Golanhöhen
Sorgen vor einem größeren Krieg in der Region - Fluggesellschaften setzen Verbindungen in den Libanon aus

Der Raketenangriff auf den von Israel annektierten Golanhöhen schürt die Sorgen vor einem größeren Krieg in der Region. Deutschland und Großbritannien zeigen sich besorgt. Auch erste Fluggesellschaften reagieren. Hier finden Sie einen Überblick über die Lage.

    Die israelische und die libanesische Flagge wehen an einer Grenzanlage mit Stacheldraht.
    Die Spannungen zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon hatten zuletzt zugenommen. (picture alliance / Shotshop / stadtratte)
    Angesichts der Furcht vor einer regionalen Ausweitung des Gaza-Krieges versuchen mehrere Länder nach Angaben des libanesischen Außenministers mit diplomatischem Druck, einen israelischen Vergeltungsschlag gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon zu begrenzen. Die USA, Frankreich und andere Länder versuchten, die Eskalation einzudämmen, sagte Außenminister Habib dem Sender Al-Dschadeed.

    USA arbeiten an diplomatischer Lösung

    Die US-Regierung steht seit dem Angriff mit der israelischen und der libanesischen Seite in Kontakt, wie eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats mitteilte. Man arbeite zugleich an einer "diplomatischen Lösung entlang der Blauen Linie", die alle Angriffe ein für alle Mal beenden und den Bürgern auf beiden Seiten der Grenze die sichere Rückkehr nach Hause ermöglichen werde. Bei der Blauen Linie handelt es sich um die von den Vereinten Nationen gezogene Demarkationslinie an der Grenze zwischen den beiden Ländern. Mit Ende des zweiten Libanon-Krieges 2006 war eine Pufferzone im Süden des Libanons eingerichtet worden.

    Angriff könnte Auswirkungen auf Verhandlungen über Waffenruhe im Gaza-Krieg haben

    Der Raketenangriff auf dem Golan erfolgte zu einem kritischen Zeitpunkt für die Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg. Eine Eskalation zwischen Israel und der Hisbollah könnte die zähen indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas, bei denen Katar, Ägypten und die USA als Vermittler fungieren, wieder unterbrechen. Israels Chefunterhändler David Barnea war erst am Wochenende nach einer jüngsten Verhandlungsrunde in Rom nach Israel zurückgekehrt. Die Gespräche würden in den kommenden Tagen fortgesetzt, teilte das Ministerpräsidentenamt mit, ohne Einzelheiten zu nennen.

    Deutsche Regierungssprecherin: "Flächenbrand unbedingt vermeiden"

    Die Bundesregierung verurteilte den Raketenangriff auf einen Fußballplatz auf den israelisch besetzten Golanhöhen. Die Gedanken seien nun bei den Angehörigen der Toten, sagt die stellvertretende Regierungssprecherin Hoffmann in Berlin. Die Angriffe der vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz im Libanon seien inakzeptabel. "Sie müssen aufhören." Es müsse unbedingt ein Flächenbrand vermieden werden. Der Iran sei aufgerufen, seinen Einfluss zu nutzen, um für eine Deeskaltation zu sorgen, betonte Hoffmann.

    Britischer Außenminister Lammy: "Sind zutiefst besorgt"

    Auch die britische Regierung warnte vor einer Eskalation zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon. "Wir sind zutiefst besorgt über das Risiko einer weiteren Eskalation und Destabilisierung. Wir haben klargemacht, dass die Hisbollah ihre Angriffe einstellen muss", schrieb Außenminister David Lammy auf der Plattform X und verurteilte den Anschlag. Das britische Kabinettsmitglied Pat McFadden sprach von einem sehr ernsten Moment. Seit dem 7. Oktober hätten sich alle auf die Situation im Gazastreifen zwischen Israel und der Hamas konzentriert, sagte er dem Sender Sky News. Die Situation im Norden Israels zwischen der Hisbollah und Israel habe das Potenzial, "noch viel ernster zu sein als die, die wir in den letzten Monaten in Gaza beobachtet haben".

    Erdogan und Israel drohen sich gegenseitig

    Der türkische Präsident Erdogan drohte Israel unterdessen mit militärischer Einmischung. "So wie wir in Berg-Karabach reingegangen sind, so wie wir in Libyen reingegangen sind, werden wir mit ihnen dasselbe tun", sagte er auf einer Veranstaltung seiner Regierungspartei AKP in Rize am Schwarzen Meer mit Blick auf Israel. Erdogan bezog sich dabei auf den Berg-Karabach-Konflikt, in dessen Verlauf die Türkei die Konfliktpartei Aserbaidschan unter anderem mit Drohnen unterstützte. Im Bürgerkriegsland Libyen unterstützt Ankara die international anerkannte Regierung mit militärischer Ausstattung und Personal. 

    Lufthansa und Air France setzen Flüge nach Beirut aus

    Aus Sicherheitsgründen hat der Lufthansa-Konzern seine Verbindungen in die libanesische Hauptstadt Beirut gestoppt. Bis einschließlich kommenden Montag seien alle Flüge ausgesetzt, teilte der Konzern mit. Betroffen sind demnach die Gesellschaften Swiss sowie Lufthansa und Eurowings. Zunächst waren Streichungen lediglich bis zu diesem Dienstag geplant gewesen.
    Auch Air France und die Tochter Transavia France setzten ihre Flüge von Paris nach Beirut für Montag und Dienstag aus Sicherheitsgründen aus, wie ein Sprecher mitteilte. In der Nacht zum Montag hatte bereits die griechische Fluggesellschaft Aegean einen Flug nach Beirut annulliert. Die libanesische Fluggesellschaft Middle East Airlines erklärte, sie habe eine gewisse Anzahl ihrer Flüge am Sonntag und Montag aus Versicherungsgründen "umgeplant".

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    Dlf-Beitrag: Deutsche Reaktionen auf zunehmende Spannungen in Israel (Audio)
    Diese Nachricht wurde am 29.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.