Archiv


Soweit das Benzin reicht

Seit Jahrhunderten leben die Tuareg als Nomaden in den Wüsten des Sahel und der Sahara. Bis heute haben sie sich ihre Traditionen, ihre Bräuche und ihre eigene Sprache bewahrt: ein Besuch in der Wüstenlandschaft im nördlichen Niger.

Von Harald Brandt |
    "Dieses Messer ist dein Freund”, sagt Mahmoudan Soleyman, der Fahrer unserer kleinen Expedition durch das Gebirgsmassiv Aïr im nördlichen Niger. Morgen werden wir die alte Handelsstadt Agadez verlassen und nach Osten, in Richtung Ténéréwüste fahren.

    Das Messer von dem er spricht, ist ein Geschenk meines Großvaters. Ein altes Jagdmesser mit zersplittertem Holzgriff, der jetzt von den Tuaregschmieden erneuert wird. Ebenholzschalen mit Silberbeschlägen ersetzen die deutsche Eiche.

    Der Mann mit dem blauen Tagelmust, dem aus einer vier Meter langen Stoffbahn gewickelten Gesichtsschleier der Tuareg, ziseliert geometrische Muster in die Silberplättchen. Er sitzt auf dem Boden der offenen Halle, inmitten seiner Arbeitskollegen, und arbeitet konzentriert. Mahmoudan hat ihm gesagt, dass wir morgen aufbrechen werden und ich das Messer bis dahin brauche.

    Zwei Dreiecke, die mit der Spitze vertikal aufeinanderstoßen, symbolisieren die Begegnung zweier Wesen, zwei weitere Dreiecke auf der horizontalen Ebene ergänzen das Muster zu einem Rechteck, das den Menschen darstellt, der seine Bestimmung erfüllt hat, der seinen Weg im Leben gegangen ist. Die Schmiede sind die Bewahrer alten Wissens, jede Kerbe, jeder Punkt auf einem Schmuckstück haben ihre Bedeutung.

    Auf den verschiedenen Märkten von Agadez kaufen wir die Lebensmittel, die uns noch fehlen: Speiseöl, Mehl, Nudeln, Datteln und Zucker. Mahmoudan hat es eilig, die Wassertanks sind noch leer und am Nachmittag gibt es immer wieder Probleme mit der städtischen Versorgung. Den zusätzliche Benzintank auf der Ladefläche des Toyota Pick-ups hat er schon gestern gefüllt, Tankstellen gibt es nicht auf unserem Weg, wir werden nur so weit fahren können, wie unser Benzin reicht.

    Als wir den Kamelmarkt verlassen, treffen wir unseren Reisegefährten Hawad, der unsere Pässe und andere Wertgegenstände im Haus seines Onkels deponiert hat. Seit den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Tuaregrebellen und der Regierungsarmee des Niger in den 1990er Jahren, ist die Region immer noch unsicher, und wir nehmen nur das Nötigste mit.

    Atri, ein kleines Nomadendorf im Süden des Aïr-Massivs. Wir sind im Gästezelt untergebracht und einer unserer Gastgeber ist dabei, Holzscheite für die Feuerstelle zu spalten. Die Nachricht von unserer Ankunft hat sich schnell herumgesprochen, viele junge Männer treffen ein, die mit dem Dichter Hawad sprechen wollen. Sie kennen seine Werke, obwohl er schon seit vielen Jahren in Frankreich lebt.

    Hier treffen wir auch einen weiteren Reisegefährten, Ahmed Wadey, einer der Chefs der bewaffneten Befreiungsfront des Aïr. Er genießt hohes Ansehen bei den Menschen der Region, weil er seinen Idealen immer treu geblieben ist und alle Versuche der Zentralregierung in Niamey, ihn mit Geld und Posten zu locken, ausgeschlagen hat.

