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So unabhängig wie möglich - so religiös wie nötig

In der zentralrussischen Republik leben islamische Tataren und orthodoxe Russen zusammen. Die erkämpften Autonomierechte schränkte Putin weitgehend ein, ein neuer Föderationsvertrag wird gerade ausgehandelt. In den 90er Jahren versuchten saudi-arabische Missionare, tatarische Jugendliche aufzuwiegeln. Solche Phänomene radikalen Islamismus' bezeichnet Präsident Schajmiev als Vergangenheit.

Von Isabella Kolar | 24.08.2005
    "Willkommen im Privolshskij-Bezirk der Stadt Kasan, dem Besten auf der Welt" - Die beiden Moderatoren auf der breiten Bühne in einem kleinen Birkenwäldchen ganz in der Nähe der tatarischen Hauptstadt strahlen um die Wette mit Sonne und zahlreich versammeltem Publikum. Es ist Sabantui und jetzt ist das Fest eröffnet.

    Sabantui - das ist das Saatgutfest, der größte Nationalfeiertag Tatarstans. Die Arbeit auf dem Feld ist getan, die Grundlage für ein neues gutes Jahr im Wohlstand gelegt: Wodka und Schaschlik finden trotz früher Stunde schon reißenden Absatz, Rauchschwaden ziehen über die Familien hinweg, die zwischen den Bäumen auf bunten Wolldecken ihr Picknick ausbreiten. Die Rentnerin Alfija springt wie ein Gummiball zwischen den Verkaufsständen herum:

    "Das ist ein nationaler Feiertag, alle Menschen sind solidarisch miteinander, wir freuen uns alle zusammen, man trifft alte Bekannte wieder, die man lange nicht gesehen hat, man plaudert miteinander, das fröhlichste Fest überhaupt!"

    Die Tataren - sie feiern gern und viel, und zur Zeit hat das fröhliche Turkvolk auch ständig Grund dazu: Kasan, 800 Kilometer östlich von Moskau gelegen, die Stadt in der einst Vladimir Lenin Jura studierte, begeht in diesem Monat mit viel Pomp und internationalem Publikum sein tausendjähriges Jubiläum.

    Sie präsentiert sich den Besuchern blitzblank und neu: Häuser und Straßen, Wasser- und Gasleitungen wurden renoviert, das Rathaus, die Oper und das Stadion einer Generalinspektion unterzogen, und der ganze Stolz der Stadtverwaltung ist das neue tatarische Wunder der Technik: Erstmals wird es in Kasan eine U-Bahn mit immerhin schon fünf fertigen Stationen geben, zehn nagelneue U-Bahn-Züge schickt mit freundlichen Grüßen St. Petersburg zum Jubiläum an die Wolga. Im dem Land, das einst zur Goldenen Horde gehörte, und aus dem dann das Chanat Kazan hervorging, hält die Moderne Einzug.

    Doch die Nachfahren der Wolga-Bulgaren und ehemaligen Untertanen von Dschingis-Chan haben auch heute noch ihren Spaß an Archaischem: Im verqualmten Birkenwäldchen sitzen zwei Männer einander gegenüber auf einem dicken Baumstamm und prügeln mit zwei knallroten Kissen so lange aufeinander ein, bis einer von ihnen runterkippt. Begeistert beißt ein tatarisches Kind in seine Kasanka, den Puffreis am Stiel mit Schokoladenüberzug.

    Mitten in dem Trubel steht eine ältere Tatarin mit buntem Kopftuch. In der rechten Hand hält sie eine schwarze Plastikpistole mit roten Knöpfen in die Höhe. Vor ihr ist ein Laken ausgebreitet, bedeckt mit billigem Schmuck, Armbändern, Haarspangen und Ketten. Wenn sie lacht, blitzt ihr Goldzahn, doch im Gegensatz zu vielen anderen hier ist sie nicht zum Feiern gekommen. Und es ist ihr auch nicht zum Feiern zumute, die 70-jährige Setuna Galjulina muss hier Geld verdienen:

    "Ich brauche das Geld, um meine Wohnung und meine Medikamente zu bezahlen, meine Rente ist klein. Ich bekomme 2500 Rubel, davon muss ich allein für die Wohnung schon 1000 Rubel zahlen. Naja, das ist unser System, das ist das Maximum. Das Leben ist schwer, ich habe keine Verwandten mehr, deshalb muss ich hier dazuverdienen. Doch heute läuft es nicht gut, zu wenig Leute, und die haben kein Geld. Ich warte eben, was soll ich tun. Wir sind es gewöhnt das zu ertragen, wir sind geduldig."

