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Signalwirkung für den Kontinent

In dem dunklen, langgestreckten Kirchenbau von Warri haben sich an diesem Sonntag Vormittag Gläubige versammelt, um gemeinsam den Gottesdienst zu feiern. Die Verstärkeranlage droht zu versagen, derart inbrünstig ruft der Pastor die Gemeinde zur Andacht auf. Längst ist Religion in Nigeria zum Millionen-Geschäft geworden; manchmal versammeln sich bis zu 50.000 Gläubige im Gottesdienst eines einzigen Wunderheilers oder Scharlatans.

Ludger Schadomsky |
    In Warri sind es an diesem Tag nur einige Hundert, alle im Sonntagsstaat. Wer keinen Sitzplatz hat, harrt trotz der schwülen Hitze im Freien aus.

    Doch die Idylle täuscht. Denn in den Sümpfen und Deltaarmen rund um Warri toben seit Monaten Kämpfe zwischen verschiedenen Volksgruppen, die bislang Hunderte Todesopfer gekostet und ganze Dörfer dem Erdboden gleichgemacht haben. Vor allem aber haben sie Nigerias wichtigsten Wirtschaftszweig lahmgelegt: das Geschäft mit dem Öl. Seitdem die Multis ChevronTexaco und FinaTotalElf ihre Produktion eingestellt haben, ist die Ölförderung um 40 Prozent geschrumpft - eine volkswirtschaftliche Katastrophe für ein Land, dessen Exporterlöse fast vollständig aus dem Ölverkauf stammen.

    250 Milliarden US-Dollar hat das Öl, das aus den Mangrovensümpfen des Nigerdeltas gepumpt wird, seit der Unabhängigkeit 1960 in Nigerias Kassen gespült. Doch wie so vielen seiner Nachbarstaaten ist das schwarze Gold auch Afrikas bevölkerungsreichstem Land zum Fluch geworden. Denn die Einnahmen flossen nicht in den Ausbau der Infrastruktur, nicht in Jobprogramme oder das Bildungswesen, sondern auf die Auslandskonten korrupter Militärs, die das unabhängige Nigeria jahrzehntelang regiert haben.

    Ganz nach dem Vorbild ihrer politischen Führer haben die Bewohner des Delta-Gebietes die Ölanlagen nun auch als Trumpf entdeckt. "Wer das Niger-Delta zerstört, der zerstört Nigeria" - solche Slogans sind in diesen Tagen häufig zu hören. Die Kämpfe zwischen den Milizen der Ijaw und der Itsekiri, die in den Medien gerne als "Stammesfehden" bezeichnet werden, sind also nur vordergründig ethnisch motiviert. Tatsächlich geht es ums Öl, um politische Einflussnahme, um die Kontrolle der Gemeinderäte und Lokalparlamente. Denn in einem Staat, der seiner Fürsorgepflicht kaum noch nachkommt, bedeuten politische Ämter Zugang zu den mit Petrodollar gefüllten Kassen.

    Wie kaum eine andere Stadt steht Warri für das "Pulverfass Nigeria", an dessen Lunte skrupellose Politiker schamlos zündeln. Denn im ölreichen Delta verquicken sich die Grundübel des modernen Nigeria zu einem explosiven Gemisch: eine machthungrige Politikerkaste, ethnische Spannungen und ein Heer arbeitsloser, gewaltbereiter Jugendlicher.

    Der 21-jährige Abu Akbataku ist einer der wenigen Jugendlichen in Warri, die es geschafft haben, aus dem Teufelskreis von politischer Gewalt, Arbeitslosigkeit und Armut auszubrechen. Abu studiert in der Hauptstadt Abuja. Bei den seltenen Besuchen in seiner Heimatstadt erlebt er die Spannungen hautnah: Durch manche Stadtviertel läuft er nur mit erhobenen Händen, um nicht von der einen oder anderen Miliz angegriffen zu werden. Sein Bild von der Politik: ein schmutziges Geschäft, das junge Leute meiden sollten:

    Die Kämpfe treffen uns ganz massiv. Die meisten großen Firmen haben Warri verlassen. Für die Jugendlichen gibt es keine Arbeit. Deshalb lassen sie sich in politische Diskussionen reinziehen - und schon gibt es Streit. Jemand, der Arbeit hat, ist am Abend zu müde, um sich mit Politik abzugeben. Aber diese Jugendlichen hier hängen den ganzen Tag herum. Dann kommen die Politiker und umwerben sie: "Komm, gib mir Deine Stimme. Und schon fangen die Auseinandersetzungen an. -- Alles, was man in Warri noch tun kann, ist beten: beten, dass es bald Frieden gibt.

