Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas noch stärker als bisher zu verbessern, das hat sich die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, die GTZ, vorgenommen. Arno Tomowski, Leiter der Abteilung Infrastruktur und Umwelt:

Ralph Ahrens | 13.01.2004
    Aus meiner Sicht sollte der Schwerpunkt auf dem liegen, was wir "Mainstreaming" nennen. Das heißt, die gewonnenen Erkenntnisse aus den letzten Jahren jetzt in laufende Vorhaben der technischen Zusammenarbeit einzubringen und das Know-how in den Ländern auch an Politiker, Durchführungsorganisationen, an die Menschen, die mit Chemikalien umgehen, heranbringen.

    Und die GTZ hat eigene Erfahrungen. So wurden in Thailand Dioxine gemessen; und in Argentinien half die GTZ, Giftinformationszentralen aufzubauen, um Menschen, die sich durch Pestizide oder Industriechemikalien vergiftet haben, schnell helfen zu können.

    Das alles sei aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein, meint Andreas Bernstorff von Greenpeace und nennt ein Beispiel:

    /Man sieht Land auf, Land ab, wenn man reist in der Dritten Welt, Leute in offenen Gummistiefeln oder ohne Fußbekleidung überhaupt mit Spritzpumpen herumlaufen in den Plantagen. Ohne Mundschutz, ohne Atemschutz, mit nackten Unterarmen. Und dadurch werden jährlich mindestens 30.000 Tote erzeugt und ungezählte Verletzungen, die man zum Teil gar nicht messen kann.
    Für Andreas Bernstorff ist die Zeit des Handelns gekommen:

    Gerade bei dieser Tagung ist wieder sehr deutlich geworden und betont worden auch, dass der Papierkram getan ist. Wir haben die Stockholm-Konvention zum Verbot der schlimmsten Chemikalien – und wichtig dabei: einen Mechanismus, diese Liste zu erweitern. Wir haben das Abkommen von Rotterdam, das besagt, was unterliegt eigentlich Handelsbeschränkungen und was nicht.
    Hinzu kommen Vorschriften aus der Basler Konvention gegen Giftmüllexporte sowie den internationalen Übereinkommen zum Arbeitsschutz:

    Darum können wir sagen, es sind 10 Prozent geschafft, jetzt fangen 90 Prozent des praktischen Weges an. Und das ist eine Frage des Geldes natürlich.

    "Chemikaliensicherheit" ist bislang aber ein Stiefkind der Entwicklungspolitik. So hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in den letzten 15 Jahren bilaterale Projekte zum sicheren Umgang mit Chemikalien mit rund 280 Millionen Euro unterstützt – ähnlich viel stellt das Ministerium jährlich für die AIDS-Bekämpfung bereit. Matthias Kern, Chemieexperte der GTZ, betont aber, es gehe nicht darum, dass sich verschiedene Projekte innerhalb der Entwicklungshilfe gegenseitig Konkurrenz machen sollen:

    Wir wollen klarstellen, dass in Projekten der Entwicklungszusammenarbeit, die sowieso schon laufen, im industriellen Bereich, im industriellen Umweltschutz, im Gesundheitsschutz, im Arbeitsschutz, in Projekten gegen Kinderarbeit, dass dort auch der Aspekt "Schutz vor gefährlichen Chemikalien" ganz gezielt angegangen wird, wenn er relevant ist.

    Und in vielen Fällen spielen Chemikalien eine wichtige Rolle. Ein Beispiel:

    Gerbereien, wo die Leute in den hoch toxischen Chromlösungen ohne jeglichen Schutz herum arbeiten. Das wird zwar gesehen, aber dann wird es häufig nur als Randthema bei der Unterstützung der Gerbereiwirtschaft angegangen. Und wir möchten den Fokus dahin bringen und sagen, es gibt Lösungen in dem Bereich und wir können das mit anbieten.

    Der GTZ geht es also um einen breiteren Ansatz in der Entwicklungspolitik. Oder in den Worten von Arno Tomowski, GTZ:

    Im Grundsatz geht es jetzt darum, die Fälle in Entwicklungsländern zu verhindern, die von Greenpeace oder anderen Nichtregierungsorganisationen immer in plakativer Weise dargestellt werden. Und das durch einen vernünftigen, bewussten Umgang mit Chemikalien.