    Das Problem der niedrigen Renten - es verbindet die ehemaligen Republiken der Sowjetunion. Aber sonst, so heißt es allgemein, ist die zentralrussische Republik Tatarstan, die im östlichsten Winkel Europas liegt, eine der wohlhabendsten weit und breit. Westlich des Ural an der Wolga gelegen gehört sie zwar zur russischen Föderation. Moskau aber ist weit genug entfernt, so dass sich ein Maximum an Selbständigkeit entwickeln konnte.

    Etwa die Hälfte der rund vier Millionen Einwohner der Republik sind ethnische Tataren, die andere Hälfte überwiegend Russen. Die Tataren bekennen sich zum Islam, die Russen sind orthodoxe Christen. Beispielhaft sei - so wird im fernen Moskau immer wieder betont - die Koexistenz von Nationalitäten und Religionen in Tatarstan.

    Einträchtig zusammen stehen die Vertreter des Iran, Saudi-Arabiens, der Türkei, Ägyptens und auch Tschetscheniens vor der prächtigen Kul-Scharif-Moschee. Deren türkisblaue Minarette mit den goldenen Halbmonden auf der Spitze ragen stolz und hoch in den Himmel hinauf. Mintimer Schajmiev, gewendeter Kommunist und seit mittlerweile vierzehn Jahren unumstrittener Präsident des Landes, trägt jetzt eine perlenverzierte Tubjetejka, einen tatarischen Turban, auf dem Kopf und gibt feierlich den Moslem.

    Heute also "Salamaleikum", statt "Sdravstvujte Tovarischtschi", die meisten Tataren nehmen ihrem Präsidenten diese Rolle ab, nicht opportunistisch, nein, tolerant und vielseitig sei er eben. Politisches Urgestein, das schon so manche Wechselfälle oder drohende Unbill überstanden hat und trotz seiner 68 Jahre wohl auch noch überstehen könnte. Heute eröffnet Schajmiev die Kul-Scharif-Moschee, die größte Russlands und - wie es heißt - die höchste Europas. Der Imam Chwat Chasrat ist 200 Kilometer gefahren, um hier dabei zu sein. Sein Überschwang ist kaum zu zügeln:

    "Das ist das größte Ereignis für jeden Moslem, für jeden gläubigen Menschen, weil es historisch ist. Das ist das Herz aller Moslems in Tatarstan und aller Menschen in der Welt. Der russische Zar Iwan der Schreckliche hat sie zerstört, jetzt ist sie wiederauferstanden. Das ist auch eine Wiedergeburt des Glaubens und des Islam und eine große Freude für alle Menschen."

    Knapp zehn Jahre dauerte der Wiederaufbau der prächtigen Moschee aus weißem Stein. Ende Juni wurde sie eingeweiht. Über zehntausend Menschen, die Frauen mit Kopftuch, die Männer mit Turban und im traditionellen Chalat, einem kaftanartigen weiten Gewand, versammelten sich auf dem Gelände des alten Kasaner Kreml. Die Moschee übertrifft ihn jetzt an Originalität, Größe und Höhe, sie dominiert das Kreml-Gelände.

    Schon vor 450 Jahren war Kul-Scharif das Zentrum der Muslime an der mittleren Wolga. Doch 1552 musste sich das Chanat Kasan dem Großfürstentum Moskau geschlagen geben. Und erst der Zusammenbruch der Sowjetunion vor knapp anderthalb Jahrzehnten ermöglichte nun den Wiederaufbau der Moschee.

