"Du hast es gut, du hast deinen Laden ja noch"
So etwas kann Tobias Groten auch heute noch des Öfteren vernehmen, fünf Jahre nach dem Absturz des Neuen Marktes. Die ihm das sagen, sind Ex-Unternehmerkollegen, die in den Boom-Zeiten der New Economy dem Rausch des Geldes erlagen, an die Börse gingen und – oftmals – auch untergingen. Tobias Groten stellt Software her, und das schon lange, über 20 Jahre. Mit 16 begann er zu programmieren, neben der Schule, und wurde so zum Teenager-Unternehmer.
"Ich erinnere mich noch genau an den ersten Scheck, den ich mal von einem Kunden gekriegt hab, ich weiß noch genau, das waren auf den Schlag 1000 D-Mark, und wenn man nur Taschengeld kennt, das war eine Riesennummer."
Doch es bedurfte einer Genehmigung des Rektors, wenn man als Schüler eine Firma nebenbei betreiben wollte. Da, so sagte Tobias Groten, wurde er vor die Alternative gestellt. Mit 18 Jahren, vier Monate vor dem Abitur, verließ er das Gymnasium. Tobias Groten wollte fortan in die, wie er es nennt, Königsklasse der Software aufsteigen und Standardsoftware schreiben. Das gelang ihm auf dem Gebiet der Kommunikation. Heute kaum vorstellbar: Mitte der 80er kommunizierten Unternehmen via Telex. Umständlich wurde alles abgetippt und per Telex versendet. So programmierte man in Ahaus 1987 einen Adapter, der Computer an das Telexnetz anband.
Bald trat das Fax seinen Siegeszug an, auch dieses koppelte Tobit mit dem Computer: 1990 erblickte das Programm Faxware das Licht der Welt, eine Software, die auch heute noch vielfach im Einsatz ist ein großer Erfolg wurde. Faxen freilich war für den Vordenker Groten eigentlich schon passé, als es populär wurde. E-Mail hieß das Zauberwort und Tobias Groten hatte auch schon eine Software, die ihrer Zeit voraus war, nur – die Kunden waren noch nicht so weit:
"Und wenn man so will, das war eine Art Outlook, ein E-Mail-Programm, das hat auch erstaunlich gut funktioniert. Das Produkt war perfekt, es war eine Lösung, die alles konnte in diesem Bereich, auch Organisation – was wollten die Leute von mir? Fax! Ich habe mich also zusammengerissen und gesagt: OK, wenn die Leute Fax haben wollen, dann machen wir Fax."
Doch schon wurden immer mehr Nachrichtenformen alltäglich, und so band man in Ahaus alles zusammen: Ob SMS, Mail, Fax oder Sprachnachrichten, alles sollte mit einem Produkt leicht zu verwalten sein: Dieses Produkt hieß und heißt David. Laut Groten eine Anspielung darauf, dass die kleine Firma Tobit damit gegen die Goliaths der Branche antrat und sich bis heute gut behauptet. So wuchs Tobit vom 1-Mann-Unternehmen von 1987 auf 50 Mitarbeiter im Jahr 1995.
Heute, elf Jahre später, arbeiten 200 Menschen bei dem Softwarehersteller, der in zahlreichen Berufen ausbildet: Zur Softwarefirma Tobit gehört ein eigener Messebaubetrieb ebenso wie ein Hotel mit 30 Betten. Der Grund: Partner und Händler aus ganz Deutschland kommen zu Produktschulungen nach Ahaus und wohnen dort. Statt Outsourcing also lieber alles selbst machen. Bodenständig bleiben. Gute Geschäfte in der Abgeschiedenheit der Provinz bilden das Fundament für Experimente mit neuen Produktideen bei Tobit. Die Philosophie dahinter bleibt die gleiche: Alle Daten unter einem Dach vereinen. Wie im intelligenten Haus, das Tobias Groten mit seiner Frau und vier Kindern bewohnt und in dem ein Server alles vom Lichtschalter bis zum Briefkasten überwacht und steuert.
Viel mehr Aufsehen erregt indes ein kurioses Gebäude auf dem Firmengelände, auf welchem ein Flughafentower en miniature thront. Darin befindet sich ein Flugsimulator. Ein Nebengeschäft, das sich mit dem Know-how der Firma aus dem eher trockenen Büroumfeld leicht realisieren ließ und jährlich Zehntausende anlockt, die einmal Pilot spielen wollen.
- und eine Diskothek gehört dazu. Was aber will ein Softwarehersteller mit einer Diskothek?
"Wenn Sie eine Diskothek betreiben, werden Sie ganz schnell merken, dass Sie sich mit Sicherheitsthemen auseinandersetzen müssen. Security ist inzwischen eines unserer Lieblingsthemen. Wir sind sehr stark in dem Thema Videoüberwachung und Personenerkennung und Identifizierung und so weiter und es gibt kein besseres Testumfeld als eine Diskothek für diese Dinge."
Den Gästen fällt die besser als in anderen Discos versteckte Überwachungstechnik nicht auf. Sie entdecken die vielen anderen Dinge, die die Ahauser Computerdisco ein wenig anders machen. Wie etwa die Clubkarten für das bargeldlose Bezahlen oder der Musikwunsch an den DJ per Chipkarte. All das zeigt, wie sich die Grundidee der zentralen Steuerung aller Daten gewinnbringend auf vielen Feldern einsetzen lässt. Vielleicht gelingt es Tobias Groten auf diese Weise noch einmal, etwas zu entwickeln, das alle haben wollen.
So wie das Freibier, das Tobit in diesen Tagen auf seinem Cebit-Messestand ausschenkt – täglich. Und das können oder wollen sich längst nicht mehr alle Firmen auf der Cebit leisten.
