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Sicherheit von Produkten steigern

Wenn in Kleidungsstücken, Kosmetika oder anderen Artikeln problematische Chemikalien verwendet worden sind, spätestens dann ist der Konsument überfordert und das Urteil von Fachleuten gefragt. Die sitzen unter anderem im Bundesinstitut für Risikobewertung und das beschäftigt sich heute bei einer Tagung in Berlin mit der Frage, wie Verbraucher vor Gefahren durch Konsumartikel geschützt werden können.

Von Philip Banse | 03.03.2008
    Welche Produkte als sicher gelten und welche nicht, wird in Gesetzen und Verordnungen festgelegt und die kommen meist aus Brüssel. Nach der spektakulären Rückrufaktion des Spielzeugherstellers Mattel zum Beispiel sei der Druck auf Brüssel gewachsen, die Spielzeugrichtlinie zu verschärfen, sagt Bärbel Vieth, im Bundesinstitut für Risikobewertung zuständig für die chemische Sicherheit von Spielzeug. Der Entwurf für die Spielzeugrichtlinie enthalte gute Ansätze, sei aber im Detail zu lasch, um die Verbraucher wirklich zu schützen. Die Grenzwerte für krebserregende, erbgutverändernde und die Fortpflanzung beeinträchtigende Stoffe seien zu hoch:

    "Danach ist es also statthaft, dass bis 0,1 Prozent eines solchen krebserregenden Stoffes zum Beispiel - das sind ein Gramm pro Kilogramm - im Spielzeug verwendet werden dürfen. Das ist eine Größenordnung, die aus unserer Sicht nicht hinnehmbar ist. Denn wir wissen ja, die Wirkung krebserregender Stoffe merkt man erst Jahre oder Jahrzehnte später, das ist ein Langfristrisiko, wo wir einfach aus Vorsorgegründen handeln müssen. "

    Außerdem müsse in die Richtlinie ein Sicherheitssiegel nach Vorbild des deutschen GS-Zeichens aufgenommen werden. Das GS-Zeichen "Geprüfte Sicherheit" wird von externen Gutachtern vergeben. Das CE-Zeichen der EU-Richtlinie können sich die Firmen selber geben. Auch das CE-Zeichen müsse daher von externen Gutachtern vergeben werden. Auf diese Forderung antwortet Christian Grugel, Abteilungsleiter im Bundesverbraucherschutzministerium, ausweichend:

    "Die Verhandlungen laufen in der Richtung, dass wir das GS-Zeichen weiterhin verwenden dürfen als nationales Zeichen. Die Kommission verfolgt das Ziel, das CE-Zeichen durch Verknüpfung mit bestimmten Sicherheitskriterien aufzuwerten."

    Reicht denn das aus?

    "Die Überlegungen in Brüssel verfolgen immer das Ziel, das Machbare möglichst weitgehend umzusetzen."

    Sie können sich da mehr vorstellen?

    "Warten wir doch mal ab, was da raus kommt."

    Die gesetzlichen Vorschriften müssen aber auch kontrolliert werden - und daran hapert es, sagt Bärbel Vieth vom Bundesinstitut für Risikobewertung:

    "Es wäre natürlich aus unserer Sicht schon wünschenswert, wenn mehr Kontrollen da wären."

    Die Kontrollen seien verstärkt worden, entgegnet Christian Grugel vom Bundesverbraucherschutzministerium. Seit Jahren würde immer weniger Spielzeug beanstandet. Die allermeisten Produkte, mit denen Verbraucher in Kontakt kommen, werden im Ausland hergestellt. Daher müssten deutsche Importeure und Produzenten die Sicherheit ihrer Produkte schon vor Ort, etwa in Asien, überprüfen und sicherstellen - am besten durch externe Prüfer wie den TÜV, sagt Christian Grugel, Abteilungsleiter im Bundesverbraucherschutzministerium. Diese Qualitätssicherung sei zwar freiwillig, die Motivation sei dennoch gegeben:

    "Weil sie - was nicht freiwillig ist - sicherstellen können, dass sie nur sichere Produkte anbieten können. Das müssen sie und dafür müssen sie geeignete Instrumente einsetzen."

    Ein weiterer Grund, weshalb Produkte bei Verbrauchern immer wieder Schäden anrichten werden, ist, dass laufend neue Materialien verwendet werden. Nanopartikelkommen heute schon in Sonnencremes und Farben zum Einsatz. Eigentlich sind Nanopartikel nur sehr fein zerkleinerte Elemente, die bekannt sind: Gold etwa. Zerhackt man Gold aber zu winzigen Nanopartikeln, verhalten sich diese Partikel nicht mehr wie Gold. Textilien etwa können durch Nanopartikel wasserdicht gemacht werden, sagt Christian Grugel vom Bundesverbraucherschutzministerium:

    "Für die Risikobewertung stellt sich die Frage, was passiert, wenn von diesen winzigen Faser-Enden Stücke abbrechen? Kann der Körper sie aufnehmen? Was passiert mit diesen Partikeln? Werden sie verstoffwechselt? Werden sie ausgeschieden? Teilweise können wir diese Fragen beantworten. Teilweise können wird diese Fragen nicht beantworten."