    Diese Hoffnung auf baldigen Frieden zerschlug sich am vergangenen Wochenende. Da wählte Nigeria im ersten von drei Wahlgängen ein neues Parlament. Zwar blieb die befürchtete Gewaltwelle in den meisten Landesteilen aus, in Warri aber konnte nach schweren Straßenkämpfen erst mit einem Tag Verspätung gewählt werden. Mindestens 10 Menschen kamen in der Deltaregion ums Leben.

    "Army arrangement" - mit Titeln wie diesem hat Afrobeat-Legende Fela Kuti zu Lebzeiten den korrupten Eliten seines Landes den Spiegel vorgehalten. "Army arrangement" - "Militärklüngel" - diese Songzeile bringt die Geschichte des unabhängigen Nigeria seit 1960 auf den Punkt: Die meiste Zeit regierten korrupte Militärs aus dem Norden das Land. Alle Versuche, zivile Regierungen auf Dauer zu etablieren, scheiterten.

    Nun nimmt Nigeria einen weiteren Anlauf: Nach den Parlamentswahlen vom vergangenen Wochenende wählen am kommenden Samstag 60 Millionen Nigerianer einen neuen Präsidenten und die Gouverneure der 36 Bundesstaaten. Allein 19 Kandidaten machen sich Hoffnung auf das Präsidentenamt. Ein Novum in der Geschichte Nigerias. Doch nur zwei Kandidaten haben eine Chance: Das Rennen wird zwischen Amtsinhaber Olusegun Obasanjo von der regierenden Peoples Democratic Party und dem ehemaligen Militärherrscher General Mahammadu Buhari von der All Nigerian People's Party entschieden. Beide sind ehemalige Generäle, beide veranschaulichen die Polarisierung der politischen Landschaft Nigerias: Hier Obansajo, der Yoruba aus dem Süden; dort Buhari, der den muslimischen Hausa-Fulani des Nordens nahe steht.

    Obasanjo war es, der Nigeria 1999 auf den langen und beschwerlichen Weg Richtung Demokratie führte. Zuvor hatte der wohl brutalste und korrupteste der zahlreichen Militärherrscher, Sani Abacha, das Land an den Rand des Bankrotts gewirtschaftet. Mit dem erstem demokratisch gewählten Präsidenten Olusegun Obasanjo kamen dann zwar die persönliche Freiheit und das Vertrauen des Westens zurück. Gleichzeitig aber starben mehr als 10.000 Menschen in ethnischen, religiösen und politisch motivierten Auseinandersetzungen. Immer wieder drohte der Vielvölkerstaat Nigeria in den vergangenen vier Jahren auseinander zu brechen.

    Hinzu kommen wirtschaftliche Schwierigkeiten: Seit Jahren kann Nigeria, der weltweit sechstgrößte Erdölproduzent, nicht einmal den Benzinbedarf seiner Bürger decken. Stunden-, oft tagelang warten Autofahrer vor den Tankstellen. Wer es sich leisten kann, der kauft Benzin auf dem Schwarzmarkt: Zwischenhändler bieten den begehrten Stoff direkt neben den Zapfsäulen in Plastikeimern an, zum Fünffachen des staatlich fixierten Preises.