So etwas kann Tobias Groten auch heute noch des Öfteren vernehmen, fünf Jahre nach dem Absturz des Neuen Marktes. Die ihm das sagen, sind Ex-Unternehmerkollegen, die in den Boom-Zeiten der New Economy dem Rausch des Geldes erlagen, an die Börse gingen und – oftmals – auch untergingen. Tobias Groten stellt Software her, und das schon lange, über 20 Jahre. Mit 16 begann er zu programmieren, neben der Schule, und wurde so zum Teenager-Unternehmer.
"Ich erinnere mich noch genau an den ersten Scheck, den ich mal von einem Kunden gekriegt hab, ich weiß noch genau, das waren auf den Schlag 1000 D-Mark, und wenn man nur Taschengeld kennt, das war eine Riesennummer."
Doch es bedurfte einer Genehmigung des Rektors, wenn man als Schüler eine Firma nebenbei betreiben wollte. Da, so sagte Tobias Groten, wurde er vor die Alternative gestellt. Mit 18 Jahren, vier Monate vor dem Abitur, verließ er das Gymnasium. Tobias Groten wollte fortan in die, wie er es nennt, Königsklasse der Software aufsteigen und Standardsoftware schreiben. Das gelang ihm auf dem Gebiet der Kommunikation. Heute kaum vorstellbar: Mitte der 80er kommunizierten Unternehmen via Telex. Umständlich wurde alles abgetippt und per Telex versendet. So programmierte man in Ahaus 1987 einen Adapter, der Computer an das Telexnetz anband.
Bald trat das Fax seinen Siegeszug an, auch dieses koppelte Tobit mit dem Computer: 1990 erblickte das Programm Faxware das Licht der Welt, eine Software, die auch heute noch vielfach im Einsatz ist ein großer Erfolg wurde. Faxen freilich war für den Vordenker Groten eigentlich schon passé, als es populär wurde. E-Mail hieß das Zauberwort und Tobias Groten hatte auch schon eine Software, die ihrer Zeit voraus war, nur – die Kunden waren noch nicht so weit:
"Und wenn man so will, das war eine Art Outlook, ein E-Mail-Programm, das hat auch erstaunlich gut funktioniert. Das Produkt war perfekt, es war eine Lösung, die alles konnte in diesem Bereich, auch Organisation – was wollten die Leute von mir? Fax! Ich habe mich also zusammengerissen und gesagt: OK, wenn die Leute Fax haben wollen, dann machen wir Fax."
Doch schon wurden immer mehr Nachrichtenformen alltäglich, und so band man in Ahaus alles zusammen: Ob SMS, Mail, Fax oder Sprachnachrichten, alles sollte mit einem Produkt leicht zu verwalten sein: Dieses Produkt hieß und heißt David. Laut Groten eine Anspielung darauf, dass die kleine Firma Tobit damit gegen die Goliaths der Branche antrat und sich bis heute gut behauptet. So wuchs Tobit vom 1-Mann-Unternehmen von 1987 auf 50 Mitarbeiter im Jahr 1995.
Heute, elf Jahre später, arbeiten 200 Menschen bei dem Softwarehersteller, der in zahlreichen Berufen ausbildet: Zur Softwarefirma Tobit gehört ein eigener Messebaubetrieb ebenso wie ein Hotel mit 30 Betten. Der Grund: Partner und Händler aus ganz Deutschland kommen zu Produktschulungen nach Ahaus und wohnen dort. Statt Outsourcing also lieber alles selbst machen. Bodenständig bleiben. Gute Geschäfte in der Abgeschiedenheit der Provinz bilden das Fundament für Experimente mit neuen Produktideen bei Tobit. Die Philosophie dahinter bleibt die gleiche: Alle Daten unter einem Dach vereinen. Wie im intelligenten Haus, das Tobias Groten mit seiner Frau und vier Kindern bewohnt und in dem ein Server alles vom Lichtschalter bis zum Briefkasten überwacht und steuert.
Viel mehr Aufsehen erregt indes ein kurioses Gebäude auf dem Firmengelände, auf welchem ein Flughafentower en miniature thront. Darin befindet sich ein Flugsimulator. Ein Nebengeschäft, das sich mit dem Know-how der Firma aus dem eher trockenen Büroumfeld leicht realisieren ließ und jährlich Zehntausende anlockt, die einmal Pilot spielen wollen.
- und eine Diskothek gehört dazu. Was aber will ein Softwarehersteller mit einer Diskothek?
"Wenn Sie eine Diskothek betreiben, werden Sie ganz schnell merken, dass Sie sich mit Sicherheitsthemen auseinandersetzen müssen. Security ist inzwischen eines unserer Lieblingsthemen. Wir sind sehr stark in dem Thema Videoüberwachung und Personenerkennung und Identifizierung und so weiter und es gibt kein besseres Testumfeld als eine Diskothek für diese Dinge."
Den Gästen fällt die besser als in anderen Discos versteckte Überwachungstechnik nicht auf. Sie entdecken die vielen anderen Dinge, die die Ahauser Computerdisco ein wenig anders machen. Wie etwa die Clubkarten für das bargeldlose Bezahlen oder der Musikwunsch an den DJ per Chipkarte. All das zeigt, wie sich die Grundidee der zentralen Steuerung aller Daten gewinnbringend auf vielen Feldern einsetzen lässt. Vielleicht gelingt es Tobias Groten auf diese Weise noch einmal, etwas zu entwickeln, das alle haben wollen.
So wie das Freibier, das Tobit in diesen Tagen auf seinem Cebit-Messestand ausschenkt – täglich. Und das können oder wollen sich längst nicht mehr alle Firmen auf der Cebit leisten.