Die Nordsee gilt als einer der rauesten und härtesten Orte dieser Welt. Das spürt man neuerdings auch am feinen Wittelsbacher Platz in München. Dort zeigt sich Siemens-Chef Peter Löscher ungewohnt selbstkritisch, als er über die Offshore-Windpark-Projekte seines Konzerns spricht:
"Wir haben die Komplexität dieser Projekte komplett unterschätzt. Nämlich in der Dimension. Es macht natürlich einen Riesen-Unterschied, was wir bisher gemacht haben, wenn Sie dann plötzlich 160 Kilometer vor die Küste gehen. Da haben sie ganz andere Tiefen in den Gewässern."
Wir hätten nicht vier Windpark-Projekte gleichzeitig in Angriff nehmen dürfen, sagt Löscher. Sondern erst einmal aus einem Projekt lernen sollen. Jetzt entdecke Siemens
"ganz klar auch bei uns fehlende Kompetenz. Das ist ja am Ende des Tages auch ein hoch komplexer Schiffsanlagenbau. Das sind [fehlende] Ingenieurskompetenzen. Projektkorrekturen in dieser Größenordnung sind schmerzlich, aber sie sind typisch für Pionierprojekte und Vorstöße in Neuland."
Solch demütige Worte hat man bei Siemens lange nicht mehr gehört. Der Konzern versteht sich als Branchenführer und Pionier bei technischen Lösungen für die Energiewende. Die Münchner haben mit aller Härte auf die teuren Verzögerungen reagiert. Auch personell. Die Sparte "Power Transmission" erhält Ende des Monats einen neuen Chef. Der langjährige Siemensianer Karlheinz Springer soll die Probleme in der fernen Nordsee schnell lösen. Denn Siemens verliert durch Vertragsstrafen und höhere Kosten viel Geld. Konzern-Chef Löscher gab heute eine Gewinnwarnung aus:
"Wegen der Herausforderungen hauptsächlich bei Power Transmission erwarten wir nunmehr gegenüber unserer ursprünglichen Prognose von sechs Milliarden Euro ein um 600 bis 800 Millionen Euro niedrigeres Ergebnis für das Jahr 2012."
Die Probleme auf hoher See sind nicht die einzige Siemens-Baustelle, auf der es derzeit hakt. Auch die Restrukturierung von Nokia Siemens Networks (NSN) wird teurer als erwartet. Die Münchner müssen für ihr Joint Venture im zweiten Quartal einen Beteiligungsverlust von 640 Millionen Euro buchen. In der heutigen Ergebnisveröffentlichung ist sogar eine Netto-Neuverschuldung verzeichnet, ungewöhnlich für die "Bank mit angeschlossener Elektroabteilung", wie Siemens gern genannt wird. Laut Finanzchef Joe Kaeser liegt die Neuverschuldung daran:
"... dass im zweiten Quartal des Geschäftsjahres auch die Dividende von drei Milliarden Euro bezahlt worden ist, die wir in diesem Quartal nicht verdient haben."
Die nicht verdiente Dividende - ein zweideutiger Satz des Finanzchefs. Kaeser versteht ihn buchhaltungstechnisch. Man kann ihn aber auch anders interpretieren. Denn Siemens hat gerade erst die höchste Dividende seiner Firmengeschichte ausgezahlt. Drei Euro pro Aktie, das entspricht mehr als vier Prozent Rendite. Die Aktionäre freuten sich, doch Siemens könnte die großzügige Ausschüttung noch bereuen. Denn die Auftrags-Eingänge gingen um deutliche 13 Prozent zurück, und die Konjunktur-Aussichten für Europa sind grau:
"Die Konjunktur-Experten prognostizieren nach wie vor eine leichte Rezession. Die Schwellenländer wachsen weiterhin dynamisch, jedoch mit geringerer Geschwindigkeit als noch vor zwei Jahren. Das gilt übrigens auch für China."