    Adio Oluale ist Taxifahrer in der 15-Millionen-Metropole Lagos. Mit seinem Lohn muss er eine siebenköpfige Familie durchbringen - ein Überlebenskampf:

    Seit zwei Monaten haben wir hier wieder lange Schlangen vor den Tankstellen. Und ich habe kaum Geld, um meine Familie zu ernähren. Wir kommen gerade so durch. Wenn man seinen Kindern eine halbwegs vernünftige Ausbildung ermöglichen will, dann muss man sie auf private Schule schicken; denn die staatlichen sind heruntergekommen. Das kostet eine Menge Geld. Und dann gibt es keine Arbeitsplätze... Irgendwie muss ich es schaffen, meine Familie zu unterhalten.

    Wie die meisten Nigerianer lobt Oluale die relative Sicherheit und die Freiheit, die nach der Kleptokratie des brutalen Militärherrschers Sani Abacha unter Präsident Obasanjo Einzug gehalten haben.

    "Ich glaube", sagt Taxifahrer Oluale, "diese Demokratie wird für uns einiges besser machen. Sicher, es gibt noch viel zu tun. Aber ich glaube, unter dieser Regierung geht es schon bergauf." Ähnlich sieht es auch Abo Oye, Direktorin der Civil Liberties Organisation, Nigerias größter Menschenrechtsgruppe. Sie zieht nach vier Jahren demokratischen Experimentierens ein überwiegend positives Fazit der Amtszeit Obasanjo: Keine Frage: Nigeria ist immer noch zerrissen; Menschen sterben in Clankämpfen oder in religiösen Auseinandersetzungen. Aber das ist doch keine Überraschung: Ich erkläre das immer mit dem Bild vom Soldaten, der endlich seinen Stiefel von deinen Hals nimmt - und dir steigt das Blut zu Kopf. -- Was unsere Leute begreifen müssen, ist das: Unter der Militärherrschaft war es reines Glück, ob man einen guten Gouverneur oder einen guten Diktator bekam oder eben nicht. Jetzt, in der Demokratie, muss jeder Verantwortung für seine Wahl übernehmen. Jeder hat die Möglichkeit, ja das Recht, die Pflicht, eine gute Wahl zu treffen. Das ist der Unterschied: Jetzt gibt es die Chance, einen positiven Wandel herbeizuführen.

    Ob sich Nigeria für einen "positiven Wandel" entscheidet und das demokratische Experiment weiterführt, das werden die Wahlen zeigen. Richtungsweisend sind dabei die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen. Zuletzt verhinderte 1983 ein gewisser General Mohámmadu Buhári mit einem Putsch den Übergang von einer zivilen Regierung zur nächsten. Eben dieser Buhari ist heute Präsidentschaftskandidat der All Nigerian People's Party (ANPP) und der einzige ernstzunehmende Herausforderer von Amtsinhaber Obasanjo. Seine Wahl würde die Polarisierung des Landes weiter vorantreiben, die Kluft zwischen muslimischem Norden und christlichem Süden vergrößern.

    In den letzen vier Jahren unter Präsident Obasanjo hat sich die Parteienlandschaft gewaltig entwickelt. Bei den Parlamentswahlen am vergangenen Wochenende traten nicht weniger als 30 Parteien an. Diese große Zahl wollte Präsident Obasanjo verhindern - aus Angst vor einer Zersplitterung der Parteienlandschaft und vor dem eigenen Machtverlust. Doch der Oberste Gerichtshof hat gegen den Willen des Präsidenten - und zur Freude von Demokratiegruppen - alle 30 Parteien zugelassen. Vor vier Jahren, bei ersten demokratischen Wahlen, waren es gerade mal drei.

    Viele der neuen Gruppierungen haben freilich kein Programm, Kandidaten wechselten in letzter Minute die Lager. Einige Parteien, wie die All Peoples Grand Alliance (APGA) von Emeka Ojukwu sind schlicht ethnische Interessenvertretungen: 1967 spalteten sich unter der Führung Ojukwus die Igbos im Südosten Nigerias als "Republik Biafra" vom Rest des Landes ab. Der anschließende Biafra-Krieg kostete 1 Million Nigerianer das Leben. Heute spielt Ojukwu erneut die ethnische Karte, wenn er im Wahlkampf an die Unabhängigkeitsbestrebungen des Igbo-Volkes appelliert. -- Der Repräsentant der Konrad-Adenauer-Stiftung in Nigeria, Jens Paulus, wertet die neue Parteienlandschaft dennoch als Zeichen des demokratischen Reifeprozesses. Er sieht aber auch Gefahren:

