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Solarkonzern steht vor der Pleite

Die Insolvenzgefahr für den Hersteller von Solarmodulen Q-Cells ist weiterhin nicht gebannt. Nachdem ein Gläubiger gegen den Plan des Konzerns geklagt hatte, die Anleihen in Eigenkapital umzuwandeln, steht das Sanierungskonzept der Firma nun auf der Kippe.

Von Brigitte Scholtes | 02.04.2012
    Anmerkung der Online-Redaktion:
    Inzwischen wurde gemeldet, dass das Photovoltaik-Unternehmen Q-Cells zahlungsunfähig ist und morgen einen Insolvenzantrag stellen wird.


    Q-Cells versucht eine Insolvenz, anders als zunächst gemeldet, offenbar doch noch abzuwenden. Am Freitag hatte das Unternehmen mitgeteilt, es könne eine Sanierungsvereinbarung mit den Anleihegläubigern nicht durchsetzen. Das Unternehmen war entmutigt durch den Fall Pfleiderer: Hier hatte das Frankfurter Oberlandesgericht entschieden, dass alle Anleihegläubiger dem Restrukturierungskonzept zustimmen müssen. Da das aber bei dem Holzverarbeiter Pfleiderer nicht gelungen war, musste dieser Insolvenz anmelden, sagt Thomas Deser, Fondsmanager von Union Investment:

    "Eine ähnliche Situation könnte auch bei Q-Cells eintreten, denn Q-Cells hat mehrere Anleihen, die fällig werden, eine davon in naher Zukunft. Und nur wenn es gelingen sollte, die Eigentümer dieser Anleihe dazu zu bewegen, Miteigentümer zu werden, also die Anleihe in Eigenkapital umzuwandeln, dann kann Q-Cells zunächst weiterarbeiten."

    Die Gläubiger hatten Q-Cells einen Zahlungsaufschub bis Ende April gewährt für eine Schuldverschreibung über 200 Millionen Euro, die schon Ende Februar fällig gewesen wäre. Bis zum Jahresende sollte das Sanierungskonzept stehen, das steht jetzt auf der Kippe. Eine Einigung mit den Gläubigern ist laut Vorstandschef Nedim Cen zwingend für eine Sanierung des Konzerns.
    Ein Anleihegläubiger aber hat jetzt gegen diesen Plan geklagt, er sei aber verhandlungsbereit, hieß es heute. Dem Vernehmen nach könnte es sich um einen sogenannten Berufskläger handeln. Die legen Rechtsmittel gegen die Sanierung von Krisenunternehmen ein und hoffen darauf, dass die Unternehmen ihnen finanziell entgegenkommen, wenn sie auf diese Klagen verzichten.

    Die Insolvenzgefahr für Q-Cells sei noch nie so groß gewesen, sagt Roland Klose, Präsidiumsmitglied der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz:

    "Von da aus hängt es im Wesentlichen daran, ob jetzt die Sanierungsmannschaft um den Dr. Cen, den CEO von Q-Cells, es schafft, ein Alternativmodell zu generieren, was diesen neuen Aspekten aus der Rechtsprechung heraus Rechnung trägt und Kompromissmöglichkeiten findet sowohl bei Eigentümern, also Aktionären wie auch bei Anleihegläubigern."

    Technologisch sei Q-Cells führend, meinen Experten. Das Geschäftsmodell ist umstritten: Q-Cells stellt nicht nur Solarmodule her, sondern ist vor einigen Jahren auch ins Projektgeschäft eingestiegen. Der Wettbewerb in der Branche ist jedoch hart, vor allem weil die chinesischen Konkurrenten zu günstigeren Preisen anbieten als die europäischen. Thomas Deser:

    "Wir haben gesehen, dass, wenn wir uns zu den westlichen Wettbewerbern umschauen, in den USA die Sunpower zum überwiegenden Teil vom französischen Ölmulti Total übernommen worden ist und damit auch finanzielle Stütze hat. Aber für die relativ kleinen, wendigen, technologisch weit vorne liegenden Unternehmen aus Deutschland, aus Europa, wird es schwierig, weil einfach der Kostendruck und die Überkapazitäten sehr, sehr groß sind."

    Eine Pleitewelle würde zwar die Überkapazitäten aus dem Markt nehmen. Die Folge wäre jedoch, dass die Dominanz der Chinesen noch weiter zunehmen würde.