Wenn China hustet, muss sich Siemens warm anziehen, um keine Grippe zu bekommen. Denn die Münchner haben sich ja schon in der eiskalten Nordsee eine leichte Erkältung eingefangen.
"Wir haben die Komplexität dieser Projekte komplett unterschätzt. Nämlich in der Dimension. Es macht natürlich einen Riesen-Unterschied, was wir bisher gemacht haben, wenn Sie dann plötzlich 160 Kilometer vor die Küste gehen. Da haben sie ganz andere Tiefen in den Gewässern."
Wir hätten nicht vier Windpark-Projekte gleichzeitig in Angriff nehmen dürfen, sagt Löscher. Sondern erst einmal aus einem Projekt lernen sollen. Jetzt entdecke Siemens
"ganz klar auch bei uns fehlende Kompetenz. Das ist ja am Ende des Tages auch ein hoch komplexer Schiffsanlagenbau. Das sind [fehlende] Ingenieurskompetenzen. Projektkorrekturen in dieser Größenordnung sind schmerzlich, aber sie sind typisch für Pionierprojekte und Vorstöße in Neuland."
Solch demütige Worte hat man bei Siemens lange nicht mehr gehört. Der Konzern versteht sich als Branchenführer und Pionier bei technischen Lösungen für die Energiewende. Die Münchner haben mit aller Härte auf die teuren Verzögerungen reagiert. Auch personell. Die Sparte "Power Transmission" erhält Ende des Monats einen neuen Chef. Der langjährige Siemensianer Karlheinz Springer soll die Probleme in der fernen Nordsee schnell lösen. Denn Siemens verliert durch Vertragsstrafen und höhere Kosten viel Geld. Konzern-Chef Löscher gab heute eine Gewinnwarnung aus:
"Wegen der Herausforderungen hauptsächlich bei Power Transmission erwarten wir nunmehr gegenüber unserer ursprünglichen Prognose von sechs Milliarden Euro ein um 600 bis 800 Millionen Euro niedrigeres Ergebnis für das Jahr 2012."
Die Probleme auf hoher See sind nicht die einzige Siemens-Baustelle, auf der es derzeit hakt. Auch die Restrukturierung von Nokia Siemens Networks (NSN) wird teurer als erwartet. Die Münchner müssen für ihr Joint Venture im zweiten Quartal einen Beteiligungsverlust von 640 Millionen Euro buchen. In der heutigen Ergebnisveröffentlichung ist sogar eine Netto-Neuverschuldung verzeichnet, ungewöhnlich für die "Bank mit angeschlossener Elektroabteilung", wie Siemens gern genannt wird. Laut Finanzchef Joe Kaeser liegt die Neuverschuldung daran:
"... dass im zweiten Quartal des Geschäftsjahres auch die Dividende von drei Milliarden Euro bezahlt worden ist, die wir in diesem Quartal nicht verdient haben."
Die nicht verdiente Dividende - ein zweideutiger Satz des Finanzchefs. Kaeser versteht ihn buchhaltungstechnisch. Man kann ihn aber auch anders interpretieren. Denn Siemens hat gerade erst die höchste Dividende seiner Firmengeschichte ausgezahlt. Drei Euro pro Aktie, das entspricht mehr als vier Prozent Rendite. Die Aktionäre freuten sich, doch Siemens könnte die großzügige Ausschüttung noch bereuen. Denn die Auftrags-Eingänge gingen um deutliche 13 Prozent zurück, und die Konjunktur-Aussichten für Europa sind grau:
"Die Konjunktur-Experten prognostizieren nach wie vor eine leichte Rezession. Die Schwellenländer wachsen weiterhin dynamisch, jedoch mit geringerer Geschwindigkeit als noch vor zwei Jahren. Das gilt übrigens auch für China."
Wenn China hustet, muss sich Siemens warm anziehen, um keine Grippe zu bekommen. Denn die Münchner haben sich ja schon in der eiskalten Nordsee eine leichte Erkältung eingefangen.