Dienstag, 19. März 2024

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Sommer der schrägen Lieder (1/6)
Überall blühen Neurosen - Hits im Kabarett

Die Querköpfe starten in den "Sommer der schrägen Lieder". Sechs Wochen lang beschallen Liedermacher, und Kabarettisten die lauen Sommerabende mit ihren schrägsten Hits. Den Auftakt macht eine historische und unterhaltsame Analyse von Hits im Kabarett, des verstorbenen "Querköpfe"-Autors Stephan Göritz.

Eine Wiederholung vom 15. Juni 2016 | 18.07.2018
    Ulrich Michael Kessel als Irmgard Knef
    Ulrich Michael Kessel dichtet in seiner Rolle als Irmgard Knef auch schon mal Chansons um. (imago stock & people)
    Blühen wirklich überall Rosen, wie Hildegard Knef glaubte? Der Kabarettist Ulrich Michael Heissig tritt als angebliche Zwillingsschwester der Knef auf und ist überzeugt, dass es vielmehr "Neu-Rosen" sind, die uns ständig begegnen. Viele Kabarettisten greifen zu Hit-Zeilen, die in Stein gemeißelt scheinen und dringend der Richtigstellung bedürfen.
    So tanzt man an der Berliner Distel den "Kriminaltango" als "Kapitaltango" und versteht den Schlusschor aus Beethovens 9. Sinfonie so, dass endlich alle Brüder Menschen werden müssen. Gloria Gaynors "I Will Survive" wurde gleich etliche Male aktualisiert, denn jeder hat etwas zu überleben, ob Wiebke Wiedeck einen Bandscheibenvorfall oder das Trio "Frauen an der Steuer" die Steuererklärung.
    Doch ist das Umdichten von Hits keine Erfindung aus heutigen Kabarettzeiten. Gina Pressgott warnte im Kalten Krieg: "Schließ die Badehose ein, denn der Ami schießt am Wannsee", und Annemarie Hase machte 1940 im Londoner Exil die "Loreley" des von den Nationalsozialisten zur Unperson erklärten Heinrich Heine zur Hoffnungshymne auf das baldige Ende des Dritten Reiches.