    Ein junger Mann betritt das Zelt, begrüßt uns mit dem rituellen "Matoulé” und setzt sich in die Runde. Es ist Salakhan, ein Kämpfer aus Ahmeds Rebellenarmee, der uns auf der Reise zu den Oasen im Aïr-Massiv begleiten wird.

    Gegen Mittag erreichen wir ein Wadi, ein Trockental, in dem sich ausgedehnte Gärten befinden. Ahmed Wadey hat sie anlegen lassen, um das Überleben der Menschen in dieser Region zu sichern. Er wird nicht müde zu sagen, dass die Tuareg sich nur auf ihre eigenen Kräfte verlassen könnten und ihr Schicksal selbst bestimmen müssten.

    Esel oder Kamele werden eingesetzt, um das Wasser aus den tiefen Brunnen bis an die Oberfläche zu holen, wo es über ein ausgeklügeltes System von Rinnen und Abzugsgräben in die einzelnen Parzellen der Felder eingeleitet wird.

    Während Ahmed mit den Bewohnern der Oase spricht, erklärt mir Hawad, wie sehr sich das Leben der Tuareg in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Die Menschen im Aïr haben immer aus drei Ressourcen geschöpft: Der Viehzucht, dem Karawanenhandel und der Oasenwirtschaft.

    Die politische und wirtschaftliche Orientierung der Tuareggesellschaft lag früher in den Händen einer Elite, welche die Arbeit auf den Feldern subventionierte und die Produkte der Ernte schützte. Es gab einen hohen Anspruch auf Solidarität und wechselseitige Hilfe zwischen den Viehzüchtern und den Oasenbauern. Das ist heute nicht mehr der Fall, wiederholte Trockenperioden und die Zerstückelung des Tuaregterritoriums durch die afrikanischen Nationalstaaten haben die traditionellen Strukturen geschwächt, zum Teil ganz zerstört. Die von der Weltöffentlichkeit weitgehend unbemerkten kriegerischen Auseinandersetzungen in den 1990er Jahren haben die Situation noch verschlechtert. Wir brauchen ein neues Modell, meint Hawad, ein Modell, das die Gesetze der Ökologie genauso berücksichtigt, wie die Gesetze der modernen Marktwirtschaft. Eine neue Verbindung zwischen der Oasenwirtschaft, der Viehzucht und dem modernen Handel, der heute nicht mehr nur Karawanenhandel sein kann.

    Anwajo, ein Lager der Schmiede im südlichen Aïr-Massiv. Die Begrüßung ist sehr herzlich, jeder kennt Ahmed und Hawad und unser Besuch ist die Gelegenheit für ausgiebige Gespräche. Während ich die Mikrofone für die Aufnahme der nächtlichen Gesänge vorbereite, gehen Mahmoudan Souleymane, Salakhan und einige Männer des Dorfes das Trockental hinunter, um Holz für unser Lagerfeuer zu sammeln. Im Licht der untergehenden Sonne sieht es aus, als ob jede ihrer Gesten von einer goldenen Aura umgeben wäre.

    Der Älteste der Schmiede erzählt vom Kampf der Tuareg gegen die französische Kolonialmacht, der in dieser Region besonders blutig war. Später am Abend versammeln sich die Menschen des Lagers um unser Feuer - die Männer im inneren Kreis, die Frauen und Kinder etwas weiter draußen - und die Gesänge der Schmiede beginnen. Die Schmiede hatten immer einen privilegierten Platz in unserer Gesellschaft, meint Hawad, der neben mir am Feuer sitzt.

    In ihrer geheimen Sprache, die auf ihren Urahn Awjembak zurückgeht, heißen sie die "Verschmelzer", weil sie nicht nur das Eisen in ihrem Schmiedeatelier einschmelzen, sondern auch die sozialen Rollen, die Epochen, die Symbole und die Werte miteinander verschmelzen. Ihre Gesänge entsprechen den Liedern der Troubadoure in den mediterranen Gesellschaften. Für die Tuareg sind sie immer noch aktuell. Sie sind wie eine Inszenierung, ein dreistes und manchmal burleskes Theaterstück, das die Gesellschaft und die Individuen darstellt, sowie den Horizont, wohin sie sich bewegen.

