Ein endloser Sandstrand mit goldenen Glanzlichtern, hingestreckt bis zum Horizont - über die ganze Breite des Gemäldes. Vorn drängen sich ockerfarbene Fischer in samtschwarzen Südwestern. Weit hinaus schauen sie aus dem Bild auf die graue Nordsee. Im Hintergrund ein Ruderboot; die Besatzung ruht nach getaner Arbeit aus. Ganz in der Ferne ist eine dritte Gruppe erkennbar. Am Himmel ein zarter rosa-violetter Streifen. "Fischer am Nordstrand an einem Sommerabend 1891" heißt das Bild, gemalt von Peder Severin Krøyer. Eine von vielen Ansichten Jütlands, die uns der norwegisch-dänische Maler überliefert hat.
Zwischen 1880 und 1900 kamen viele Künstler nach Skagen. Peder Severin Krøyer gehörte zu den bekanntesten dieser sogenannten "Skagen-Maler". Es war kein Zufall, dass die dänischen Künstler ausgerechnet dort, am Ende der Welt, nach Motiven suchten. 1844 hatte Nils Laurits Høyen, Dänemarks erster Professor für Kunstgeschichte, einen patriotischen Appell an sie gerichtet:
"Ungebahnt und mühselig ist der Weg, den wir unsere Künstler auffordern zu gehen, rundum auf Dänemarks Inseln und Ebenen, wo sie sich vertraut machen sollten mit dem Leben des Volkes. Auch nach Jahrhunderten ist noch nicht jede Spur des Alten verweht. Die Einfachheit und Derbheit des Lebens in den Fischerdörfern und in den Städten Dänemarks können wir heute noch antreffen. Für den echten Künstler eine reiche Fundgrube. Hebt diesen Schatz, er wird in aller Augen glänzen."
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts trug dieser Gedanke Früchte; in Skagen, an der nördlichen Peripherie Europas, entstanden neue Bilder: Sie zeigten regenverhangene, dunkle Tage ebenso wie helle Hochsommernächte, aufgewühlte Wogen und kuchentellerplattes Land, gesprenkelt mit geduckten Hütten, da ein zerzauster Baum, dort eine gedrungene Windmühle. Und immer wieder endlose Strände unter hohen, mattblauen Himmeln. Schon der junge Märchenerzähler Hans Christian Andersen war nach Jütland gereist, um das Wesen Dänemarks zu ergründen. 1850 hatte er ins Tagebuch notiert:
"Zwischen den Wäldern in Richtung Silkeborg schimmerten die Seen. Die Sonne war noch ein Stück am Himmel; im Osten erblickte ich für einen Augenblick das Meer. Dort stand eine Wassergalle, die zu einem ganzen Regenbogen wurde, den einen Fuß in Skanderborg den anderen in Horsens. Ich nahm ihn als ein gutes Zeichen für Dänemark und für mich; pflückte etwas Heidekraut und blühenden Ginster."
Nach der Niederlage Dänemarks gegen Preußen im Jahr 1864 suchten dänische Künstler ihr Heil nicht mehr an den Gestaden des Mittelmeers, sondern lieber im Licht der eigenen Küsten.
Auch der talentierte junge Maler Peder Severin Krøyer schloss sich 1880 dieser Bewegung an. Geboren 1851 im norwegischen Stavanger, war er in Kopenhagen aufgewachsen. Schon mit 14 Jahren besuchte er die Königlich Dänische Kunstakademie. Danach bereiste er Frankreich, Spanien und Italien. In Paris erlernte er an einer privaten Kunstschule die Bildnismalerei. So wurde er nach seiner Rückkehr in die Heimat zu einem der meistgefragten Porträtmaler Kopenhagens.
Die Sommer aber verbrachte Krøyer in Skagen; zusammen mit seiner 16 Jahre jüngeren Ehefrau Marie. Das Naturerlebnis begeisterte beide ebenso wie die Geselligkeit der Malerkolonie. Die intensiven Bilder vom Drama der Brandung, von den Kindern am Strand, vom Leuchten der Sommernächte und des Nordlichts machten Skagen schnell zum beliebten Ferienziel. Ab 1890 verband eine Eisenbahn den Rest Dänemarks mit dem heiteren Ort.
