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Solarstrom
Bei viel Sonnenschein Alarm

Eigenproduzierter Solarstrom vom Dach ist meist günstiger als der aus der Steckdose. Eine neue Gerätegattung fordert Hausbesitzer auf, Waschmaschine, Trockner und Co. genau dann einzuschalten, wenn die Sonne gerade viel Energie verfügbar macht.

Von Ines Rutschmann | 10.06.2014
    Dutzende Sonnenkollektoren stehen am in einem Solarpark des Photovoltaik-Spezialisten IBC Solar an der Autobahn 70 bei Buckendorf (Bayern).
    Das Ziel des eManager-Gerätes ist es, möglichst viel des eigenproduzierten Solarstroms auch zu Hause zu verbrauchen. (dpa / David Ebener)
    "Nächster Punkt bei uns: Suntrol eManager. Das ist dieses kleine Gerät, ich kann Ihnen das ganz kurz mal in die Hand geben. Mit dem können Sie – ganz einfach im Sicherungskasten verbaut – Solarstrom intelligent im Haushalt nutzen und verteilen."
    Solarstrom selbst zu verbrauchen – das war nicht nur am Stand von Solarworld das beherrschende Thema der diesjährigen Intersolar Europe. Die Mehrheit der mehr als 1000 Aussteller zeigte in München Produkte, mit denen Betreiber von Photovoltaikanlagen so viel eigenen Strom wie möglich nutzen können.
    Interessant ist das deshalb, weil der Strom aus der Steckdose heute teurer ist als jener vom Dach. Gewöhnlich liegt der Eigenverbrauch in einem Haushalt bei 30 Prozent. Geräte wie der eManager können ihn auf bis zu 60 Prozent erhöhen, erklärt Konzernsprecher Milan Nitzschke.
    "Also: Das Ziel ist, möglichst viel Strom im Haus zu behalten. Jetzt wissen ihre Verbrauchsgeräte aber nicht, ob die Sonne scheint oder nicht scheint. Und der eManager sagt es Ihnen. Das heißt, in dem Moment, wo die Solaranlage mehr Strom produziert, gibt der eManager ein Signal."
    Geräte anschalten, wenn günstiger Strom produziert wird
    Das Signal kann der Nutzer beispielsweise auf seinem Mobiltelefon empfangen und dann zurückfunken, welche Geräte anzuschalten sind. Voraussetzung ist, dass sich die Wasch- oder Spülmaschine ferngesteuert bedienen lässt.
    Alternativ können steuerbare Steckdosen installiert werden. Sie lassen sich aus der Ferne ein- und ausschalten. Sofern die Maschine dahinter bei Stromfluss einfach anspringt, klappt das Ganze. Wer seinen Verbrauch nicht zwangsläufig in die Sonnenstunden verlagern will, kann dagegen auf Speicher zurückgreifen. Die Branche bietet seit vier Jahren Lösungen mit Bleigel- und Lithium-Ionen-Batterien an. Zunehmend werden in die Systeme Verbraucher integriert, die zum Heizen dienen.
    "Die Lithium-Ionen-Batterie ist irgendwann voll und dann haben wir noch Energie zur Verfügung, die wir normalerweise ins Netz speisen und deshalb haben wir die Kombination mit einer Wärmepumpe jetzt dort aufgestellt, um den Eigenverbrauch noch zu erhöhen."
    Solarbranche erschließt Verkehrssektor
    Die Wärmepumpe im System der Bosch Power Tec erhitzt Wasser in einem thermischen Speicher. Es kann dann zum Duschen oder in der Küche verwendet werden, erklärt Produktmanager Alexander Grone. Neben dem Wärmemarkt erschließt die Photovoltaikbranche auch den Verkehrssektor. Die Firma Schletter hat gerade eine Wallbox in den Handel gebracht. Sie wird einfach an die Wand geschraubt und ein Elektroauto lässt sich daran anschließen.
    "Immer, wenn ich das Auto stehen lasse, stecke ich es an und überlasse die Kontrolle der Wallbox und dem Kontrollsystem. Und immer, wenn Überschüsse da sind, wird das Auto geladen. Und wenn keine Überschüsse da sind, wird pausiert oder weniger geladen. Wenn ich natürlich mal zwischendurch schnell wegfahren muss, muss ich auf Netzladung umschalten, aber das ist ja jederzeit möglich."
    Auf diese Weise ist es möglich, den eigenen Strom streckenweise komplett zu verwerten, sagt der stellvertretende Geschäftsführer Hans Urban. Lediglich die Rückspeisung ins Haus funktioniert noch nicht. Daran tüftelt die Branche noch. Wie bei den Batterien in Elektroautos geht der Trend bei Solarstromspeichern nun zur Lithium-Ionen-Technologie. Auch bei Solarworld, wie der Moderator am Stand ausführt:
    "Wir arbeiten mit einem neuen Speichersystem: Lithium-Eisenphosphat-Technologie. Die ist besonders sicher und gerade bei dem Lithium-Ionen-Thema haben Sie sicher schon gehört, dass die Erhitzungsgefahr da ist."
    Auf die Brandgefahr hatte das Karlsruher Institut für Technologie vor der Intersolar hingewiesen. Das Forschungsinstitut hatte Speichersysteme mit Lithium-Ionen-Batterien eingekauft und getestet. Es zeigte sich, dass auch jene mit einer Kathode aus Eisenphosphat überhitzen können.