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Sorge um hochschulstart.de

Softwareprobleme gefährden derzeit den Start neuen Vergabesystems für Studienplätze, dem Portal hochschulstart.de. Der ZVS-Nachfolger sollte eigentlich am 15. Mai seinen Dienst aufnehmen.

Von Daniela Siebert | 06.04.2011
    Auch Bundesbildungsministerin Annette Schavan weiß, dass es um hochschulstart.de nicht gut steht. Von Panik ist sie deswegen aber weit entfernt:

    "Gearbeitet wird an einem anspruchsvollen System, das - wenn's klappt - zum Modernsten in Europa gehört. Im Moment gibt es technische Schwierigkeiten an der Schnittstelle zwischen der neuen Software und bisherigen Softwaresystemen der Hochschulen. Darüber wird in diesen Tagen beraten, wie sich die Probleme lösen lassen. Ich bin zuversichtlich, dass wir da zu einer guten Lösung kommen, es gibt also keinen Grund, jetzt schon den Eindruck zu erwecken, als sei das ein System, das nicht funktioniert. Das werden die nächsten Tage entscheiden."

    Deshalb hält sie am derzeit geplanten Start-Termin 15. Mai fest.

    "15. Mai steht!"

    Auch beim Koalitionspartner FDP übt man sich derzeit in Zweckoptimismus. Professor Martin Neumann, der hochschulpolitische Sprecher der Liberalen im Bundestag, betont beispielsweise, dass die Terminsetzung ohnehin sehr ambitioniert war:

    "Wir wissen, dass das sehr sportlich war, das Zeitfenster, das sagen ja auch viele Beteiligte, aber andererseits bin ich der Überzeugung, dass Menschen unter Druck auch zu Höchstleistungen kommen können."

    Dass jetzt manche wie die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz, Wintermantel, mit einer kompletten Verschiebung des Systemstarts rechnen, versteht er:

    "Die Sorge ist hier und da berechtigt: Es ist ein sehr kompliziertes System, es gab die eine oder andere Problematik, die aber jetzt gelöst wird. Diese Woche ist relativ entscheidend: Am Freitag gibt es so ein Quality Gate, das heißt, wir werden jetzt sozusagen nach dem Freitag schlauer sein, ob das System den Ansprüchen genügt, den die Beteiligten an dieses System stellen."

    Bei den derzeitigen Optimierungsversuchen für hochschulstart.de gilt die Devise: Qualität vor Schnelligkeit. Die unterstützt auch Martin Neumann und macht erste Einschränkungen:

    "Es muss einen Qualitätsschub geben, bessere Planungssicherheit, wenigstens die einfachen Studiengänge müssen funktionieren."

    Die Techniker werden die Probleme bis zum 15. Mai schon lösen zeigt sich der Ingenieur Martin Neumann überzeugt. Man brauche jetzt Optimismus, um die Startklippe zu nehmen so sein Appell.

    Nicht ganz so optimistisch ist Swen Schulz. Der hochschulpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Er sieht schon in der Verschiebung des Starttermins der Internetseite vom 1. April auf den 15. Mai ein Riesenproblem:

    "Das ist natürlich eine bedauerliche Entwicklung, es wäre besser, wenn das neue System frühzeitig zur Verfügung stünde, damit sich alle drauf einstellen können. Auf der anderen Seite: Wenn es halt technisch noch nicht funktioniert, dann kann es auch nicht laufen, das Ganze darf ja auch nichts übers Knie gebrochen werden."

    Später als am 15. Mai dürfte es mit der Anmeldung auf der Webseite auf keinen Fall losgehen sagt er. Es dürfe dann aber auch keine halben Sachen geben:

    "Voraussetzung ist natürlich, dass dann aber zu diesem Zeitpunkt alles steht und funktioniert. Ob das wirklich der Fall sein wird, steht noch in den Sternen. Wir haben im Ausschuss für Bildung und Forschung im Deutschen Bundestag vor einigen Wochen ein Fachgespräch gehabt mit Experten, auch mit den Softwareentwicklern, und die waren sich selber noch nicht so ganz sicher, ob sie das wirklich rechtzeitig zum Laufen bringen. Sie haben schon angekündigt, dass sie - was den Service anbetrifft - Abstriche machen werden, es wird z. B. der ganze Bereich Lehrerausbildung, wird nicht dabei sein!"

    Den Abiturienten, die zulassungsbeschränkt, aber nicht auf Lehramt studieren wollen, rät Swen Schulz dennoch, den Stichtag 15. Mai erstmal abzuwarten, ob hochschulstart.de denn nun startet oder nicht.

    Abwarten gilt derweil auch für alle anderen Beteiligten. Mindestens bis Freitag.