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Skipper e-hoi !

Technik. – An jedem einigermaßen sommerlichen Wochenende heißt es ''Leinen los'' für rund sechs Millionen deutscher Freizeitkapitäne. Die dabei bevorzugten Vehikel reicht vom Paddelboot bis hin zu hochseetüchtigen Luxusyacht. Unterstützt werden die Amateure und Semi-Profis in ihrem Hobby von Elektronik, die der Ausrüstung von Rennyachten wie etwa der ''Illbruck'' kaum nachstehen. Wie Bits und Bytes den Süßwasserkapitän auf Kurs halten, zeigen zahlreiche Aussteller noch bis zum 29. September auf der Fachmesse ''Interboot'' in Friedrichshafen.

    Wer seinen Weg durch die Gewässer der Welt finden möchte, braucht dazu keinen Sextanten, Zirkel oder Bleistift mehr – das alles erledigt auch ein kleines piepsendes Kästchen. "Dies ist ein so genannter Seekartenplotter mit angeschlossenem globalen Positionierungssystem. Das Gerät zeigt dem Kapitän stets seine aktuelle Position auf der eingeblendeten Seekarte", erklärt Michael Freudenreich von der GPS-GmbH München. Ähnlich einem Verkehrsleitsystem, das einen Autofahrer durch die Labyrinthe fremder Städte führt, spielt der Minicomputer seinem Benutzer die benötigte Schifffahrtskarte ein und markiert darauf die Position seines Fahrzeugs. Möglich macht dies die Analyse der eigenen Position anhand des satellitengestützten Navigationssystems GPS. Selbst auf das Steuern kann der Freizeit-Kapitän dann verzichten – dies nimmt ihm ein Autopilot auf Wunsch ab, so Heinz Schär von VDO Villingen-Schwenningen: "Ich kann dazu auf dem Seekartenplotter verschiedene Wegpunkte eingeben, die der Autopilot dann exakt abfährt." Aus den Daten des Satellitennavigationsgeräts sowie aus Kompass und Windmessgerät erkennt der Autopilot sofort jede Abweichung vom Kurs und korrigiert selbstständig nach.

    Doch nicht alle Aufgaben beim Führen eines Bootes kann der digitale Kapitän übernehmen. So benötigt ein Segelschiff noch immer eine tatkräftige Mannschaft, die sich ins Zeug legt, um die Segel auf den Wind auszurichten. Auch sollten kreuzende Seebären hin und wieder ihren Blick vom Kartenplotter abwenden, um eventuell andere Verkehrsteilnehmer noch rechtzeitig zu entdecken, denn sie sind nicht auf den virtuellen Karten verzeichnet. Zwar ließe sich auch ein Radar an die Anlage koppeln, doch der technische Aufwand dafür sei derzeit noch viel zu hoch für den Hobbybereich, so Schär.

    Ereignet sich dennoch eine fatale Kollision, dann kann ein neues Seenotrettungssystem Hilfe schnell herbeirufen: Die Seenootboje "Sailor 406" von Ferrorpilot Rellingen arbeitet vollautomatisch und narrensicher, erläutert Rolf Paulsen: "Die Boje kann auf zwei Möglichkeiten ausgelöst werden. Wird das Gerät unter Wasser gedrückt, aktiviert ein Hydrostat den Alarm. Überdies kann der Hilferuf manuell eingeschaltet werden, indem ein Sicherungssplint gezogen wird". Überhört werden kann dieses SOS kaum, wo auch immer in der Welt die Boje aktiviert wird: "Das Gerät sendet auf zwei unterschiedlichen Frequenzen. Über die Frequenz 406 Megahertz gelangt das Signal an einen Satelliten und wird an eine Bodenstation weitergegeben, die dann aufgrund der Ortung die Rettungsmaßnahmen einleitet." Um den Havaristen schließlich exakt aufzuspüren zu können, gibt der Rettungssender auf der Frequenz 121,5 Megahertz - der Notfrequenz der Luftfahrt – ein zweites Signal ab. Über eine Peilung kann der Herkunftsort des Notrufes dann genau ausgemacht werden.

    [Quelle: Thomas Wagner]