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Sicherheit im Netz
Auch jüngere Nutzer gehen Risiken ein

Viele jüngere Internetnutzer bis 25 Jahre sichern sich im Internet nicht ausreichend ab. Das hat eine Umfrage ergeben. Sie bezweifeln demnach, dass Sicherheitsvorkehrungen etwas nützen. Gefährdet sind laut der Umfrage aber auch Nutzer ab 60 Jahren, denen Wissen über Schutzmaßnahmen fehle.

Von Daniela Siebert | 23.06.2015
    2.000 Personen hat TNS Infratest im Auftrag des industrienahen Vereins "Deutschland sicher im Netz" befragt. Quer durch die Republik. Wie sichern sie sich bei ihren Bewegungen im Internet ab und wie sicher fühlen sie sich wenn sie online unterwegs sind - das waren zwei der zentralen Fragestellungen dabei. Wie auch schon bei der ersten derartigen Umfrage kristallisierten sich zwei Problemgruppen heraus. Die sehr jungen und die betagten Internetnutzer. Michael Littger Geschäftsführer von "Deutschland sicher im Netz" erklärt die Typisierung, die sie dafür gefunden haben:
    "Das sind die außenstehenden Nutzer und die fatalistischen Nutzer, in der Gruppe der Fatalisten gibt es sehr viele Verbraucher die im Alter bis 25 Jahre sich befinden, das heißt, sie verfügen an sich über relativ viel Wissen - auch über Schutzmaßnahmen, auch über Risikowissen - nur fatalistisch an der Stelle, weil sie denken: Das nutzt ja eh nichts, sie wenden ihr Wissen nicht an."
    Die Risiken, die diese beiden Nutzergruppen im Internet eingingen, seien sehr unterschiedlicher Art, erklärt Littger:
    "Bei den außenstehenden Nutzern ist das Problem, dass sie die Schutzmaßnahmen oft gar nicht kennen, da fehlt Grundwissen. Dementsprechend können sie auch keine Schutzmaßnahmen verwenden. Bei den Fatalisten ist es so: Die wissen ziemlich viel, die wissen wie man verschlüsselt, dass man Zwei-Faktor-Authentifizierung zum Beispiel durchführen kann beim Banking, die machen oft die Dinge aber nicht, weil sie aus irgendeinem Grunde der Meinung sind, nutzt ja eh nichts, kann mich ja eh nicht schützen."
    Jeder Vierte nutzt überall das gleiche Passwort
    Beide Haltungen findet der Verein problematisch und möchte sie ändern. Aber auch bei anderen Nutzern wurden Sicherheitsdefizite festgestellt:
    Beispielsweise verwendet laut Umfrage jeder vierte Online-Nutzer nur ein Passwort für alle Dienste - ein haarsträubendes Ergebnis. Dass Passwörter auch noch bestimmte Kriterien erfüllen sollten, etwa Kombinationen mit Zeichen oder Zahlen, ist auch noch längst nicht Allgemeinwissen.
    Die gefühlte Sicherheit im Internet ist noch mal ein anderes Kapitel. In allen Nutzergruppen - von den "gutgläubigen", bis hin zu den "souveränen"- sei eine Verunsicherung spürbar bilanziert die Umfrage. Besonders großes Unbehagen gebe es beim Öffnen von Email-Anhängen und dem übermitteln sensibler Daten wie Bankverbindungen. Obwohl viele Nutzer persönlich garkeine schlechten Erfahrungen machten. Die Infiltration der Bundestags-Computer war zum Umfragezeitpunkt noch nicht öffentlich bekannt. Hier könnten eher die Snowdenenthüllungen noch nachwirken vermutet mancher beim Verein.
    Für die Erkenntnisse von TNS Infratest interessiert sich auch das Bundesjustizministerium. Daher nahm auch dessen parlamentarischer Staatssekretär Ulrich Kelber an der Index-Präsentation teil. Er hat besonders die "fatalistischen Jugendlichen" im Visier:
    "Wer Verbraucherschutz und Datenschutz passgenau machen will, muss natürlich wissen, was welche Gruppe besonders bewegt und das gibt uns dieser Index. Die meisten werden leider erst aus Schaden klug, wir versuchen trotzdem aufzuklären, machen auch da besondere Portale "Watch your web", aber jetzt auch gerade über mobile Anwendungen werden wir in Zukunft besser noch informieren."
    Aufklärungsbedarf auch bei Hausvernetzungen
    Für den Verein "Deutschland sicher im Netz" steht nun die Frage im Vordergrund, wie man schlecht geschützte Nutzer aufklären kann, ihre Geräte besser zu schützen und ihr Verhalten im Internet den Risiken anzupassen. Ziel müsse eine individuelle zielgruppengerechte Ansprache sein lautet die Botschaft. Jugendliche könne man gut über Wettbewerbe und Kommunikation untereinander erreichen glaubt Littger, für die Senioren seien andere Ansätze besser:
    "Da haben wir den Ansatz train the trainer, das heißt, es gibt schon viele Menschen in Deutschland, die ehrenamtlich engagiert sind, in Mehrgenerationenhäusern zum Beispiel, die wollen wir befähigen, mit Themen zur Sicherheit im Netz einfach umzugehen. Und das Vertrauen, das ältere Leute diesen Menschen entgegen bringen, das wollen wir auch nutzen, um mal über Sicherheit im Netz zu sprechen."
    Auch bei neuen Cyber-Angeboten wie Gesundheitsdiensten und Hausvernetzungen gebe es dringend Aufklärungsbedarf über tatsächliche und vermeintliche Risiken - so die Untersuchung. Über die Hälfte der befragten Verbraucher stuften Hausvernetzungen als riskant ein.
    Zu besserer Information soll künftig auch der "Aktionsbund Digitale Sicherheit" beitragen, der heute gestartet wurde. Dabei handelt es sich im wesentlichen um eine neue Internetseite, die Vorhandenes bündelt:
    "Es gibt schon viele gute Initiativen, viele gute Ideen, wie man Menschen aufklären kann und der "Aktionsbund Digitale Sicherheit" schafft es, diese vielen Initiativen zu vernetzen, sodass sie dort einfach nur eingeben müssen, wer sie sind, was sie suchen, wo sie sind und sie bekommen Veranstaltungen oder Publikationen genau auf sie zugeschnitten geliefert."
    Hier geht es zur Seite des Aktionsbundes Digitale Sicherheit.