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Sommerspiele in Tokio
Olympia: Die Teilnehmenden haben wichtige Fragen

In vier Monaten soll in Tokio das olympische Feuer entzündet werden – allerdings wachsen die Zweifel an der Sicherheit der Spiele – vor allem, nachdem es bei der Leichtathletik-EM und dem Fecht-Weltcup in Budapest dutzende Infektionen gegeben hatte. Die Athlet*innen haben nun einige Fragen.

Von Maximilian Rieger |
Das Olympiastadion in Tokio
Das Olympiastadion in Tokio (www.imago-images.de)
Gilt eine Corona-Infektion bei Olympia als Arbeitsunfall? Welche Strafen drohen, wenn man gegen das Hygienekonzept verstößt? Und: Unter welchen Bedingungen können Olympische Spiele überhaupt stattfinden – und wann nicht? Das sind nur ein paar der Fragen, die Athleten Deutschland in einem achtseitigen Positionspapier stellt. Die unabhängige Athletenvereinigung fordert Klarheit von den Spitzenverbänden, dem Deutschen Olympischen Sportbund und dem IOC.
"Für die Athletinnen und Athleten ist im Moment nicht ersichtlich, unter welchen Bedingungen diese Spiele stattfinden sollen. Und wir fanden es jetzt angebracht, einfach mal alle Fragen auf den Tisch zu legen und größere Transparenz einzufordern", sagt Johannes Herber, Geschäftsführer von Athleten Deutschland. Kritisch sieht die Athletenvertretung zum Beispiel, dass die Athletinnen und Athleten auf eigenes Risiko an den Spielen teilnehmen sollen. Athleten Deutschland rät davon ab, solch eine Erklärung zu unterschreiben.
"Was uns ganz wichtig war: Dass wir nicht die Verantwortung auf die Athletinnen und Athleten alleine abladen können. Der DOSB, das IOC, aber auch die Spitzenverbände, die ihre Athletinnen und Athleten entsenden, haben einfach eine Fürsorgepflicht, dass die Hygienekonzepte vor Ort den höchsten Standards entsprechen."

Prüfung der Konzepte gefordert

DOSB-Präsident Alfons Hörmann hatte die vielen Infektionen bei der Leichtathletik-EM in Torun und dem Fecht-Weltcup in Budapest auch auf das Versagen einzelner Funktionäre zurückgeführt und betont: Er habe keinerlei Zweifel, dass die Hygienekonzepte in Tokio eingehalten werden. Für Johannes Herber sind die Infektionen aber ein Grund, diese Konzepte nochmals zu prüfen.
"Wir haben jetzt gerade gesehen, dass Athletinnen und Athleten durchaus gefährdet sind, auch wenn die Hygiene- und Sicherheitskonzepte vorher den Anschein haben, gut konzipiert zu sein. Und deshalb war es uns wichtig, an dieser Stelle zu sagen: Wir müssen genauer hinschauen", sagt Herber. "Wir müssen alle zusammen - Verbände, IOC, DOSB - unsere Anstrengungen vergrößern, wenn wir dieses Mammutprojekt 'Olympische Spiele unter Pandemiebedingungen' stemmen wollen."
Als Mindestanforderungen nennt Athleten Deutschland unter anderem: ausreichend große und gut belüftete Räumlichkeiten, tägliche Tests und digitale Tools zur Kontaktnachverfolgung. Zudem sollen die Organisatoren Möglichkeiten schaffen, Wettbewerbe kurzfristig zu verschieben, wenn mehrere Sportlerinnen und Sportler in Quarantäne müssen.