Die Italiener heißen nicht etwa Pronto mit Nachnahmen. Wenn sie sich am Telefon melden dann sagen sie "Pronto". Das ist einerseits eine Frage: "Bereit?" Andererseits die Antwort: "Pronto , jawohl – bereit". Ein verbales Ritual, das noch aus den längst vergangenen Zeiten der Handvermittlung stammt. Aber auch heute noch meldet sich der Italiener nicht mit seinem Namen, sondern mit "Pronto".
Was die Staatsanwaltschaft in Mailand aber nicht in die Irre führte: sie fanden schnell heraus, wer am anderen Ende jener Leitung war, die sie von Amts wegen abhören ließen. Wohlklingende Namen: Fiorani, Lonati, Moreschi, Consorte. Respektable Signori aus der italienischen Finanzwelt, so die eine Version. Zahlenakrobaten, halbseidene Geschäftemacher Falschspieler, an Börsen und in Banken, so der Verdacht der Staatsanwaltschaft – nichts außergewöhnliches in dem an Finanzskandalen so reichen Lande Italien.
Aber da ist noch ein Name, der diesem Sommerkrimi mit abgehörten Telefonen und belauschten Herrschaften eine besondere Note gibt: Antonio Fazio, uneingeschränkter Herrscher der italienischen Zentralbank, der die Fäden zog bei einer gigantischen Manipulation, wegen der der Hüter des Bankensystem eines jeden x-beliebigen Landes in die Wüste geschickt worden wäre. Lächerlich wirkt dagegen der Rücktrittsgrund des deutschen Bundesbankchefs im letzten Jahr. Ein von einer Bank bezahlter Wochenendaufenthalt im Luxushotel. Kleinvieh für den Italiener Fazio, der trotz offensichtlicher Kompromittierung im Amt blieb, sich dafür in den Urlaub verabschiedete und ist vorläufig nicht zu erreichen ist.
Begonnen hatte der italienische Sommerkrimi vor einigen Monaten, als zwei solvente europäische Banken, eine aus Spanien, eine aus den Niederlanden auf dem italienischen Kreditmarkt Fuß fassen wollten. Sie boten viel Geld für den Kauf zweier Geldinstitute: die "Banca Antonveneta" und die "Banca Nazionale del Lavoro". Der Verkauf war so gut wie perfekt, doch die Zentralbank machte den ungeliebten Ausländern einen Strich durch die Rechnung. Zentralbankchef Antonio Fazio fand, die italienischen beiden Banken müssten auch italienisch bleiben und machte sich im Familien- und Freundeskreis auf die Suche nach einheimischen Käufern.
Gegen den dringenden Rat seiner eigenen Finanzexperten gab Fazio den Zuschlag für den Verkauf von "Antonveneta" an die BPI, die "Banca Popolare Italiana". Und all dies bekamen die Ermittler aus dutzenden von abgehörten Telefongesprächen zu hören.
Aber es kam noch dicker. Weil die BPI gar nicht genügend Geld hatte, um den Holländern und den Spaniern das Geschäft zu vereiteln, musste gewaltig geschwindelt werden. Bilanzen wurden radikal frisiert, Guthaben fingiert und Partner geschmiert. Bis aus dem mit Nationalstolz verbrämten rein italienischen Kuhhandel ein Fall für die Justiz wurde.
Während das italienische Publikum auf dem Höhepunk des Jahresurlaubs längst den Überblick und das Interesse an den Machenschaften der italienischen Hochfinanz verloren hat, versuchen die Ermittler das unüberschaubare Beziehungsgeflecht des Zentralbankchefs zu entwirren. Leicht haben sie es nicht: der Justizminister hat wieder mal ein Disziplinarverfahren angekündigt, weil die Staatsanwaltschaft der unberührbaren Politikerkaste zu nahe auf die Pelle zu rücken drohte. Und Silvio Berlusconi hat angekündigt, dass er von eigener Hand ein Gesetz gegen das Abhören von Telefonen hochrangiger Politiker und Staatsdiener formulieren werde.
Verkehrte Welt: Vom Finanzskandal in der Zentralbank spricht niemand. Am Pranger stehen dafür jene , die ihn aufgedeckt haben: die Staatsanwälte. Ihnen fiel übrigens noch ein Name auf. Stefano Ricucci, ein zweifelhafter Bauunternehmer, der gewagte Bankgeschäfte macht und seit Monaten Aktien der renommierten Tageszeitung "Corriere della Sera" zu Höchstpreisen kauft. Ein Strohmann von Silvio Berlusconi wird gemunkelt. Doch der ist nicht zu sprechen.
