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Sotschi 2014
IOC wegen Trauerflor-Verbot in der Kritik

Nach der Eskalation der Gewalt in Kiew hat IOC-Präsident Thomas Bach den ukrainischen Olympia-Teilnehmern seine Anteilnahme bekundet. Einen Antrag, die Athleten in Sotschi mit Trauerflor antreten zu lassen, lehnt sein Verband dagegen ab - und erhält für sein Verbot öffentlicher Trauer nur wenig Verständnis.

19.02.2014
    Eine norwegische Langläuferin mit Trauerflor.
    Schon die norwegische Damen-Langlaufstaffel wurde vom IOC für das Tragen eines Trauerflors gerügt. (dpa/picture alliance)
    Die ukrainische Delegation bei den olympischen Winterspielen in Sotschi wollte ein "Zeichen der Trauer und Anteilnahme" setzen, nachdem gestern bei Kämpfen zwischen Regierungsgegnern und Sicherheitskräften in der Ukraine mindestens 26 Menschen starben. Das ukrainische Team erhielt auf seinen Antrag als Antwort vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC), "dass dies nicht vereinbar sei mit der Olympischen Charta". Der IOC-Präsident Thomas Bach drückte in einer offiziellen Stellungnahme den Ukrainern sein Beileid aus, nahm aber keine Stellung zum erneuten Trauerflor-Verbot.
    Bereits in der vergangenen Woche hatte das IOC die norwegische Delegation offiziell gerügt, weil Langläuferinnen während eines Wettkampfes Trauerflor getragen hatten. Im Fall der Norwegerinnen berief sich das IOC auf den umstrittenen Paragraphen 50.3. der Olympischen Charta, der an Wettkampfstätten "jede Demonstration oder politische, religiöse oder rassische Propaganda" verbiete.
    Applaus: Thomas Bach und Wladimir Putin auf der Eröffnungsfeier in Sotschi
    Applaus: Thomas Bach und Wladimir Putin auf der Eröffnungsfeier in Sotschi (picture-alliance / dpa / Aleksey Nikolskyi)

    Der IOC will keine Politik
    Nachdem Mitglieder der russischen Punkband "Pussy Riot" gestern festgenommen und anschließend wieder freigelassen wurden, sind sie heute nach eigenen Angaben in Sotschi erneut attackiert worden. Der IOC hatte die Gruppe davor gewarnt, Proteste auf dem Olympia-Gelände zu organisieren.
    IOC-Sprecher Mark Adams sagte, eine Demonstration wäre nicht akzeptabel. Der Sportverband dulde keine politischen Statements bei den Wettkämpfen. "Wir sind nicht die Vereinten Nationen", sagte Adams.
    SPD kritisiert IOC
    In Deutschland wurde Kritik an der IOC-Haltung laut. Die sportpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Michaela Engelmeier-Heite, sagte der Nachrichtenagentur SID, der Verband mache es sich zu einfach. "Es kann nicht sein, dass gesagt wird, das hat nichts mit Olympia zu tun. Ich kann es nicht verstehen, das IOC hat trotzdem Verantwortung."
    "In welcher Welt leben die Funktionäre des IOC eigentlich?", sagte Bundestags-Vizepräsidentin Claudia Roth der "Rheinischen Post". Die frühere Grünen-Parteichefin fügte hinzu: "Dieses Verhalten des IOC ist fern jeder Sensibilität und demokratischer Grundsätze. IOC-Präsident Thomas Bach muss dafür sorgen, dass diese skandalöse Entscheidung umgehend rückgängig gemacht wird.