    Allein die Tatsache, dass sie eine Parteienlandschaft haben, ist ein Zeichen für ein Parteiendemokratie. Ein weiteres Zeichen ist die Tatsache, dass wir von den ursprünglich drei Parteien 1999 jetzt 30 haben, eine Entscheidung, die gegen den erklärten Willen des Präsidenten vom Obersten Gericht gefällt wurde, auch das ist ein Zeichen für Demokratisierung. Auf der anderen Seite sprechen Sie ein sehr bekanntes Phänomen an: Viele Parteien werden einfach benutzt, als Wahlverein und Vehikel, um sich eben selbst zu bereichern, um sich den Zugang zu Ressourcen zu verschaffen, den man sonst einfach nicht hätte.

    Bevölkerungsexplosion, endemische Korruption, Zusammenbruch des Staates bei gleichzeitigem Wildwuchs der Schattenwirtschaft, organisierte Kriminalität - die Liste der Übel ist lang. Sie alle zerren am künstlichen Staatsgebilde Nigeria, das die Briten 1914 durch die Zusammenlegung der Protektorate Nord- und Südnigeria schufen. Es ist bezeichnend, dass bei der Namensgebung eine geographische Größe - der Fluss Niger - Pate stehen musste. Denn außer dem Fluss, der auf seiner Reise vom Nordwesten bis hinunter in den Süden das Land durchquert, stellt allenfalls noch die Fußball-Nationalmannschaft eine einigende Größe in dem Vielvölkerstaat dar. Darüber hinaus definieren sich die Volksgruppen nach wie vor in erster Linie entlang ethnischer - und zunehmend religiöser -Linien.

    Mit dem Ende der Militärdiktatur und der Wahl von Olusegun Obasanjo zum Präsidenten 1999 hat wieder eine Größe Einzug in die politische Landschaft Nigerias gehalten, die sich erstmals Mitte der 80er Jahre Militärherrscher Buhari, der heutige Oppositionskandidat, zunutze gemacht hatte: die Religion. Als bekennender Christ und Yóruba aus dem Südwesten ist Präsident Obasanjo der muslimischen Elite der Hausa-Fulani im Norden gleich dreifach ein Dorn im Auge.

    Und so kommt es, dass die Muslime die islamische Rechtssprechung als Machtinstrument gegen Obasanjo benutzen. Die Sharia dient der politischen Elite des Nordens dazu, den ungeliebten Präsidenten im In - und Ausland zu diskreditieren. Fälle wie der von Amina Lawal, die von einem Sharia-Gericht aufgrund eines unehelichen Kindes zum Tod durch Steinigung verurteilt wurde, machten weltweit Negativ-Schlagzeilen. Dabei wird die Sharia in Nigeria seit Jahrhunderten praktiziert, ohne dass dies ein Politikum geworden wäre, sagt Imam Mohammad Ashafa. Früher war Ashafa Anführer einer radikalen Muslim-Miliz, die Jagd auf Christen machte. Heute predigt er Gewaltverzicht.

    Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Religion missbraucht wird, instrumentalisiert für schlechte Ziele. Auf den ersten Blick geht es um Religion, aber wenn man tiefer bohrt, dann stellt man fest, dass es hier um etwas ganz anderes geht. Seitdem ich das verstanden habe, predige ich Gewaltverzicht. Religion sollte ein positives Werkzeug sein, um den Menschen weiter zu entwickeln, ein besseres Leben zu führen. Aber Religion wird missbraucht, für dieses oder jenes Ziel. Das gilt übrigens nicht nur für die Sharia.

    Die Wirkungsstätte von Imam Ashafa, Kaduna, die ehemalige Hauptstadt des britischen Protektorats Nordnigeria, ist die imaginäre Grenze zwischen muslimischem Norden und christlichem Süden. Zuletzt lieferten sich hier Mitglieder beider Religionen im November wegen der Miss World-Wahl, die in Nigeria stattfinden sollte, blutige Straßenkämpfe. 220 Menschen starben.

