Archiv


Sommerfäden mit Tautropfen

Das Sternbild Haar der Berenike zieht jetzt im Laufe der Nacht hoch über den Himmel. Die meisten Sternkarten zeigen es nur mit drei blassen Sternen zwischen den Sternbildern Löwe und Bärenhüter.

Bruce McClure |
    Dieses Sternbild hatte lange ein Identitätsproblem. Die alten Griechen ordneten die Sterne dem Löwen zu. Sie markierten den buschigen Schwanz des Raubtiers. Erathostenes von Kyrene sah in den Sternen das Haar der Königin Berenike von Ägypten. Ptolomäus führte das Sternbild in seinem "Almagest" aus dem Jahre 150 n. Chr. als "Neblige Masse, die man Locke nennt". Der in Duisburg lebende Gelehrte Gerhard Mercator kartographierte die Sterne 1551 und bestimmte das Sternbild. Den Namen des Erathostenes behielt er bei - das "Haar der Berenike". Einst wurde es als Sternbild beschrieben, das eigenartig funkelt, als wären mit Tautropfen behangene Sommerfäden dort verwoben. Von den vielen Geschichten, die uns von diesem Sternbild überliefert sind, hat die vom Haar der Berenike die meisten Anhänger.

    Demnach stellt das Sternbild die Haarpracht der ägyptischen Königin Berenike dar. Nach einer Überlieferung war sie über die gesunde Rückkehr ihres Mannes Ptolemaios III. aus einer Schlacht so glücklich, dass sie ihre blonden Locken im Tempel von Zephyrium der Göttin Aphrodite opferte. Dort verschwand das Haar auf mysteriöse Weise. Der Hofastronom Canon überzeugte das Königspaar davon, dass die Locken von den Göttern für ewig in den Sternen aufbewahrt würden.

    Um das Haar der Berenike zu sehen, brauchen Sie einen klaren, sehr dunklen Himmel. Sie finden es zwischen Löwe und Bärenhüter. Achten Sie auch darauf: Wenn dieses Sternbild hoch am Himmel steht, schmiegt sich das silberne Band der Milchstraße an den Horizont.