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Sicherheit in Stadien
Neue Konvention als Signal gegen Gewalt

Der Europarat hat eine neue Konvention aufgelegt, die für höhere Sicherheit in Fußballstadien sorgen soll. Dadurch sollen unter anderem erneute Hooligan-Ausschreitungen verhindert werden. Bislang haben sie 14 Staaten unterzeichnet, darunter der nächste WM-Gastgeber Russland. Deutschland ist allerdings nicht dabei.

Von Matthias Friebe | 04.07.2016
    Sicherheitskontrollen am Stadion in Saint-Denis (Paris) vor dem Spiel Deutschland gegen Polen bei der Fußball-EM.
    Sicherheitskontrollen am Stadion in Saint-Denis (Paris) vor dem Spiel Deutschland gegen Polen bei der Fußball-EM. (imago sportfotodienst)
    Ein Erlebnis, ein Event, eine gute Zeit für alle, die dabei sind. Das sollen Fußballspiele sein. Veranstalter wie die Europäische Fußball-Union UEFA tun so gut wie alles dafür, auch rund um die Partie eine große Party zu machen.
    Bei der Europameisterschaft in Frankreich gehört eine ganze Menge Entertainment dazu, zum Beispiel vor jedem Spiel eine etwa zehnminütige Eröffnungsfeier mit Dutzenden tanzenden Jugendlichen auf dem Platz, die die Stimmung auf den Rängen aufheizen sollen.
    Sicherheit seit Anschlägen von Paris besonders relevant
    Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Der 13. November und die Anschläge von Paris sind vielen noch sehr präsent. Wichtiger als Entertainment ist die Sicherheit in den Stadien, auch bei dieser EM vor allem durch Hooligan-Ausschreitungen noch einmal deutlich vor Augen geführt. Deshalb hat der Europarat eine neue Konvention aufgelegt, die für verbesserte Sicherheit sorgen soll. Von einem großen Schritt spricht der Generalsekretär des Europarats, Thorbjørn Jagland, auch wenn bisher nur 14 Staaten die neue Konvention unterzeichnet haben.
    "Das ist der Eröffnungstag zum Unterzeichnen der Konvention. Es ist außergewöhnlich, dass so viele unterzeichnet haben am ersten Tag. Es ist in der Geschichte des Europarats fast Rekord, ich hoffe die anderen folgen schnell und am Ende alle."
    Deutschland ist bisher nicht dabei, dafür aber EM-Gastgeber Frankreich und Portugal und neben kleineren Staaten wie Moldawien und Georgien auch der WM-Gastgeber 2018, Russland.
    Zusammenarbeit zwischen Staat, Verbänden, Fans
    In der Konvention geht es vor allem um eine bessere Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Beteiligten von Staat, Verbänden und Fans. UEFA-Vizepräsident Michael van Praag ist auch UEFA-Kommissar für die Sicherheit in Stadien. Er glaubt, dass die Konvention dabei helfen wird, Ausschreitungen wie die der russischen Fans in Marseille zu verhindern:
    "Ich bin sicher, dass in der Zukunft, wenn der Austausch der Informationen mit den Ländern und auch den Polizeieinheiten verstärkt ist, dass dann Probleme, die wir zum Beispiel in Marseille hatten, der Vergangenheit angehören werden."
    Austausch zwischen Institutionen lückenhaft
    In den 22 Artikeln der Konvention wird genau das geregelt. Der Dialog soll gefördert werden zwischen Staat, Polizei, Vereinen und Verbänden sowie den Fans und damit eine bessere Zusammenarbeit sowohl im Stadion als auch davor und auf öffentlichen Plätzen und Fanzonen. Denn auch das hat diese EM zu Tage gebracht, der Austausch der einzelnen Institutionen ist bisher noch lückenhaft.
    "Bisher hat dieser Austausch nicht zu 100 Prozent funktioniert, das ist der Grund, warum wir diese Konvention jetzt haben."
    Alle Beteiligten betonten, sie erhoffen sich ein starkes Signal von dieser Konvention, dass der Kampf gegen Gewalt und die Prävention im Vorfeld gemeinsame wichtige Ziele sind. Die Vereinbarung soll dabei helfen, friedliche Sport-Veranstaltungen auch in Zukunft auf dem ganzen Kontinent zu gewährleisten.