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Sonnenaufgang so spät wie nie

Der kürzeste Tag des Jahres liegt nun schon mehr als eine Woche zurück: Am 22. Dezember, dem Tag der Wintersonnenwende, wäre die Sonne für einen Beobachter auf 50 Grad nördlicher Breite - zumindest theoretisch - acht Stunden und vier Minuten lang zu sehen gewesen.

Von Hermann-Michael Hahn |
    Trotzdem ist erst morgen der späteste Sonnenaufgang des Jahres zu verzeichnen: Ganze zwei Minuten und siebzehn Sekunden später als vor neun Tagen geht die Sonne morgen früh für die Bewohner in Mainz auf, jener Stadt, die genau auf dem 50. Breitengrad liegt.

    Die Ursachen für diese scheinbar paradoxe Entwicklung hängen mit der elliptischen Erdbahn und der Schiefstellung der Erdachse zusammen. Unser bürgerlicher 24-Stunden-Tag ist nämlich nur ein Mittelwert, der übers Jahr konstant bleibt und jedem Tag 86.400 Sekunden zuschreibt.

    Auf ihrer elliptischen Bahn um die Sonne bewegt sich die Erde aber mal schneller, dann wieder langsamer voran. Läuft sie schneller, muss sie sich jeden Tag etwas weiter drehen, ehe die Sonne für einen Beobachter auf der Erde genau in südlicher Richtung steht.

    Dadurch verspätet sich die Mittagsstellung der Sonne derzeit jeden Tag um rund eine halbe Minute, und damit driften auch Sonnenauf- und -untergangszeit nach hinten. Zugleich steigt die Mittagshöhe der Sonne nach der Wintersonnenwende langsam wieder an - und damit auch die Spanne zwischen Sonnenauf- und -untergang.

    Genießen Sie also morgen die zusätzlichen Sekunden im Bett, wenn Sie können. Denn mit dem neuen Jahr taucht die Sonne ab übermorgen wieder früher über dem Südosthorizont auf.

    Mehr über die Zeitgleichung

    Formeln für Sonnenauf- und -untergang