    Zur neuen goldenen Mond-Sichel auf schlankem Minarett gesellte sich kurz darauf ein renoviertes orthodoxes Kreuz auf zwiebelförmiger Kuppel: Nur einen Monat später eröffnet einen Steinwurf von der Moschee entfernt der russische Patriarch Alexij II. die komplett sanierte orthodoxe Blagoweschtschenskij-Kathedrale. Präsident Schajmiev, bekommt von ihm sogar einen Kirchenorden überreicht. Praktizierte Ökumene auf einem der sieben Hügel der Millionenstadt Kasan. Mintimer Schajmiev orientiert seine Politik mehr als andere Republikpräsidenten an westlichen Reformvorhaben - und lässt in den vergangenen zehn Jahren gleichzeitig den Aufbau von über 1000 Moscheen zu - finanziert mit türkischen und arabischen Zuschüssen.

    Tatarstan konnte sich noch zu Zeiten des russischen Präsidenten Jelzin zum Vorreiter einer innerrussischen Souveränitätsbewegung entwickeln. Hier, bei einem Besuch des damaligen russischen Präsidenten Boris Jelzin, fielen 1990 jene Worte, die sich danach wie ein Lauffeuer durch die Sowjetunion verbreiteten: "Nehmt Euch soviel Souveränität wie ihr könnt!"

    Und Tatarstan nahm sie sich. Geschickt und taktisch klug handelte Schajmiev 1994 mit Moskau Autonomierechte für Politik, Wirtschaft und Kultur heraus, von denen andere Republiken der Russischen Föderation nur noch träumen können. Doch Putin ist nicht wie sein Amtsvorgänger. Mit der von ihm neu eingerichteten Machtvertikale aus der Moskauer Zentrale ist Tatarstans Sonderstatus wieder weitgehend eingeschränkt worden, ein neuer Föderationsvertrag mit Russland wird gerade zäh verhandelt. Erst kürzlich beendete außerdem ein Urteilsspruch des russischen Verfassungsgerichts den tatarischen Kampf um die Einführung der lateinischen Schrift anstelle der kyrillischen.

    Mittlerweile muss Tatarstan 58 Prozent seiner Steuereinnahmen sowie einen großen Teil seiner Überschüsse, besonders die aus seiner reichen Ölförderung, wieder an das nimmersatte Moskau abführen: Zähneknirschend spricht man hinter vorgehaltener Hand in Kasan von Ausbeutung und hofft darauf, dass es sich hier nur um eine vorübergehende Erscheinung handeln möge. Offiziell jedoch gibt sich Mintimer Schajmiev verständnisvoll, wenn es um die strafferen Zügel aus Moskau geht. Dem Deutschlandfunk sagte er jetzt:

    "In Tatarstan, wo alles ruhig ist, die Wirtschaft sich gut entwickelt und die Perestrojka weitergeht, da ist das natürlich nicht so notwendig, aber in anderen Regionen werden oft ganz elementare Probleme der Menschen nicht gelöst. Präsident Putin war gezwungen, diesen Weg zu gehen, denn ohne eine grundlegende Ordnung ist es unmöglich, weitere marktwirtschaftliche Reformen und eine zivilisierte Politik durchzuführen. Unter den Bedingungen eines instabilen Staates funktionieren keine Reformen. Außerdem hätte man Zeit verloren. Ich habe Verständnis für diese Maßnahmen."

    Ein kleiner Trost mögen da auch die fast zwei Milliarden Euro sein, die jetzt im Rahmen der Tausend-Jahr-Feier Kasans von Moskau zurück nach Tatarstan fließen. Und gegen das neue Gesetz, das die Ernennung der Gouverneure durch die Zentrale vorsieht, hat Schajmiev tatsächlich nicht viel einzuwenden. Er weiß: Putin wird ihn - solange er noch arbeitsfähig ist - immer wieder ernennen, ernsthafte Konkurrenz ist für Schajmiev weit und breit nicht in Sicht. Auf seine Art hat sich der tatarische Präsident für Moskau unersetzlich gemacht. Denn, so Aleksej Malaschenko, der Tatarstan-Experte des Moskauer Carnegie-Zentrums:

    "Als intelligenter Mensch, der er ist, will er tatsächlich ein bisschen Angst verbreiten. Aber er tut das sehr gezielt und vorsichtig. Und man muss ihm tatsächlich ein großes Dankeschön dafür sagen, dass er sowohl die Nationalisten als auch die Islamisten unter Kontrolle gehalten und auch nicht provoziert hat. Denn im Gegensatz dazu provozieren viele Präsidenten im Nordkaukasus diese Leute zu ihren Auftritten. In Tatarstan passiert das nicht. Schajmiev manipuliert die Situation sehr klar und sie war immer unter seiner Kontrolle."