    Auf unserer Fahrt nach Osten, in Richtung Ténéréwüste erreichen wir gegen Mittag das kleine Dorf Abardak. Kleine Kinder treiben ein paar Ziegen über den Dorfplatz und betrachten neugierig unsere Geländewagen. Sie dauern oft sehr lang, diese Zwischenstopps, denn Ahmed Wadey wird immer wieder gebeten, als Richter zu fungieren und in diversen Angelegenheiten der Gemeinschaft, ein Urteil zu fällen.

    Mahmoudan hat den Fahrersitz zurückgeklappt und nutzt die Zeit für einen Mittagsschlaf. Salakhan setzt sich zu uns in den Wagen und bittet mich um ein Schmerzmittel. Vor ein paar Jahren hat er einen Lungenschuss abbekommen und bei der holprigen Fahrt durch das Gelände schmerzt seine Wunde wieder. Es ist windig und kalt, trotz der Sonne; heute nacht ist sogar unser Speiseöl in der Flasche erstarrt.

    Am Nachmittag fahren wir an der Südkante der Bergformation Bagzan vorbei, die auch das Pegasusgebirge genannt wird, das in der Kosmogonie der Tuareg einen zentralen Platz einnimmt. Man kann es nur zu Fuß oder auf dem Eselsrücken besteigen. Es seien besondere Menschen, die dort oben auf dem Hochplateau lebten, sagt mir Hawad, sie hätten das traditionelle Wissen vollständig bewahrt, deswegen sei dieser Berg auch ein Ort der Initiation. Am östlichen Horizont wird die Düne von Gorsat sichtbar, ein hoher Felsrücken, der zur Hälfte vom Sand aus der Ténéréwüste bedeckt ist. Dort wollen wir uns eine Weile aufhalten.

    Der Wind trägt Wortfetzen von Hawads Rezitation zu mir. Die schmale Silhouette meines Reisegefährten zeichnet sich auf halber Höhe der großen Düne vor dem tiefblauen Himmel ab.

    In Frankreich wirkt der Tuaregdichter oft verschlossen und in sich gekehrt, hier in der Wüste blüht er auf. Ich sitze mit Ahmed, Mahmoudan und Salakhan vor der Sandkuhle mit glühenden Holzkohlen und warte bis der Tee fertig ist. Mehrere Male füllt Mahmoudan ein Glas mit der dunkelgrünen, aromatischen Flüssigkeit, öffnet dann den Deckel der blauemaillierten, kleinen Kanne und gießt den Tee zurück. Wir warten bis Hawad seine Rezitation beendet hat, dann werden wir trinken.

    Ahmed zündet sich eine Zigarette an, blickt zur Düne hinüber und sagt in gebrochenem Französisch: "Hier geht es ihm gut!” Der Rebellenführer und der Dichter sind alte Freunde, jeder ist auf seine Art ein "Wächter der Erinnerung”.

    Die Nacht kommt schnell in der Wüste. Mahmoudan hat das Feuer wieder angefacht und bereitet unser Abendessen vor, Salakhan und Ahmed beraten die morgige Reiseroute, Hawad sitzt in der Hocke vor den Flammen und spricht über die Bedeutung von Gorsat. Die Bergdüne wird als ein Pfeiler des großen Tuaregzelts oder als ein Bein des kosmischen Körpers der Tuareg angesehen, sagt er mir. Ein anderes Bein dieses Körpers befindet sich 1000 Kilometer nordöstlich von hier im Ajjirgebirge, ein weiteres im Norden, im Ahaggar-Massiv, das nächste im Westen in Toumbouctou und das letzte ist im Zentrum des Tuareglandes, in der Region von Azawagh. Fünf Beine oder fünf Säulen, die den Körper des kosmischen Menschen Amajagh und somit die ganze Tuareggesellschaft tragen.

