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Sind sie zu fremd, bist du zu deutsch

Die Türkei ist das Gastland der Frankfurter Buchmesse in diesem Herbst. Aus diesem Anlass schreibt der Westdeutsche Rundfunk gemeinsam mit Funkhaus Europa einen deutsch-türkischen Hörspielwettbewerb aus, unter dem Titel "Sind sie zu fremd, bist du zu deutsch". Dazu habe ich Hörspielleiter Wolfgang Schiffer befragt.

Von Frank Olbert |
    Olbert: Herr Schiffer, steht der Wettbewerb allein?
    Schiffer: Nein, wir wollen aus Anlass der Buchmesse ein Programm auflegen, das aus einem Paket besteht. Wir werden türkische Originalhörspiele, die unser Partnersender in der Türkei, TRT, produziert hat, hier prüfen. Bei entsprechender Relevanz für uns werden wir sie übersetzen und auf Deutsch produzieren. Ein Hörspiel werden wir auf jeden Fall in dem Programm von "Funkhaus Europa" im türkischen Original senden. Das zweite Segment aus diesem Paket besteht darin, dass wir deutsch-türkische Autorinnen und Autoren zu Originalhörspielen ermuntern, von denen wir ebenfalls eines auch in türkischer Sprache senden werden. Das dritte Segment ist der Hörspielwettbewerb, der sich an Deutsch-Türkinnen und Deutsch-Türken wendet. Es müssen Texte sein, die dem Hörspielgenre entsprechen. Sie können in deutscher oder in türkischer Sprache verfasst sein. Das Gewinnerstück werden wir dann auch in beiden Sprachen realisieren.
    Olbert: Wie wird denn das Genre Hörspiel in der Türkei gepflegt?
    Schiffer: Wir wissen es noch nicht so genau. Es gibt da eine sehr lebendige Pflege, aber sie soll sich für uns eher wie ein Pendant zu Telenovelas im Radio darstellen. Auf dem Weg zu uns ist ein Angebot von fünf Originalhörspielen in einer Stundensendelänge, so wie wir das hier gewohnt sind.
    Olbert: Es könnte also nachher ein Panorama von Hörspielen geben, die sowohl Stoffe aus der Türkei selbst präsentieren, bis hin zu Stücken, die sich mit der Situation von Deutsch-Türken hier beschäftigen?
    Schiffer: So ist es geplant. Von dem Hörerwettbewerb erwarten wir uns authentische Geschichten aus dem Leben in der deutschen Gesellschaft und mit der deutschen Kultur. Das hebt also auch darauf ab, dass wir etwas über das Lebensgefühl in unserer Gesellschaft erfahren.
    Olbert: Gibt es Überlegungen, diesen Ansatz fortzuführen und so eine Ausschreibung auch für andere Migranten zu öffnen?
    Schiffer: Damit ist etwas angesprochen, das in kritischen Äußerungen zu diesem Wettbewerb angeklungen ist, so ein Wettbewerb sei eine Diskriminierung anderer Ethnien. Da sage ich nur, es hat einen konkreten Anlass, nämlich den Status der Türkei als Gastland der Frankfurter Buchmesse. Wir werden sehen, wie sich dieses Projekt entwickelt. Für mich ist eine solche Öffnung nicht ausgeschlossen.

    Einreichungen zum deutsch-türkischen Wettbewerb des WDR sind noch bis zum 29. Februar in deutscher oder in türkischer Sprache möglich. Eine unabhängige Jury zeichnet die drei besten Hörspiele mit Geldpreisen zwischen 1000 und 2000 Euro aus.

    Das Gewinner-Hörspiel wird darüber hinaus in beiden Sprachen beim WDR produziert und im Radio gesendet. Weitere Informationen sowie das Anmeldeformular gibt es per Post unter der Adresse: Westdeutscher Rundfunk Köln
    Programmgruppe Wort WDR 3/Ressort Hörspiel, 50600 Köln

    und auf den Internetseiten des WDR:

    www.wdr.de (PDF-Dokument zum Donwload)