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Notruf-App für den Wald

Mit einem Smartphone wäre Hänsel und Gretel einst vielleicht eine Menge erspart geblieben. Dank der kostenlosen App "Hilfe im Wald" wissen Rettungskräfte nämlich, wo sie nach Verletzten suchen müssen.

Von Michael Engel | 13.12.2013
    Das Geräusch von Kettensägen durchdringt den Elm, ein Waldstück bei Wolfenbüttel. Wenige Minuten später liegt ein Forstarbeiter auf dem Boden. Friedrich Steinborn, der das beobachtet, greift zum Handy. "Steinborn, guten Tag. Forstwirt oben im Elm. Einer meiner Kollegen hat sich eben gerade in die linke Hand geschnitten. Er blutet ganz stark."
    Forstarbeiter leben gefährlich: herabfallende Äste, umstürzende Bäume, Kettensägen, die plötzlich abrutschen. Gut, dass es den Notruf gibt.
    "Könnten Sie bitte einen Rettungswagen und einen Notarzt zum Rettungspunkt WF 010 schicken. Danke!"
    Zum Glück ist das nur eine Übung, sagt Dirk Strauch von den Niedersächsischen Landesforsten. Denn: Im Wald passieren immer wieder Unfälle nicht nur in den Reihen der Mitarbeiter.
    "Gott sei Dank, toi, toi, toi, sind es meistens kleinere Blessuren, die man sich beim Spazierengehen im Wald holt oder beim Radfahren. Man stürzt mal. Selbstverständlich kann es natürlich aber auch mal zu etwas schlimmeren Unfällen kommen. Deshalb haben die niedersächsischen Landesforsten auf ihrer Waldfläche begonnen, Notfalltreffpunktschilder aufzustellen."
    Die Schilder stehen am Rande von breiten Waldwegen, die mit dem Auto schnell zu erreichen sind. Das Signalrot der Hinweistafeln ist kaum zu übersehen: "Notfalltreffpunkt" steht darauf. In schwarzen Lettern darunter das Kennzeichen für den jeweiligen Rettungspunkt – zum Beispiel "WF 010".
    "Wenn man jetzt dieses Kürzel durchgeben würde, würde man das sofort auf der digitalen Karte finden. Und es steht sogar auch für diejenigen, die die Telefonnummer vergessen haben, die man in so einem Notfall anrufen soll, nämlich 112, das ist die Nummer für den Notfall."
    Rund 2000 Notfalltreffpunkte stehen in den Wäldern zwischen Harz und Heide. Wer hier die 112 wählt, bekommt schnell Hilfe, denn die Rettungskräfte kennen die optimale Anfahrt dorthin. Die Frage ist nur, wie man bei einem Notfall mitten im Wald herausbekommt, wo genau der nächste Notfalltreffpunkt steht? Für Tobias Seiffert aus Sickte kein Problem. Er hat die App "Hilfe im Wald" auf sein Smartphone geladen.
    "Damit man einfach sieht, wo die Rettungspunkte jetzt genau sind. Auf dieser App sieht man dann ja auch noch mal die Karte. Und dann sieht man noch mal genau, wo man jetzt ist oder was in der Nähe ist, ob jetzt ein Teich eine freie Fläche in der Nähe ist."
    Die App "Hilfe im Wald" ist kostenlos und nicht zuletzt deswegen besonders für Wanderer, Jogger, Biker oder einfach nur Erholungssuchende interessant. Vorausgesetzt: Man hat ein Smartphone mit GPS-Funktion in der Tasche. Im Notfall wird die App gestartet, erläutert Dirk Strauch von den niedersächsischen Landesforsten.
    "Sofort fängt die App an, meinen Standort zu bestimmen. Und Sie sehen hier: Meine eigene Position ist mit einem roten X gekennzeichnet. Und die Notfalltreffpunkte sind mit einem grünen Kreis oder grünem Kringel markiert, in dem ein weißes Kreuz drin ist. Das ist der Notfalltreffpunkt. Und wenn man dann auf dieses Symbol für den Notfalltreffpunkt draufklickt, dann hat man auch gleich die Nummer. Da habe ich jetzt drauf gedrückt. Es ist dann der WF 010. Das ist also der Notfalltreffpunkt Nummer 10 im Landkreis Wolfenbüttel."
    Die App läuft nicht nur in Niedersachsen. Auch in den Staatsforsten von Bayern, dem Saarland, Sauerland und in Schleswig-Holstein gibt es Rettungspunkte, die nun auch mit der App "Hilfe im Wald" gefunden werden können.