    Hawad steht auf, zieht seinen Burnus aus Kamelhaar enger um den Körper, setzt sich dann wieder zu mir und streckt die Hände dem Feuer entgegen. Diese Übereinstimmung zwischen dem Land, der föderativ aufgebauten sozialen Gemeinschaft und der Kosmogonie ist die Grundlage jeder Initiation, erzählt er und schiebt die glühenden Holzkohlen zusammen.

    Die Düne von Gorsat wird nur von denjenigen bestiegen, die ihren Initiationszyklus beendet haben; es ist ein Ort, der geachtet und gefürchtet wird, denn er stellt eine der fünf Etappen oder Kreuzungspunkte dar, wo die Menschen der Tuareggemeinschaft dem Zwillingsuniversum, Kel Essuf, begegnen. Eine Begegnung mit den Wesen, die der Welt des Unsichtbaren und Übernatürlichen angehören, man kann sie auch als Geister bezeichnen, oder im weitesten Sinne, als Gedanken oder virtuelle Realitäten.

    Ankunft in Timia, einer der größten Oasen im Aïr-Gebirge: Wir werden für ein paar Stunden im Gästehaus untergebracht. Während Ahmed und Hawad sich auf die Begegnung mit den Würdenträgern der Dorfoase vorbereiten, Mahmoudan sich um die Autos und Salakhan um die schmutzige Wäsche kümmert, lasse ich die Bilder der letzten Tage an mir vorüberziehen: Unsere Lagerstelle bei Anou-al-Cher, eine Tagesreise von Gorsat entfernt, mein langsamer Aufstieg durch eine Landschaft aus zyklopischen Felsblöcken, die von den Kräften der Erosion aus dem Muttergestein herausgelöst worden sind; die überraschende Begegnung mit einem Adler auf dem Gipfel des Berges - als er seine Flügel ausbreitet, denke ich für einen Moment, dass er mich angreifen will, weil ich seinem Nest zunahe gekommen bin, aber er fliegt in Richtung der Abenddämmerung, ohne sich weiter um mich zu kümmern.

    Beim Abstieg dann die nicht weniger verblüffende, schwarze Silhouette auf einer Bergkante, die ich zuerst für einen bizarr geformten Felsblock halte. Als ich stehenbleibe, erkenne ich einen großen Uhu, der seine Ohren in meine Richtung dreht. Die Tiere begleiten unsere Reise, sie sind ebenso Bewohner des Landes wie die Menschen, und ihr Verhalten ist für jeden Tuareg ein Zeichen für den weiteren Verlauf seines Weges.

    Am nächsten Morgen besuchte uns ein alter Mann, der hier die Samen der Akazienbäume einsammelt, um sie in der Ténéréwüste auszusäen. Der Vormittag verging mit langen Gesprächen in Anou-al-Cher und dem rituellen Besuch der Friedhöfe. Erst gegen Abend erreichten wir die Pforten der Wüste, den Ort, wo die Trockentäler des Aïr-Massivs in die Dünenlandschaft der Ténéré einmünden. Ausgangspunkt für die großen Salzkarawanen nach Bilma. Der östlichste Punkt unserer Reise.

    "Du mußt dich jetzt entscheiden”, sagte mir Ahmed. "Wir haben genug Benzin, um einen Tag weiter in die Ténéré zu fahren und dann direkt zurück nach Agadez oder wir biegen jetzt nach Norden ab, zur Oase von Timia und dann weiter ins Tal der Adler.” Ich bereue es nicht, mich für Timia entschieden zu haben.

    Zwei Tage später sind wir im Tal der Adler. Agalangha ist der Höhepunkt unserer Reise, hier schließt sich der Kreis, den wir in Agadez begonnen haben. "Die Morphologie und die Geschichte des Doppelcanyons ist so komplex," sagt Hawad, "dass ich dir das Gedankengebäude der Tuaregphilosophie allein anhand dieses Ortes darstellen könnte".

