Seit dem Triumph des Bauhaus-Stils Anfang des vorigen Jahrhunderts ist die Glasschachtel ein Muss für jeden Architekten von Rang. Seit einiger Zeit dürfen Glasbauten auch Rundungen zeigen, viel Glas aber ist immer noch dabei, mehr denn je sogar. Das schafft Probleme im Bürobau, denn in Glasbauten kann es unerträglich heiß werden, dank des gläsernen Treibhauseffektes. Ein in Fachkreisen gern zitiertes Beispiel: Das Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universität Zürich. Zu einem Zeitpunkt gebaut, als im Kanton Zürich das Kaschieren glastechnischer Designfehler mittels großformatiger Klimamaschinen untersagt wurde, entwickelte sich in diesem Gebäude solche Temperaturen, dass manche Türgriffe nur noch mit einem Taschentuch angefasst werden konnten. Wenn, wie zu erwarten, die Energiepreise weiter steigen, werden solche Mängel allenthalben zu Tage treten. Eine Möglichkeit, die Energiebilanzen zu verbessern, könnte dann im Einbau von Fenstern bestehen, die die durchgehende Lichtmenge regulieren können – Forschungsgegenstand von Sabine Heusing, Leiterin der Abteilung "Elektrochromie" am Leibniz-Institut für Neue Materialien in Saarbrücken:
"Im Prinzip, als Bürokraft drückt man auf einen Knopf wie auf einen Lichtschalter oder man dreht an einem Knopf, und dann wird es langsam oder schnell dunkel, wie man das möchte, aber beliebig schnell geht das nicht, was allerdings für Architekturverglasung auch kein Problem ist. Die Schaltzeiten sind abhängig von der Größe des Fensters, zum Beispiel eine 50 mal 80 Zentimeter große Scheibe würde drei Minuten brauchen für die volle Einfärbung, man sieht aber bereits nach dreißig Sekunden den Beginn der Einfärbung."
Der Stromfluss sorgt in der elektrochromen Scheibe dafür, dass sich chemische Verbindungen – etwa aus Lithium und Wolframoxid – bilden, die dunkel sind. Der Prozess ist umkehrbar, wie bei einer sich selbst verdunkelnden Brille.
"Das ist genau der Sinn dieser elektrochromen Fenster, die Fenster färben ein, aber nicht nur im sichtbaren Bereich wird die Strahlung reduziert, sondern auch die Wärmestrahlung wird drastisch reduziert, und dadurch können die Energiekosten zum Kühlen deutlich gesenkt werden. Also heute ist es ja so, dass immer mehr Glaspaläste gebaut werden, die sich eben aufheizen, so dass fast soviel Energie zum Kühlen wie zum Heizen im Winter gebraucht wird, und je weiter südlich man sich bewegt, also Kalifornien oder Griechenland und so weiter, die südlichen Länder brauchen eigentlich eher etwas, was die Kühlung reduziert und dafür ist es ideal geeignet. Also eine griechische Forschungsgruppe hat herausgefunden, dass der Gesamtenergiebedarf im Jahr um etwa 30 Prozent gesenkt werden kann durch die Verwendung von elektrochromen Fenstern."
Man könnte den Energiebedarf natürlich auch durch eine geschicktere Aufteilung von Glas und Naturstein oder Beton optimieren, aber der architektonische Zeitgeist gilt als unbelehrbar. Ein Zuviel an Glas hat häufig auch ein Zuviel an Luftfeuchte zur Folge - im erwähnten Glashaus der Züricher Universität war die Luftfeuchte mitunter so hoch, dass das Papier zu schlapp zum Drucken wurde. Lehmelemente im Inneren könnten Luftfeuchte aufnehmen, aber Lehm gilt als Lowtech. Wenn elektrochrome Fenster den Glasarchitekten zu Hilfe eilen, wird das einen Preis haben. Die derzeit einzigen auf dem Markt befindlichen Fenster eines amerikanischen Herstellers – Dachfenster - sind teuer:
"2.500 Euro pro Quadratmeter, kann sich nicht jeder leisten, und es muss sich auf jeden Fall der Preis noch senken, damit das für alle interessant wird. Nicht unbedingt für Privathäuser, für die es aber auch interessant wäre, sondern zunächst die großen Bankgebäude, Versicherungsgebäude, die eben hauptsächlich aus Glasfassaden bestehen."
