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Sonne, Mond und Sterne

Astronomie. - Das Jahr 2009 ist laut den Vereinten Nationen das Jahr der Astronomie, denn vor 400 Jahren beobachtete der Naturforscher Galileo Galilei zum ersten Mal mit einer Art Fernrohr das Geschehen am Himmel. Welche Besonderheiten es in diesem Jahr zu sehen gibt, berichtet der Wissenschaftsjournalist Hermann-Michael Hahn im Gespräch mit Gerd Pasch.

    Pasch: Herr Hahn, was passiert denn alles in diesem neuen Jahr am Firmament? Was können wir denn da sehen?

    Hahn: Nun ja, von dem Höhepunkt des Jahres kriegen wir leider bei uns in Deutschland nichts mit. Der Höhepunkt ist ganz ohne Zweifel die totale Sonnenfinsternis am 22. Juli. Das ist nämlich die längste in diesem Jahrhundert. Sechseinhalb Minuten, fast sechs Minuten 40 Sekunden. Allerdings auch dieses Maximum kann man nur beobachten, wenn man sich auf dem Pazifik befindet, ungefähr 1300 Kilometer südöstlich von Japan. Auf dem chinesischen Festland wird es bis zu sechs Minuten lang sein. Und ich hoffe, dass ich die Finsternis dann da auch beobachten kann.

    Pasch: Wie lang wird sie lang sein?

    Hahn: Bis zu sechs Minuten. Unterhalb von Schanghai praktisch an der Küste dort. Aber das ist eine relativ schlechte Gegend, weil da viel Bewölkung erwartet wird. Überhaupt die ganze Finsterniszone ist mit viel Bewölkung prognostiziert. Man muss schon Glück haben. Es wird ein Vabanquespiel werden.

    Pasch: Haben Sie schonmal eine so lange Sonnenfinsternis beobachten können?

    Hahn: Ich hatte eine ähnlich lange 1991 in Mexiko. Das war auch die Vorläuferfinsternis. Finsternisse wiederholen sich ja etwa alle 18 Jahre und 10 Tage, 10 oder 11 Tage. Und die am 11. Juli 1991, die war ähnlich lang.

    Pasch: Nun, was hat es denn mit dem angesagten Verschwinden der Saturnringe auf sich?

    Hahn: Das ist etwas, was Fernrohrbeobachter verfolgen können, das sieht man mit bloßem Auge nicht, denn die Saturnringe sind nur im Teleskop zu beobachten. Galileo vor 400 Jahren hat sie noch nicht einmal richtig als Ringe erkannt. Das ist erst ein paar Jahrzehnte später gelungen. Aber in diesem Jahr können wir wieder einmal beobachten, wie beim Saturn letzten Endes der Frühling anfängt. Dann blicken wir genau von der Kante auf die Saturnringe. Und weil das eine sehr dünne Schicht nur ist von einzelnen Eisbrocken und Staubteilchen, die den Saturn umrunden, verschwinden sie vorübergehend. Und wenn man die Gelegenheit hat, das auch mit einem größeren Fernrohr, vielleicht von einer Volkssternwarte, zu beobachten - dazu wird man ja im Internationalen Jahr der Astronomie angehalten und angeregt -dann ist das sicherlich schon eine interessante Sache, die Saturnringe mal ganz schmal zu sehen.

    Pasch: In diesem Jahr schiebt sich wohl auch der Mond vor einige Sterne. Wie geht es denn dann mit dieser Mond Bedeckung?

    Hahn: Ja, also die Plejaden, das Siebengestirn, der Sternhaufen im Sternbild Stier, das ist eigentlich das Paradeobjekt für solche Sternbedeckungen, weil dann immer gleich mehrere Sterne vom Mond bedeckt werden. Es gibt sie im Laufe dieses Jahres noch dreimal. Jetzt, das erste Mal, gleich in ein paar Tagen am 7. Januar, ab etwa 17:30 Uhr kann man sehen, wie sich die Sterne hinter dem Mond verstecken für eine gute Stunde. Allerdings braucht man dazu mindestens ein Fernglas, vielleicht auch ein Fernrohr, weil der Mond doch relativ hell erscheint und die Sterne nicht unbedingt mit bloßem Auge neben diesen hellen Mond zu sehen sind. Aber man kann es versuchen, mit einem Fernglas. Galileo hat es ja vor 400 Jahren auch mit einem Instrument gemacht, das nicht viel besser war, eher schlechter war als die heutigen Ferngläser, die man heute überall kaufen kann.

    Pasch: Stichwort Fernglas. Was lässt sich denn 2009 ohne Fernglas beobachten?

    Hahn: Nun ja, die Bewegung der Kometen ist natürlich auch ohne Fernglas zu sehen. Und wer den Merkur, den sonnennächsten Planeten, mal sehen will mit eigenen Augen, der hat die besten Chancen im April. Und zwar in der zweiten Aprilhälfte, am Abendhimmel, oder in der ersten Oktoberhälfte am Morgenhimmel. Die Venus kann man im Moment am Abendhimmel sehr schön sehen. Die wechselt Ende März an den Morgenhimmel und ist dann dort als Morgenstern bis weit in den Herbst zu beobachten. Auf den Mars muss man etwas länger warten, der kommt erst in den letzten Monaten. Ja, und Jupiter und Saturn, die stehen entweder im August, beziehungsweise jetzt im März am Abendhimmel in Opposition und sind dann günstig zu sehen.