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Solo für Peter Simonischek: Thomas Bernhards "Beton" als Hörspiel

Er habe einen Doppelgänger, meinte der amerikanische Romanautor William Gaddis in seinem einzigen Hörspiel "Torschlusspanik", das er im Jahr 1999 kurz vor seinem Tod für den Deutschlandfunk schrieb (wiederzuhören am Samstag, den 19. November um 20.05 Uhr). Dieser Doppelgänger sei Thomas Bernhard. Er habe mit "Beton" bereits den Roman geschrieben, den er, Gaddis, eigentlich schreiben wollte. Seit einem Jahrzehnt bereitet sich dessen Protagonist Rudolf auf eine große Arbeit über seinen Lieblingskomponisten Felix Mendelssohn Bartholdy vor. Widrige Umstände - der Besuch seiner Schwester, nach ihrem Weggang ,die Furcht, sie könne wiederkommen, Krankheit, das schlechte Wetter - hindern ihn am Schreiben des ersten Satzes. Einer, der mit der Welt nicht zurecht kommt, der die Schuld für sein Versagen grundsätzlich anderen in die Schuhe schiebt - einer, der wie so oft bei Thomas Bernhard mit gehöriger Wut aufs Leben schaut. Ulrich Gerhard hat "Beton" nun für den Hörfunk eingerichtet.

Von Frank Olbert |
    Frank Olbert: Herr Gerhard, was hat Sie an Thomas Bernhards Roman interessiert?

    Ulrich Gerhard: Grundsätzlich muss ich sagen, interessiert mich Thomas Bernhard immer und in jeder Form. Er ist für mich der Größte in der deutschsprachigen Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg. Sein Hauptthema ist Österreich und das kommt auch in "Beton" ziemlich zum Zuge.

    Frank Olbert: Was macht ihn denn so herausragend für Sie?

    Ulrich Gerhard: Die Genauigkeit der Sprache und, dass er sich selber nicht ausnimmt. Er schreibt und bejammert nicht etwas, das andere angeht, sondern bezieht sich immer mit ein. Das aber wird dann nicht eine bloße Selbstbespiegelung wie bei vielen anderen, sondern stellt sich immer in einen großen Zusammenhang.

    Frank Olbert: Wie sind Sie denn bei der Bearbeitung des Romans für das Hörspiel vorgegangen?

    Ulrich Gerhard: Das ist bei Thomas Bernhard immer die größte Kniffligkeit, weil er sehr lange Sätze baut. Die Sätze kreisen und mäandern umeinander. Dieselben Themen tauchen immer wieder auf. Das ist dann ein Balanceakt, sowohl dieses Mäandern wiederzugeben, als auch den Roman der Hörspielform entsprechend einzukürzen. Die größte Schwierigkeit besteht darin, das auszutarieren.

    Das Hörspiel nach Thomas Bernhards Roman "Beton" in der Regie von Ulrich Gerhardt erlebt seine Ursendung im Deutschlandfunk am 12. November um 20.05 Uhr.

    Öffentliche Aufführungen gibt es in Berlin und in München: am 27. November um 20 Uhr im Hackeschen Hörtheater, Rosenthaler Str. 40/41 in Berlin-Mitte und am 4. Dezember, um 20.30 Uhr, im Tams-Theater, Haimhauser Straße 13a in München-Schwabing.