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Smartphone versus Handy

Beim Mobile World Congress in Barcelona stehen Smartphones eindeutig im Zentrum des Interesses. Gängige Handys seien für die Händler kein Wachstumsmarkt mehr. Anders die immer neuen Möglichkeiten der mobilen Telefone, berichtet Andreas Kolbe.

Andreas Kolbe im Gespräch mit Jule Reimer | 14.02.2011
    Jule Reimer: In Barcelona versammelt sich ab heute die Mobilfunk-Branche zu ihrem wichtigsten jährlichen Treffen, dem Mobile World Congress. Der Verkauf von mobilen Telefonen boomt weltweit. In Barcelona bin ich mit meinem Kollegen Andreas Kolbe verbunden. Herr Kolbe, das iPhone von Apple brachte den Durchbruch für die Smartphones, also die intelligenten Handys, Multimediahandys mit größeren Displays als die herkömmlichen Mobiltelefone. Werden herkömmliche Handys überhaupt noch lange verkauft werden?

    Andreas Kolbe: Also man könnte seine Zweifel daran bekommen – guten Tag, Frau Reimer -, wenn man sich diese Messe hier so anschaut, denn die Smartphones stehen ganz eindeutig im Zentrum, im Fokus des Interesses. Schaut man sich aber die Zahlen an, die Verkaufszahlen für Telefone, dann sieht man ganz eindeutig auch, dass das klassische Handy immer noch das Massengeschäft ist. Für dieses Jahr erwartet man 3,4 Milliarden verkaufte normale Telefone. Dem gegenüber stehen 650 Millionen Smartphones weltweit, die verkauft werden sollen.

    Aber der Unterschied ist, dass das Geschäft mit den normalen Telefonen für die Anbieter kein großes mehr ist. Das ist Massenware, eine einfache Kamera, ein einfaches Telefon, da ändert sich nicht mehr viel. Der Akku hält lange durch, die Gesprächsqualität ist in Ordnung.

    Bei den Smartphones tut sich doch sehr viel und das ist eben der große Wachstumsmarkt, bei dem man hier sehen kann, dass es sehr, sehr viele neue Geräte gibt, und die können einfach jetzt immer viel mehr, da ändert sich von Jahr zu Jahr sehr viel. Man kann Videofilme darauf anschauen und das geht sogar mittlerweile so weit, dass man den Videofilm, den man zu Hause auf seinem normalen Gerät schaut, also auf dem Fernseher, oder auf dem Laptop, einfach weiterschauen kann, wenn man aus dem Haus gehen muss, auf dem Smartphone. Solche kleinen und großen Geschichten lassen sich mittlerweile mit diesen neuen Telefonen erledigen.

    Reimer: Dieser leichte Zugang zum Internet, den die Smartphones bieten, der hat ja auch Tücken, und zwar vor allen Dingen finanzielle. Ist da Besserung in Sicht?

    Kolbe: Das ist nach wie vor ein schwieriges Feld. Tarife für mobiles Internet sind sehr, sehr unübersichtlich und gerade bei alten Verträgen, die schon vor vielen Jahren abgeschlossen worden sind, da sind meist horrende Gebühren, die fällig werden, wenn man mit dem Telefon ins Netz geht. Das freut natürlich die Anbieter, weil die da viel kassieren können. Die nennen solche Kunden gerne "Sleeper", also Schläfer, jemand, der das verpasst hat, vielleicht in einen neuen Tarif zu wechseln. Aber wer wach ist, der kann heute auch eine Flatrate abschließen. Das ist eindeutig auch der Trend für das mobile Internet. Das geht so etwa ab 10 Euro los, sind aber keine echten Flatrates, das muss man dazu sagen, sondern man bekommt da so ein Volumen, was man aufbrauchen kann im Monat, und wenn man darübergeht, wird es entweder langsamer – dann wird die Geschwindigkeit so gedrosselt, dass es gar keinen Spaß mehr macht, mit dem Handy ins Internet zu gehen -, oder man muss danach eben zusätzlich bezahlen, auch da kann es wieder teuer werden.

    Besonders teuer wird es natürlich, wenn man mit dem Handy ins Ausland geht, denn da werden dann diese sogenannten Roaming-Gebühren fällig. Die können zum Teil so hoch liegen, dass man, wenn man aus dem Urlaub zurückkommt, mal eben einen Kleinwagen mit mobilem Internet verbraucht hat. Da hat die EU-Kommission schon eingegriffen und hat gesagt, das darf nicht über 50 Euro sein, wenn man im Ausland ins Internet geht. Heute hat beispielsweise die Deutsche Telekom angekündigt, eine Flatrate fürs europäische Ausland anbieten zu wollen. Die soll nicht so viel mehr kosten als eine Flatrate in Deutschland. Andere Netzbetreiber werden da mit Sicherheit nachziehen. Also die Tarife sind durchaus in Bewegung und natürlich immer in Bewegung nach unten.

    Reimer: Wenn ich mich jetzt für ein Smartphone entscheide, muss es weiterhin das iPhone von Apple sein, um trendy zu wirken und um anwenderfreundlich telefonieren zu können oder zu surfen, oder gibt es da auch andere Angebote, die vielleicht sogar besser sind?

    Kolbe: Um Trendy zu wirken, können Sie auch andere Smartphones kaufen. Allerdings wird der Laie, wenn sie das Gerät auspacken, kaum unterscheiden können, ob das jetzt nun ein aktuelles iPhone ist, oder beispielsweise von Samsung das Galaxy S2, das hier auf der Messe heute Morgen vorgestellt worden ist, denn vom Aussehen sind sie schon alle ziemlich gleich. Es sind sehr flache Geräte, sie haben ein großes, berührungsempfindliches Display, und da gibt es nicht mehr so wahnsinnig viele große Unterschiede, wenn man sich anschaut, dass auch Konkurrenten zum iPhone mittlerweile an Boden gutmachen. Im Dezember sind beispielsweise erstmals mehr Telefone mit dem Google-Betriebssystem verkauft worden als mit dem Apple-Betriebssystem. Also da gibt es durchaus Alternativen, die sich wirklich sehen lassen können.

    Reimer: Vielen Dank! - Andreas Kolbe vom Mobilfunk-Kongress in Barcelona.