Das weitere Schicksal P.S. Kroyers aber erinnert eher an ein düsteres Theaterstück seines Freundes August Strindberg: Nach 1900 erkrankte Krøyer an einer manisch-depressiven Psychose und trat eine Irrfahrt durch diverse Nervenheilanstalten an. Seine Frau Marie verliebte sich in den Komponisten Hugo Alfvén, dem sie eine Tochter gebar. 1905 wurde die Ehe geschieden. Peder Severin Krøyer starb am 21. November 1909. Begraben ist er am Ende der Welt: auf dem Skagener Friedhof.
Zwischen 1880 und 1900 kamen viele Künstler nach Skagen. Peder Severin Krøyer gehörte zu den bekanntesten dieser sogenannten "Skagen-Maler". Es war kein Zufall, dass die dänischen Künstler ausgerechnet dort, am Ende der Welt, nach Motiven suchten. 1844 hatte Nils Laurits Høyen, Dänemarks erster Professor für Kunstgeschichte, einen patriotischen Appell an sie gerichtet:
"Ungebahnt und mühselig ist der Weg, den wir unsere Künstler auffordern zu gehen, rundum auf Dänemarks Inseln und Ebenen, wo sie sich vertraut machen sollten mit dem Leben des Volkes. Auch nach Jahrhunderten ist noch nicht jede Spur des Alten verweht. Die Einfachheit und Derbheit des Lebens in den Fischerdörfern und in den Städten Dänemarks können wir heute noch antreffen. Für den echten Künstler eine reiche Fundgrube. Hebt diesen Schatz, er wird in aller Augen glänzen."
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts trug dieser Gedanke Früchte; in Skagen, an der nördlichen Peripherie Europas, entstanden neue Bilder: Sie zeigten regenverhangene, dunkle Tage ebenso wie helle Hochsommernächte, aufgewühlte Wogen und kuchentellerplattes Land, gesprenkelt mit geduckten Hütten, da ein zerzauster Baum, dort eine gedrungene Windmühle. Und immer wieder endlose Strände unter hohen, mattblauen Himmeln. Schon der junge Märchenerzähler Hans Christian Andersen war nach Jütland gereist, um das Wesen Dänemarks zu ergründen. 1850 hatte er ins Tagebuch notiert:
"Zwischen den Wäldern in Richtung Silkeborg schimmerten die Seen. Die Sonne war noch ein Stück am Himmel; im Osten erblickte ich für einen Augenblick das Meer. Dort stand eine Wassergalle, die zu einem ganzen Regenbogen wurde, den einen Fuß in Skanderborg den anderen in Horsens. Ich nahm ihn als ein gutes Zeichen für Dänemark und für mich; pflückte etwas Heidekraut und blühenden Ginster."
Nach der Niederlage Dänemarks gegen Preußen im Jahr 1864 suchten dänische Künstler ihr Heil nicht mehr an den Gestaden des Mittelmeers, sondern lieber im Licht der eigenen Küsten.
Auch der talentierte junge Maler Peder Severin Krøyer schloss sich 1880 dieser Bewegung an. Geboren 1851 im norwegischen Stavanger, war er in Kopenhagen aufgewachsen. Schon mit 14 Jahren besuchte er die Königlich Dänische Kunstakademie. Danach bereiste er Frankreich, Spanien und Italien. In Paris erlernte er an einer privaten Kunstschule die Bildnismalerei. So wurde er nach seiner Rückkehr in die Heimat zu einem der meistgefragten Porträtmaler Kopenhagens.
Die Sommer aber verbrachte Krøyer in Skagen; zusammen mit seiner 16 Jahre jüngeren Ehefrau Marie. Das Naturerlebnis begeisterte beide ebenso wie die Geselligkeit der Malerkolonie. Die intensiven Bilder vom Drama der Brandung, von den Kindern am Strand, vom Leuchten der Sommernächte und des Nordlichts machten Skagen schnell zum beliebten Ferienziel. Ab 1890 verband eine Eisenbahn den Rest Dänemarks mit dem heiteren Ort.
Das weitere Schicksal P.S. Kroyers aber erinnert eher an ein düsteres Theaterstück seines Freundes August Strindberg: Nach 1900 erkrankte Krøyer an einer manisch-depressiven Psychose und trat eine Irrfahrt durch diverse Nervenheilanstalten an. Seine Frau Marie verliebte sich in den Komponisten Hugo Alfvén, dem sie eine Tochter gebar. 1905 wurde die Ehe geschieden. Peder Severin Krøyer starb am 21. November 1909. Begraben ist er am Ende der Welt: auf dem Skagener Friedhof.