Dienstag, 30. April 2024

Archiv

Sicherheit in Europa
Hinweise auf geplante Anschlagsserie in Brüssel

Belgien hat die Terrorwarnung für die Hauptstadt Brüssel auf die höchste Stufe angehoben. Es gebe eine "unmittelbare" und "sehr ernste Bedrohung" für die Region Brüssel, erklärte das nationale Krisenzentrum Ocam. Die Behörden stellten inzwischen den gesamten U-Bahn-Verkehr in der belgischen Hauptstadt ein.

21.11.2015
    Bewaffnete Polizisten in Brüssel
    Ausnahmezustand in Brüssel: In der Stadt herrscht die höchste Terrorwarnstufe. (dpa / picture-alliance / Stephanie Lecocq)
    Die Anhebung der Bedrohungsstufe beruhe auf "ganz genauen Informationen über das Risiko eines Anschlags wie dem, der sich in Paris ereignet hatte", sagte der belgische Regierungschef Charles Michel nach einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrats. Es habe eine Drohung vorgelegen, dass Attentäter "an verschiedenen Stellen" in Brüssel Anschläge verüben könnten - "mit Waffen und Sprengstoff".
    Nicht in Panik ausbrechen
    Der Ministerpräsident fügte hinzu: "Wir bitten die Öffentlichkeit dringend, nicht in Panik auszubrechen, ruhig zu bleiben. Wir haben die Maßnahmen getroffen, die notwendig sind." In Brüssel kam am Vormittag der nationale Sicherheitsrat zu einer Krisensitzung zusammen. Dort sprachen sich Regierungsmitglieder mit Polizei und Sicherheitskräften über das weitere Vorgehen ab. In Brüssel befinden sich auch der Sitz der EU-Kommission sowie das NATO-Hauptquartier. Das Krisenzentrum riet Bürgern, große Menschenmengen wie bei Konzerten oder in Bahnhöfen zu meiden. Auf Empfehlung des nationalen Krisenzentrums blieb die Metro in Brüssel geschlossen. "Dies ist eine Vorsichtsmaßnahme", schrieb der Betreiber Stib auf seiner Webseite. Busse, Straßenbahnen und Züge verkehrten aber. An den Bahnhöfen wurden Passagiere verstärkt kontrolliert. An wichtigen Kreuzungen der Stadt patrouillierten schwer bewaffnete Polizisten und Soldaten.
    Verbindungen zwischen Paris und Brüssel
    Im Rest des Landes gilt weiterhin die Stufe 3, was einer "möglichen und wahrscheinlichen" Bedrohung entspricht. Nach der Terrorserie in der französischen Hauptstadt Paris hatten die Ermittlungen Verbindungen der Täter nach Brüssel ergeben. Die Anhebung der Terrorwarnstufe erfolgte eine Woche nach den Terroranschlägen von Paris mit 130 Toten, deren Urheber zum Teil im Brüsseler Brennpunktviertel Molenbeek gelebt hatten.
    Strafverfahren gegen Verdächtigen
    Seit den Anschlägen wurden in Belgien zahlreiche Verdächtige festgenommen, darunter mehrere Angehörige der Attentäter. Einige von ihnen wurden wieder freigelassen, doch wurden drei Verdächtige offiziell angeklagt: Am Freitag leitete die Generalstaatsanwaltschaft ein Strafverfahren gegen einen Verdächtigen ein, der am Donnerstag bei einer Razzia in Brüssel festgenommen worden war. Ihm werden Beteiligung an Terroranschlägen und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen.
    Zwei weitere Verdächtige, die vor einer Woche in Belgien festgenommen worden waren, bleiben zudem weiter in Haft. Sie sollen den flüchtigen Verdächtigen Salah Abdeslam nach den Anschlägen mit dem Auto aus Paris abgeholt und nach Brüssel gebracht haben. Abdeslam wird verdächtigt, zu der Gruppe von Attentätern gehört zu haben, die am Freitagabend im Osten der Pariser Innenstadt dutzende Menschen in Cafés und Restaurants erschossen.
    (tzi/bö)