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Smiley für saubere Gastronomiebetriebe

Im Berliner Bezirk Pankow sorgt eine "Ekelliste" für Aufregung. Im Internet haben die Behörden eine erste Aufstellung von Kneipen, Lokalen und Geschäften veröffentlicht, in denen nicht sauber mit Lebensmitteln umgegangen wird. Die, die nicht auf der Liste stehen, freuen sich über ein besonderes Lob der Lebensmittelkontrolleure.

Von Verena Kemna |
    Ines Jesse, Leiterin vom Seniorenpflegeheim Domicil in Pankow ist stolz. Seit einigen Wochen klebt an der gläsernen Eingangstür des Hauses ein grünes Symbol mit der Aufschrift: Alles sauber, also rein. Das bedeutet: Hier erfährt jeder Gast, schnell und unkompliziert, alles über die Küchenhygiene im Haus.

    "Eigentlich ist man auf uns zugekommen, weil unsere Lebensmittelhygieneprüferin von unserer Hygiene und Sauberkeit ganz angetan war, und wir legen viel Wert auf Frischeproduktion in der Küche, und da spielt Hygiene noch eine größere Rolle als wenn man ganz viele Fertigprodukte benutzt."
    Das Seniorenpflegeheim steht auf der Liste der ersten zehn Lebensmittelbetriebe mit einem so genannten Smiley. Sechzig weitere haben eine Prüfung beantragt, so Jens-Holger Kirchner, Bezirksstadtrat für öffentliche Ordnung in Pankow und Initiator der Kampagne. Für ihn ist der grüne Aufkleber ein Gütesiegel auf dem neuesten Stand des Verbraucherinformationsgesetzes. Demnach haben Verbraucher gerade nach den Lebensmittelskandalen der vergangenen Jahre einen gesetzlichen Anspruch auf Information gegenüber den Behörden.

    "Unser Ziel ist es, dänische Verhältnisse zu bekommen und es zum Gesetz werden zu lassen, dass diese Kontrollergebnisse für jeden einsehbar und erkenntlich auf den ersten Blick sind."

    Auf der Internetseite des Bezirks sind die zehn ausgezeichneten Betriebe schnell zu finden. Ebenso wie die Namen der anderen, inzwischen fast 60 Restaurants, Bäcker, Fleischer, Pubs und Kneipen mit hygienischen Mängeln auf der Negativliste. Die Berliner Verbraucherzentrale steht hinter dem Projekt. Ginge es nach dem Verbraucherzentralen-Bundesverband, dann sollte die Smiley-Kampagne in Pankow sogar bundesweit zum Vorbild werden.
    Im Seniorenpflegeheim Domicil lässt Küchenchef Heinz Russ jeden gerne in die Küche gucken. Frischer Salat und Obst, selbstgebackener Kuchen sind Standard. Das Wort Fertigprodukt hat der Küchenchef längst aus seinem Vokabular gestrichen. Seine weiße Arbeitskluft mit weinrotem Halstuch und hoher, frisch gestärkter Kochmütze ist makellos. Für ihn ist der Smiley vom Bezirksamt mindestens so gut wie ein Michelinstern. Er zeigt auf DIN-A4 große Blätter an der Wand.

    "Das ist der Reinigungs- und Kontrollnachweis. Wir gehen noch mal einen Schritt vor, dann sieht man zum Beispiel, die Tiefkühlzelle wird jeden Früh zum Dienstbeginn und zum Feierabend die Temperatur gemessen, eingetragen, und es wird täglich die Kühlzelle gereinigt. Die Beschäftigte unterschreibt mit ihrem Signum, dass gereinigt, desinfiziert, die Temperatur stimmt und alles fertig ist."

    Veterinäramtsleiter Wolfram Blaffert weiß, aus Mangel an Personal wird jeder der 7000 Lebensmittelbetriebe in Pankow, von der Gaststätte bis zum Bäcker um die Ecke, höchstens einmal im Jahr kontrolliert. Bei fast jeder vierten Kontrolle wird die Hygiene bemängelt. Blaffert hofft, dass der Smiley daran etwas ändert.

    "Auf jeden Fall, dass der Bürger, die Gäste sehen, das ist eine Einrichtung, die über dem Durchschnitt liegt und in einer ganz anderen Liga spielt."

    Der Inhaber vom Irish Pub im Stadtteil Prenzlauer Berg findet es ungerecht, dass seine Fußballkneipe mit dem Vermerk "Bierkühlanlage verschimmelt" auf der Negativliste steht. Er ist einer von vielen Gastwirten, die nun gegen das Bezirksamt klagen wollen.

    "Wenn die Ämter schon so eine Liste rausgeben, dann hätte es dahinter stehen müssen, dass die Mängel nach einer Woche behoben worden sind. Wo Menschen sind und gearbeitet wird, werden immer Fehler passieren, das ist einfach mal so. Dazu sind ja diese Ämter da, nicht, um es den Leuten zu erschweren, sondern um die Gastronomen zu unterstützen, und so eine Liste finde ich unmöglich."