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Soja-Tagung in der evangelischen Akademie Loccum

Die Idee der Akademie Loccum war, sich eines Themas anzunehmen, das für Niedersachsen Bedeutung hat. Die Organisatorin der Tagung, Kerstin Lanje, betont diesen lokalen Bezug:

von Gudrun Fischer |
    In Niedersachsen ist das Problem hauptsächlich die hohe Tierdichte. Hier ist ja die Veredelungsindustrie im südoldenburgerischen Raum vertreten, und die vielen Tiere bringen Exkremente mit sich. Das führt zur Stickstoff und Nitratbelastung im Boden. Und was wir anregen wollen, ist dass man über die immense Tierdichte nachdenkt.

    Der Biolandwirt Helmut Sobottka war einer der wenigen Landwirte der Umgebung, der die Tagung mit seinen praktischen Erfahrungen bereicherte:

    Wir haben auch eine kleine Biolandmastschweinehaltung. Und unsere Schweine werden nicht mit Soja gefüttert und werden vorwiegend mit unseren eigenen Futtermitteln versorgt. Und was wir an konzentrierten Eiweißfuttermitteln gebrauchen, das ist in ganz geringen Mengen ein konventionelles Futtermittel, und zwar ist das aus der Lebensmittelindustrie das Kartoffeleiweiß, das bei der Stärkeherstellung anfällt.

    Auf der Tagung waren Vertreter der Chemiefirma Degussa. Sie empfehlen, synthetisches Methionin in einem Anteil von 0,1 Prozent zum Futter dazuzugeben. Das Geschäft mit Methionin macht Degussa schon seit vielen Jahren, auch mit Brasilien. Michael Pack von Degussa sagt, dass Soja sehr hohe Überschüsse an Protein ins Futter bringt:

    Das belastet die Umwelt mit Stickstoffausscheidung, die die Tiere dann über den Wirtschaftsdünger produzieren, und eine sinnvolle und das auch in Hinblick auf das Thema der Tagung, nachhaltige Verwertung des Sojas, kann auf dem Weg auch nicht erreicht werden. Deshalb sehen wir ein Optimierungspotential mit einer sinnvollen Kombination aus Sojaschrot, Getreide und Methionin.

    Ob mit oder ohne künstliche Additive, die Schweine und das Geflügel in Niedersachsen sind nur die eine Seite der Soja-Medaille. In Brasilien tauchen ganz andere Probleme auf. Denn da geht es um die Probleme beim Anbau dieser Leguminose. Brasilien ist nach den USA zum zweitgrößten Sojaexporteur der Welt aufgestiegen. In den letzten fünf Jahren ist der Export von 27 Millionen Tonnen auf 48 Millionen Tonnen angewachsen. Diese rapide Ausdehnung des Sojaanbaus in Brasilien hat seinen Preis: Ökologische Probleme wie Wasserverschmutzung durch Pestizide in der Monokultur, soziale Probleme wie Landvertreibungen und Landflucht waren ausführlich Thema auf der Tagung. Im Moment ist für Brasilien ein besonderer Umwelt-Aspekt brisant: Die illegale Einfuhr von gentechnisch verändertem Sojasaatgut. Die Regierung hat den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen untersagt. Aber Gensoja wird trotzdem angebaut. Suhita Osório Peters, eine Wissenschaftlerin der Umweltorganisation Seifa aus Portugal, weiß von der Gensoja in Brasilien:

    Es gibt eine Nachfrage von der EU und hauptsächlich von Deutschland nach nicht gentechnisch verändertem Soja, denn die europäischen Verbraucher wollen kein Gen-Soja. Daher hatte Brasilien das Interesse an einer Regelung. Ich höre aber, dass es sehr viel Schmuggel zwischen Argentinien und Brasilien gibt, an der Südgrenze von Brasilien. So ist im Bundesstaat Paraná schon 30 Prozent der produzierten Soja Gen-Soja. Auch das Soja, das von kleinen Familien-Höfen kommt. Manche sprechen von 50 Prozent. Das ist ein schweres Problem, dann das kann den Handel zwischen Brasilien und der EU in Frage stellen.