Der Westen misst mit zweierlei Maß. Das ist die Meinung der meisten Serben in diesen Tagen des Krieges in Georgien.
Amerika, Großbritannien, Frankreich oder Deutschland üben scharfe Kritik an Russland. Moskau habe unangemessen hart auf die militärischen Handlungen Georgiens in der abtrünnigen Provinz Südossetien reagiert, so der Tenor aus den USA und der EU. Und: Die Souveränität Georgiens müsse unberührt bleiben.
Ganz andere Töne waren damals vor neun Jahren aus Washington, Brüssel, London oder Berlin zu hören. Damals bombardierten deren Flugzeuge nicht nur die Stellungen der serbischen Armee und Polizei im Kosovo. Dort wollte die NATO nämlich den von Serben unterdrückten Albanern und deren Untergrundkämpfern helfen.
Die westliche Militärallianz zerstörte Brücken an der Donau, 500 Kilometer nördlich von den Kampfhandlungen entfernt. Sie zerstreute Clusterbomben über Vororten südserbischer Städte, in denen es nur Zivilisten gab, tötete in Westserbien Reisende eines Zuges und Bauern die zum Markt gingen.
Das Sterben der Unbeteiligten bedauerte die Pressestelle der NATO damals als Kollateralschaden. Die meisten deutschen Politiker und Medien befolgten solche Leseart. Schließlich verübten auf der anderen Seite serbische Sicherheitskräfte massenhaft Kriegsverbrechen an Albanern.
Im Ossetien-Krieg dagegen werden die Behauptungen über Verbrechen als Teil der Propagandaschlacht dargestellt. Die Pressemitteilungen aus Moskau werden stets mit einem "angeblich" begleitet. Gesucht wird nach den "eigentlichen Gründen" sowohl für die Intervention Georgiens als auch für die Einmischung Russlands.
Die Vorbehalte deutscher Medien und Politiker in der Ossetien-Frage sind richtig. Es wäre aber noch wichtiger gewesen, solche Vorbehalte damals vor neun Jahren auch in der Kosovo-Frage zu äußern. Oder zumindest vor einem halben Jahr, als Deutschland federführend bei der Unabhängigkeits-Anerkennung des Kosovo war.
Bei der Abspaltung Kosovos von Serbien wollten nur wenige die Souveränität Serbiens verteidigen. Die Albaner wurden von Serben unterdrückt und vertrieben. Da könne man wohl nicht erwarten, dass sie wieder aus Belgrad regiert werden wollen, war die gängigste Erklärung.
Nun moniert Russland, man könne wohl, nach allem was geschehen ist, nicht erwarten, dass Südossetien und Abchasien unter georgischer Herrschaft bleiben. Moskau kündigt an, den Willen des Volkes in diesen Gebieten respektieren zu wollen.
Kosovo sei ein Sonderfall des Völkerrechts, auch weil Serbien die Hoheit über ihre Provinz nach dem Krieg an die UNO abgegeben hat. Dies behaupteten die westlichen Regierungen bei der Unabhängigkeitserklärung Pristinas. Das stimme nicht, las Serbien vergeblich aus der Kosovo-Resolution des Weltsicherheitsrates vor.
Weil die Serben als Unterdrücker und Kriegsverbrecher galten, schien es dem Westen ein leichtes, in deren Fall das Völkerrecht nach Belieben zu biegen. Doch nun, ein halbes Jahr später, erübrigt sich schon in Georgien die Interpretation der westlichen Staatengemeinschaft, Kosovo sei ein Einzelfall gewesen. Weitere Fälle - in Europa könnten folgen.
Der Westen misst tatsächlich mit zweierlei Maß. Das tut aber Russland auch. Sezessionskonflikte können nur die Menschen in dem jeweiligen Land selbst lösen. Und dann auch neue Grenzen ziehen und nicht hinter alten, meist vom Westen oder Russland aufgezwungenen, beharren.
Amerika, Großbritannien, Frankreich oder Deutschland üben scharfe Kritik an Russland. Moskau habe unangemessen hart auf die militärischen Handlungen Georgiens in der abtrünnigen Provinz Südossetien reagiert, so der Tenor aus den USA und der EU. Und: Die Souveränität Georgiens müsse unberührt bleiben.
Ganz andere Töne waren damals vor neun Jahren aus Washington, Brüssel, London oder Berlin zu hören. Damals bombardierten deren Flugzeuge nicht nur die Stellungen der serbischen Armee und Polizei im Kosovo. Dort wollte die NATO nämlich den von Serben unterdrückten Albanern und deren Untergrundkämpfern helfen.
Die westliche Militärallianz zerstörte Brücken an der Donau, 500 Kilometer nördlich von den Kampfhandlungen entfernt. Sie zerstreute Clusterbomben über Vororten südserbischer Städte, in denen es nur Zivilisten gab, tötete in Westserbien Reisende eines Zuges und Bauern die zum Markt gingen.
Das Sterben der Unbeteiligten bedauerte die Pressestelle der NATO damals als Kollateralschaden. Die meisten deutschen Politiker und Medien befolgten solche Leseart. Schließlich verübten auf der anderen Seite serbische Sicherheitskräfte massenhaft Kriegsverbrechen an Albanern.
Im Ossetien-Krieg dagegen werden die Behauptungen über Verbrechen als Teil der Propagandaschlacht dargestellt. Die Pressemitteilungen aus Moskau werden stets mit einem "angeblich" begleitet. Gesucht wird nach den "eigentlichen Gründen" sowohl für die Intervention Georgiens als auch für die Einmischung Russlands.
Die Vorbehalte deutscher Medien und Politiker in der Ossetien-Frage sind richtig. Es wäre aber noch wichtiger gewesen, solche Vorbehalte damals vor neun Jahren auch in der Kosovo-Frage zu äußern. Oder zumindest vor einem halben Jahr, als Deutschland federführend bei der Unabhängigkeits-Anerkennung des Kosovo war.
Bei der Abspaltung Kosovos von Serbien wollten nur wenige die Souveränität Serbiens verteidigen. Die Albaner wurden von Serben unterdrückt und vertrieben. Da könne man wohl nicht erwarten, dass sie wieder aus Belgrad regiert werden wollen, war die gängigste Erklärung.
Nun moniert Russland, man könne wohl, nach allem was geschehen ist, nicht erwarten, dass Südossetien und Abchasien unter georgischer Herrschaft bleiben. Moskau kündigt an, den Willen des Volkes in diesen Gebieten respektieren zu wollen.
Kosovo sei ein Sonderfall des Völkerrechts, auch weil Serbien die Hoheit über ihre Provinz nach dem Krieg an die UNO abgegeben hat. Dies behaupteten die westlichen Regierungen bei der Unabhängigkeitserklärung Pristinas. Das stimme nicht, las Serbien vergeblich aus der Kosovo-Resolution des Weltsicherheitsrates vor.
Weil die Serben als Unterdrücker und Kriegsverbrecher galten, schien es dem Westen ein leichtes, in deren Fall das Völkerrecht nach Belieben zu biegen. Doch nun, ein halbes Jahr später, erübrigt sich schon in Georgien die Interpretation der westlichen Staatengemeinschaft, Kosovo sei ein Einzelfall gewesen. Weitere Fälle - in Europa könnten folgen.
Der Westen misst tatsächlich mit zweierlei Maß. Das tut aber Russland auch. Sezessionskonflikte können nur die Menschen in dem jeweiligen Land selbst lösen. Und dann auch neue Grenzen ziehen und nicht hinter alten, meist vom Westen oder Russland aufgezwungenen, beharren.