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Sounds of Space

Raumfahrt. – Im All sind Töne selten, schließlich leitet das Vakuum keinen Schall. Dennoch haben die Raumfahrtagenturen einige Klangbeispiele auf Lager, etwa aus der Titanatmosphäre oder von den Gasplaneten Jupiter und Saturn.

Von Guido Meyer |
    Seit dreißig Jahren fliegen zwei Plattenspieler mit mittlerweile mehr als 60.000 Stundenkilometern durch das All. Es sind die beiden amerikanischen Raumsonden Voyager 1 und 2, die je eine goldene Platte an Bord haben mit Stimmen, Geräuschen und Musik des Planeten Erde. Von Chuck Berrys "Roll over Beethoven" bis zu Mozarts "Kleiner Nachtmusik", von Tierstimmen im tropischen Regenwald bis zu Verkehrslärm.

    Sollten Außerirdische die Sonde entdecken, einsammeln und den Plattenspieler anstellen, wüssten sie also, wie die Erde so klingt. Doch auch auf anderen Himmelskörpern spielt sich akustisch etwas ab, was vertrauten irdischen Geräuschen bisweilen verblüffend ähnelt. So bläst zum Beispiel der Wind auf dem Saturn-Mond Titan der landenden Huygens-Sonde ins Mikro:

    Etwa eine Minute dauerte im Januar 2005 der Flug dieser europäischen Raumsonde durch die Atmosphäre Titans – dem einzigen Mond im Sonnensystem mit einer nennenswerten Lufthülle. Neben den Bordmikrofonen hat auch das Radar den Abstieg beobachtet. Das ist zwar eigentlich stumm; die von Huygens ausgesandten und von der Oberfläche des Mondes reflektierten Signale lassen sich jedoch akustisch umsetzen. Die Frequenz steigt, je tiefer die Sonde sank, bis zum Aufsetzen.

    Huygens Muttersonde war Cassini, die nach wie vor das Saturnsystem untersucht, auf ihrer Reise zum Ringplaneten 2001 aber auch in einer Entfernung von etwa zehn Millionen Kilometer an Jupiter vorbeigeflogen war. Ihr Radio- und Plasmawellen-Detektor hat dabei die Wechselwirkungen zwischen dem Sonnenwind und dem Gasplaneten aufgenommen. Auch hier hat die Nasa grafisch empfangene Daten akustisch aufbereitet. Nicht etwa Singvögel, sondern Teilchen des Sonnenwindes treffen hier mit Überschallgeschwindigkeit auf das Magnetfeld Jupiters.

    Der ist ein Gasplanet, genauso wie Saturn. Die Raumsonde Cassini hat Blitze in der Atmosphäre Saturns nachgewiesen. Die Daten über deren Auftreten und Häufigkeit hat die Nasa ebenfalls in Töne umgesetzt. Auf Saturn blitzt und donnert es nicht nur, der Planet ist auch eine Quelle von Radiostrahlung. 2005 entdeckte Cassini eine Art Polarlichter am Nord- und Südpol des Planeten, ähnlich den Nordlichtern auf der Erde. Sie gelten seither als Quelle der Radioemissionen, die für das menschliche Ohr unhörbar ist, von der Nasa aber um den Faktor 44 im Frequenzspektrum nach unten verschoben wurde und nunmehr an einen Urwald erinnert:

    Auch die Raumsonde Voyager 1 schickt Audiosignale zurück zur Erde, die an allzu irdische Flora und Fauna erinnern. Im Dezember 2004 hat sie die Grenze unseres Sonnensystems passiert, eine Stelle, an der ein Magnetfeld des interstellaren Raumes mit dem Sonnenwind wechselwirkt. Dabei herausgekommen sind scheinbar Frösche im Gartenteich.