Was die Staatsanwaltschaft in Mailand aber nicht in die Irre führte: sie fanden schnell heraus, wer am anderen Ende jener Leitung war, die sie von Amts wegen abhören ließen. Wohlklingende Namen: Fiorani, Lonati, Moreschi, Consorte. Respektable Signori aus der italienischen Finanzwelt, so die eine Version. Zahlenakrobaten, halbseidene Geschäftemacher Falschspieler, an Börsen und in Banken, so der Verdacht der Staatsanwaltschaft – nichts außergewöhnliches in dem an Finanzskandalen so reichen Lande Italien.
Aber da ist noch ein Name, der diesem Sommerkrimi mit abgehörten Telefonen und belauschten Herrschaften eine besondere Note gibt: Antonio Fazio, uneingeschränkter Herrscher der italienischen Zentralbank, der die Fäden zog bei einer gigantischen Manipulation, wegen der der Hüter des Bankensystem eines jeden x-beliebigen Landes in die Wüste geschickt worden wäre. Lächerlich wirkt dagegen der Rücktrittsgrund des deutschen Bundesbankchefs im letzten Jahr. Ein von einer Bank bezahlter Wochenendaufenthalt im Luxushotel. Kleinvieh für den Italiener Fazio, der trotz offensichtlicher Kompromittierung im Amt blieb, sich dafür in den Urlaub verabschiedete und ist vorläufig nicht zu erreichen ist.
Begonnen hatte der italienische Sommerkrimi vor einigen Monaten, als zwei solvente europäische Banken, eine aus Spanien, eine aus den Niederlanden auf dem italienischen Kreditmarkt Fuß fassen wollten. Sie boten viel Geld für den Kauf zweier Geldinstitute: die "Banca Antonveneta" und die "Banca Nazionale del Lavoro". Der Verkauf war so gut wie perfekt, doch die Zentralbank machte den ungeliebten Ausländern einen Strich durch die Rechnung. Zentralbankchef Antonio Fazio fand, die italienischen beiden Banken müssten auch italienisch bleiben und machte sich im Familien- und Freundeskreis auf die Suche nach einheimischen Käufern.
Gegen den dringenden Rat seiner eigenen Finanzexperten gab Fazio den Zuschlag für den Verkauf von "Antonveneta" an die BPI, die "Banca Popolare Italiana". Und all dies bekamen die Ermittler aus dutzenden von abgehörten Telefongesprächen zu hören.
Aber es kam noch dicker. Weil die BPI gar nicht genügend Geld hatte, um den Holländern und den Spaniern das Geschäft zu vereiteln, musste gewaltig geschwindelt werden. Bilanzen wurden radikal frisiert, Guthaben fingiert und Partner geschmiert. Bis aus dem mit Nationalstolz verbrämten rein italienischen Kuhhandel ein Fall für die Justiz wurde.
Während das italienische Publikum auf dem Höhepunk des Jahresurlaubs längst den Überblick und das Interesse an den Machenschaften der italienischen Hochfinanz verloren hat, versuchen die Ermittler das unüberschaubare Beziehungsgeflecht des Zentralbankchefs zu entwirren. Leicht haben sie es nicht: der Justizminister hat wieder mal ein Disziplinarverfahren angekündigt, weil die Staatsanwaltschaft der unberührbaren Politikerkaste zu nahe auf die Pelle zu rücken drohte. Und Silvio Berlusconi hat angekündigt, dass er von eigener Hand ein Gesetz gegen das Abhören von Telefonen hochrangiger Politiker und Staatsdiener formulieren werde.
Verkehrte Welt: Vom Finanzskandal in der Zentralbank spricht niemand. Am Pranger stehen dafür jene , die ihn aufgedeckt haben: die Staatsanwälte. Ihnen fiel übrigens noch ein Name auf. Stefano Ricucci, ein zweifelhafter Bauunternehmer, der gewagte Bankgeschäfte macht und seit Monaten Aktien der renommierten Tageszeitung "Corriere della Sera" zu Höchstpreisen kauft. Ein Strohmann von Silvio Berlusconi wird gemunkelt. Doch der ist nicht zu sprechen.