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Software-Schnittstellen helfen Umweltdaten zu erheben

Nach dem Willen der Regierungskoalition sollen Unternehmen ab dem 1. Januar 2005 europaweit mit Emissionsrechten von Treibhausgasen handeln können. Damit wird eine europäische Richtlinie umgesetzt. Die Vorraussetzung für diesen Handel ist, dass die Emissionen in jedem Betrieb genau erfasst werden – eine Aufgabe, die so genannte betriebliche Umweltinformationssysteme leisten können. Doch diese Systeme können noch mehr: Eine genaue Analyse sämtlicher Stoffströme im Unternehmen führt nicht selten zu einem schonenderen Umgang mit Ressourcen und spart Geld. Oft scheitert ein solches Vorhaben jedoch daran, dass die dafür erforderlichen Daten aufwändig erhoben werden müssen.

Von Silke Thole |
    Am Anfang waren es vielleicht nur gesetzliche Vorgaben und die zugkräftige Werbebotschaft "Der Umwelt zuliebe", die Unternehmen motiviert haben, Strategien zum Umweltschutz zu entwickeln. Inzwischen jedoch haben wissenschaftliche Studien gezeigt, dass dies langfristig auch Kosten reduziert, beispielsweise durch Einsparungen bei Betriebs- und Hilfsstoffen wie Energie oder Wasser. Oder wenn weniger giftige Stoffe eingesetzt werden, so dass ein Produkt am Ende seiner Lebensdauer einfacher recycled werden kann. Um das zu erreichen, muss ein Unternehmen wissen, welche Umweltaspekte in seiner Produktion überhaupt eine Rolle spielen und welche Kosten damit zusammenhängen. Daten, die oft nur verstreut vorliegen und die daher zunächst einmal gesammelt und zusammengefasst werden müssen. Hier helfen Betriebliche Umweltinformationssysteme weiter.

    Ein betriebliches Umweltinformationssystem ist ein Softwaresystem zur Unterstützung des Umweltmanagements. Das nutzt man dazu, die Umweltwirkungen aus betrieblichen Tätigkeiten zu erfassen, zu dokumentieren, zu planen und zu steuern.

    Claus Lang, Forscher am Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart fasst unter dieser Definition verschiedene Informationssysteme zusammen. So zum Beispiel Rechtsdatenbanken, in denen alle gesetzlichen Richtlinien wie Abgasgrenzwerte erfasst sind. Oder Software, die Firmen bei der Erstellung von Abfallbilanzen oder der Messung von Emmissionswerten unterstützt. Um Stoff- und Energieströme unter Umwelt- und Kostengesichtspunkten zu optimieren, braucht man jedoch Systeme für das Stoffstrommanagement. Lang schildert einen Fall, bei dem der Einsatz eines solchen Systems zu einem geringeren Verbrauch von Wasser geführt hat:

    ….Zum Beispiel haben wir in einem Forschungsprojekt mit einem Mineralbrunnen zusammengearbeitet, ……wo der Mineralwasserverbrauch und generell der Wasserverbrauch bisher ungenau kontrolliert worden sind – auch weil die Kosten von Wasser nicht so hoch sind. Das heißt man hat bisher durch gewisse Handlungsempfehlungen den Wasserverbrauch geregelt. Die einzelnen Mitarbeiter waren selbst dafür verantwortlich, verantwortungsvoll damit umzugehen. …… Und dort konnte durch eine zentrale Erfassung der verschiedenen Wasserverbräuche in einem Softwaresystem eine bessere Kontrolle durchgeführt werden über die Verbräuche, die monatlich stattfinden und die dann über einen längeren Zeitraum hin kontrolliert und optimiert werden.

    Ein einfaches Beispiel, weil nur ein Rohstoff betrachtet wurde. In den meisten Industriebetrieben geht es jedoch darum, viele verschiedene Daten über Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, Energien, Produkte, Abfall, Abluft, Abwasser und Emissionen zu erfassen und auszuwerten. Bisher wurde der Einsatz betrieblicher Umweltinformationssystemen dadurch gehemmt, dass diese Daten – wenn überhaupt - nur in schlechter Qualität verfügbar waren. Außerdem mussten sie aufwändig von Hand in die Systeme eingegeben werden mussten. Eine neue Softwareschnittstelle, die das Fraunhoferinstitut für IAO gemeinsam mit Kooperationspartnern aus Wirtschaft und Industrie entwickelt hat, soll hier Abhilfe schaffen. Die Idee: Viele Unternehmen setzen für die Steuerung ihrer Betriebsabläufe betriebswirtschaftliche Standardsoftware wie Warenwirtschaftssysteme, Buchhaltungssoftware oder Produktionsplanungssysteme ein. Darin liegen bereits viele der benötigten Informationen zu den Stoff- und Energieströmen vor. Koppelt man diese Systeme mit Umweltinformationssystemen, sinkt der Aufwand für die Nutzung erheblich. Ein kleiner Schritt zu mehr Umweltschutz im Unternehmen, so Lang:

    Den Umweltschutz in industriellen Unternehmen weiterzubringen ist eine längere Aufgabe und es ist eine Aufgabe der kleinen Schritte. Und ich denke, dass die Schnittstelle einen weiteren Schritt dazu leistet, Umweltgesichtspunkte in betriebliche Entscheidungen besser zu integrieren. Und in sofern kann man das schon so sagen, dass der Umweltschutz durch diese Schnittstelle ein gewisses Stück weitergebracht wird.