    Sie blieb auch unter Kontrolle, als Missionare aus Saudi-Arabien Anfang der 90er Jahre versuchten, die Jugendlichen in Tatarstan aufzuwiegeln. Präsident Schajmiev betrachtet die radikalen Islamisten, die ihre Anhänger damals vor allem unter den tatarischen Nationalisten fanden, heute als ein Phänomen der Vergangenheit:

    "Zu Beginn der Perestrojka hat sich die Mehrheit unseres Volkes, vor allem die Intelligenz, sehr laut und deutlich für die Unabhängigkeit Tatarstans ausgesprochen. Sie erinnerten dabei an unsere Geschichte. Und auf dieser Welle haben diese islamistischen Organisationen damals ihre Führer gefunden."

    Kontakte zu den tschetschenischen Führungsfiguren Dudajew, Maschadow und Bassajew soll es gegeben haben, sogar über Waffenlieferungen aus Tschetschenien nach Tatarstan sei damals angeblich verhandelt worden:

    "In den Jahren 1994/95/96 wurde tatsächlich der islamische Faktor in die Politik hineingetragen. Es gab zwar nicht die Gefahr eines Zerfalls von Tatarstan, doch die Menschen gingen mit islamistischen Parolen auf die Straße, sie forderten das Schariat, wollten auf der Basis des Islam eine politische Partei gründen. Das alles gab es und hat auch Präsident Schajmiev und das Zentrum ziemlich erschreckt, doch dann ging auch das vorüber. Jetzt ist diese Art der Politisierung sehr vereinzelt und ich glaube nicht, dass sie jemals wieder großen Einfluss auf die Situation in der Republik haben wird."

    Liquidiert habe man dieses Problem - bekräftigt Schajmiev. Präziser will er aber nicht werden. Ein zweites, bislang letztes Aufbäumen der tatarischen Islamisten fand nach Beginn des zweiten Tschetschenienkrieges statt: Ausgangspunkt der Bewegung war im Jahr 2000 das "Tatarische Gesellschaftliche Zentrum" in Nabereschnyje Tschelny, eine von Arbeitslosigkeit gezeichnete Industriestadt, dreihundert Kilometer östlich von Kasan.

    In dieser Moslem-Hochburg sympathisierte man nicht nur mit den afghanischen Taliban, sondern auch mit den tschetschenischen Rebellen. Manche der Absolventen der dortigen Yolduz-Madrassa, einer radikal-islamistischen Kaderschmiede, kämpften in Tschetschenien als Freischärler gegen die russischen Streitkräfte. Als das bekannt wurde, schickten die Behörden die arabischen Dozenten nach Hause, Yolduz verlor die Lehrbefugnis und musste schließen. Die militanten tatarischen Islamisten verloren so rasch ihre Basis. Aleksej Malaschenko:

    "In Tatarstan gab es im Unterschied zum Nordkaukasus keinen geeigneten Nährboden für islamistischen Radikalismus. Wenn er auftauchte, dann hatte er einen eher intellektuellen Charakter, wurde inspiriert von der Situation in Tschetschenien. Außerdem hat man den radikalen Islam als Instrument im politischen Kampf benutzt und im Machtkampf zwischen verschiedenen geistlichen Würdenträgern, den Muftis. Deshalb übertreiben natürlich alle Artikel, die Tatarstan als Nest der radikalen Fundamentalisten, der Wahhabiten beschreiben."