Ein wesentliches Forschungsziel der Saarbrücker Forscher ist denn auch die Senkung des Preises, was mit dem verwendeten Sol/Gel-Verfahren, einer raffinierten Form von Nasschemie, durchaus gelingen könnte. Sollten die Preise zur energietechnischen Sanierung der Glasarchitektur tatsächlich verboten hoch werden, böte sich immer noch die Möglichkeit, die Gebäude allein für Repräsentationszwecke zu verwenden und ansonsten menschenfrei zu halten. Für die Mitarbeiter sollte sich im Parkhaus ein akzeptables Plätzchen finden lassen.
"Im Prinzip, als Bürokraft drückt man auf einen Knopf wie auf einen Lichtschalter oder man dreht an einem Knopf, und dann wird es langsam oder schnell dunkel, wie man das möchte, aber beliebig schnell geht das nicht, was allerdings für Architekturverglasung auch kein Problem ist. Die Schaltzeiten sind abhängig von der Größe des Fensters, zum Beispiel eine 50 mal 80 Zentimeter große Scheibe würde drei Minuten brauchen für die volle Einfärbung, man sieht aber bereits nach dreißig Sekunden den Beginn der Einfärbung."
Der Stromfluss sorgt in der elektrochromen Scheibe dafür, dass sich chemische Verbindungen – etwa aus Lithium und Wolframoxid – bilden, die dunkel sind. Der Prozess ist umkehrbar, wie bei einer sich selbst verdunkelnden Brille.
"Das ist genau der Sinn dieser elektrochromen Fenster, die Fenster färben ein, aber nicht nur im sichtbaren Bereich wird die Strahlung reduziert, sondern auch die Wärmestrahlung wird drastisch reduziert, und dadurch können die Energiekosten zum Kühlen deutlich gesenkt werden. Also heute ist es ja so, dass immer mehr Glaspaläste gebaut werden, die sich eben aufheizen, so dass fast soviel Energie zum Kühlen wie zum Heizen im Winter gebraucht wird, und je weiter südlich man sich bewegt, also Kalifornien oder Griechenland und so weiter, die südlichen Länder brauchen eigentlich eher etwas, was die Kühlung reduziert und dafür ist es ideal geeignet. Also eine griechische Forschungsgruppe hat herausgefunden, dass der Gesamtenergiebedarf im Jahr um etwa 30 Prozent gesenkt werden kann durch die Verwendung von elektrochromen Fenstern."
Man könnte den Energiebedarf natürlich auch durch eine geschicktere Aufteilung von Glas und Naturstein oder Beton optimieren, aber der architektonische Zeitgeist gilt als unbelehrbar. Ein Zuviel an Glas hat häufig auch ein Zuviel an Luftfeuchte zur Folge - im erwähnten Glashaus der Züricher Universität war die Luftfeuchte mitunter so hoch, dass das Papier zu schlapp zum Drucken wurde. Lehmelemente im Inneren könnten Luftfeuchte aufnehmen, aber Lehm gilt als Lowtech. Wenn elektrochrome Fenster den Glasarchitekten zu Hilfe eilen, wird das einen Preis haben. Die derzeit einzigen auf dem Markt befindlichen Fenster eines amerikanischen Herstellers – Dachfenster - sind teuer:
"2.500 Euro pro Quadratmeter, kann sich nicht jeder leisten, und es muss sich auf jeden Fall der Preis noch senken, damit das für alle interessant wird. Nicht unbedingt für Privathäuser, für die es aber auch interessant wäre, sondern zunächst die großen Bankgebäude, Versicherungsgebäude, die eben hauptsächlich aus Glasfassaden bestehen."
Ein wesentliches Forschungsziel der Saarbrücker Forscher ist denn auch die Senkung des Preises, was mit dem verwendeten Sol/Gel-Verfahren, einer raffinierten Form von Nasschemie, durchaus gelingen könnte. Sollten die Preise zur energietechnischen Sanierung der Glasarchitektur tatsächlich verboten hoch werden, böte sich immer noch die Möglichkeit, die Gebäude allein für Repräsentationszwecke zu verwenden und ansonsten menschenfrei zu halten. Für die Mitarbeiter sollte sich im Parkhaus ein akzeptables Plätzchen finden lassen.