    In the name of God, we as Christian and Muslim leaders...

    Um der Gewalt zwischen den Religionsgruppen Einhalt zu gebieten, hat Imam Ashafa zusammen mit dem christlichen Priester, James Wuye, in interkonfessionelles Versöhnungsprojekt gegründet. Die 22 führenden Autoritäten Kadunas, darunter der katholische Bischof und der Imam der Hauptmoschee, haben ihren Namen unter eine Friedensdeklaration gesetzt. In Fernsehspots wird zum Gewaltverzicht aufgerufen, gemischt-religiöse Gruppen sogenannter "peace monitors" vermitteln während der Wahlen zwischen den Religionsgruppen. Dass es bei der Parlamentswahl am vergangenen Wochenende in Kaduna keine nennenswerten Ausschreitungen gab, ist auch der Arbeit von Wuye und Ashafa zu verdanken.

    Nigeria ist ein Beispiel für ein gefallenes Land; es ist zusammengefallen. Das Haus Nigeria ist kollabiert.

    Dieses vernichtende Urteil fällte einst der Doyen der afrikanischen Literaten, Chinua Achebe über sein Heimatland Nigeria. So wichtig die Wahlen für den Fortgang des demokratischen Prozesses in Nigeria selbst sind: Ein Erfolg oder Misserfolg hat darüber hinaus Signalwirkung für die Region und den gesamten Kontinent. Nigeria ist Sitz des Regionalparlaments der westafrikanischen Staatengemeinschaft ECOWAS und treibende Kraft hinter der "Neuen Partnerschaft für Entwicklung" NEPAD, des vom Westen unterstützten "Marshall-Planes" für Afrika. Scheitert Nigeria, dann hätte dies Konsequenzen für den gesamten Kontinent, sagt Akpo Esajere, Redakteur bei der angesehenen Tageszeitung "The Guardian":

    Für Afrika ist vor allem Stabilität wichtig. Wenn hier Unruhe herrscht, dann überträgt sich das auf den ganzen Kontinent. Wir müssen zuerst unser eigenes Haus in Ordnung bringen. Dann können wir uns auch um Dinge wie NEPAD kümmern. Wir müssen der Welt zeigen, dass Nigeria, der Riese Afrikas, in der Lage ist, demokratische Wahlen abzuhalten. Wenn uns das gelingt, wie es Südafrika gelungen ist, dann können wir auch mitreden: das ist die Signalwirkung, die von diesen Wahlen ausgehen muss.

    Das gute Abschneiden seiner People's Democratic Party in den Parlamentswahlen vom Wochenende lässt vermuten, dass der alte Präsident auch der neue sein wird: Olusegun Obasanjo. Denn Herausforderer Buhari, dem Kandidaten der oppositionellen ANPP, haften gleich zwei Makel an: Zum einen seine politische Vergangenheit als brutaler Militärherrscher. Vor allem aber dürfte ihm zum Verhängnis werden, dass er die Machtinteressen der muslimischen Nord-Clique vertritt. Die aber ist nach Jahrzehnten korrupter Militärherrschaft beim Wahlvolk diskreditiert.

    Geht es nach den Nigerianern, dann ist das "army arrangement", die Zeit, als sich korrupte Militärs die Posten zuschoben, endgültig vorbei. Doch die Abwesenheit von Militärdiktatur bedeutet längst nicht Demokratie. Deshalb sind die Wahlen ein wichtiger Meilenstein: Gelingt die friedliche Übergabe an die nächste zivile Regierung, wäre dies ein großer Schritt für das Land und den gesamten Kontinent. -- Im Interesse des Landes und des gesamten Kontinents ist zu hoffen, dass die politische Elite den richtigen Weg einschlägt und Afrikas Riese Nigeria das Experiment mit der Demokratie fortsetzen kann. Die erste Wahlrunde stimmt, trotz Organisationschaos und vereinzelter Gewalt, optimistisch.