    Die traditionelle Rolle des Islam in Tatarstan: Seit 922 gilt er hier als Staatsreligion. Nach der Eroberung durch Iwan den Schrecklichen war das Land 450 Jahre lang eine Kolonie Russlands. Während der ersten 200 Jahre war der Islam verboten, erst Katharina die Zweite genehmigte im 18. Jahrhundert den Islam in Russland wieder als legale Religion. Die Sowjetmacht nach 1917 ging gegen alle Religionen vor, wovon natürlich auch die Moslems in Tatarstan nicht verschont blieben.

    Die meisten Muslime der Region, vor allem Intellektuelle, sind heute Anhänger des so genannten Euro-Islam - einer inoffiziellen Strömung, die den Koran nur als ethische Richtschnur sieht und historisch überlebte Normen reformieren möchte. Waliulla Jakupow, der stellvertretende Mufti von Kasan und Tatarstan, ist stolz auf diese aus seiner Sicht positive Entwicklung. Tatarische Frauen hätten sich noch nie verschleiern müssen und - so sagt er - sie seien die gebildetsten in der ganzen islamischen Welt:

    "Als es am Anfang der 90er Jahre überhaupt keine Kontrolle gab und der Staat sich von allen Fragen des wirtschaftlichen, sozialen und auch religiösen Lebens distanzierte, hat eine Gruppe arabischer Missionare eine stabile Gruppe in Tatarstan gebildet. Doch 1998 wurde unsere islamische geistliche Leitung gegründet und die vergangenen sieben Jahre haben wir zur Aufklärung genutzt. Wir haben den Menschen die Werte des echten traditionellen Islam erklärt. Und diese ständige aufklärerische Arbeit schwächte natürlich der Einfluss dieser Missionare."

    Moderate Mullahs wie Jakupov bilden in Tatarstan die Mehrheit. Von Regierungsseite in Moskau muss das als "Glücksfall" bezeichnete Tatarstan immer wieder als Gegenbeispiel für Tschetschenien herhalten, wo der Guerilla-Krieg inzwischen schon über ein Jahrzehnt dauert. Doch Waliulla Jakupow findet, dass dieser Vergleich hinkt:

    "Tatarstan gehört schon mehr als 450 Jahre zu Russland, Tschetschenien erst 150. Außerdem handelt es sich um unterschiedliche theologische Schulen. Die Tschetschenen sind ein Bergvolk, mit einer ganz eigenen Mentalität und ethnischen Psychologie, die Tataren leben auf dem flachen Land. Die Tschetschenen hatten nie einen eigenen Staat und die Tataren haben ihn schon seit mindestens 1000 Jahren. Das heißt: Wir sind ein diszipliniertes Volk, das gewohnt ist, in einem staatlichen Rahmen zu leben. Es gibt sehr viel, was diese beiden Völker voneinander unterscheidet."

    Jakupov, der zweithöchste islamische Würdenträger der Wolgarepublik, leugnet nicht, dass radikale Scharfmacher immer wieder daran arbeiten, den konfessionellen Frieden in Tatarstan zu stören. Den meist ausländischen Emissären, die mit viel Geld versuchen würden, die muslimischen Gemeinden von Kasan zu unterwandern, sagt er den Kampf an: Sie werden unser Land nicht vergiften, erklärt er, und seine Augen blitzen entschlossen dabei.

    Im Kasaner Staatlichen Tatarischen Akademietheater tanzen junge hübsche Mädchen in bunten Kostümen und drehen sich dabei graziös um die eigene Achse. Tatarstan, die idyllische Republik am Fuße des Ural - die 55jährige Tatarin Wassilija kann sich ein Leben woanders überhaupt nicht vorstellen.

    "Ich bin hier geboren, deshalb gibt es für mich nichts Besseres als Tatarstan. Es gibt keinen Krieg, wir unterscheiden nicht nach Nationalitäten: Tataren, Russen, Tschuwaschen oder Deutsche - das spielt für uns keine Rolle. Es gibt nur einen Gott, alle Menschen wurden von Gott geschaffen, deshalb beten wir für den Frieden in der ganzen Welt. Ein zweites Tschetschenien wird es hier nie geben."