    Der erste Tag vergeht mit Streifzügen durch die Umgebung; nach der langen Fahrt über beinahe vegetationslose Hochplateaus aus schwarzem Gestein ist das Grün der Bäume eine Erholung für das Auge und den Geist. Die Felsen im Canyon sind vom Wasser geformt, haushohe Blöcke sind zum Teil vollkommen ausgehöhlt, und ich versuche mir vorzustellen, wie diese Landschaft während der Regenzeit aussieht. Auch jetzt ist der Grundwasserspiegel noch sehr hoch; die Esel, die wie überall im Aïr frei herumlaufen, scharren mit ihren Vorderbeinen ein Loch in den Sand, das sich schnell mit Wasser füllt. Das erspart ihnen den Weg zum Brunnen. Bei meiner Rückkehr zum Lager treffe ich zwei Holzfäller, die den Abend und den ganzen nächsten Tag bei uns verbringen und sich durchfüttern lassen.

    Nach dem Ehrenkodex der Tuareg sei das eine Schande, meint Hawad, aber wenn sie nicht von allein merkten, dass sie sich nicht korrekt verhielten, gäbe es keine Möglichkeit, sie loszuwerden. Nach dem gemeinsamen Essen nutzt Ahmed die Gelegenheit, den beiden ins Gewissen zu reden und sie davon zu überzeugen, dass sie mit dem Raubbau an der Natur auf Dauer ihre eigene Lebensgrundlage zerstören.

    "Ihr habt keine Arbeit, das einzige, was ihr beherrscht ist das Holzfällen. Früher wart ihr Viehzüchter, jetzt seid ihr arm, weil ihr die Arbeit auf den Feldern verachtet. Ich werde euch zeigen, wie man die Erde bestellt. Das sage ich jedem Mann, den ich treffe: Drei Monate lang bist du ein Sklave deiner Entscheidung, aber im vierten Monat beginnst du, dich von den Früchten deiner Arbeit zu ernähren.

    Schaut auch die Tuareg an, die in den Oasen im Süden und im Osten leben: Sie haben Gärten und Felder angelegt, und heute geht es ihnen viel besser. In Tabelot gibt es sieben Lastwagen für den Handel, in Timia vier, und in Afasas haben sie drei. Und das ist ausschließlich das Resultat der Landwirtschaft.

    Ihr lauft auf der Erde und wisst nichts von ihr. Geht in die Nachbartäler zu euren Brüdern und Schwestern, die gestern auch nur Hirten waren, die nach der Trockenheit 1980 aber gelernt haben, dass sie ihre Lebensweise ändern müssen.

    Ihr sagt mir, dass das Holz des Landes euch ernährt, aber wovon werden eure Kinder leben? Ihr bestehlt euch selbst. Ihr verkauft das Brot euer Kinder, damit euere Feinde ihren Herd damit heizen.

    Ihr fällt die Dattelpalme, um ein Essen zu kochen, aber die Früchte des Baumes könnten eine ganze Familie sechs Monate lang ernähren."

    Am nächsten Morgen suchen wir die Stelle auf, wo sich der Hauptcanyon von Agalangha in zwei Äste gabelt - das Tal der Adler, wo wir unser Lager aufgeschlagen haben, und das Tal der Falken, wo sich die Grabstätten der Märtyrer und Heiligen befinden, die wir später besuchen werden. Vor ein paar Jahren noch stand hier ein großer Baum, der "Baum der Trennung” - kein Holzfäller hätte je gewagt, Hand an ihn zu legen. Er ist aus Alterschwäche von alleine umgefallen.

    In der Moschee gegenüber der Gabelung haben sich viele Menschen zu einer Lesung versammelt, die Hawad als "Lektüre des kosmischen Baums" bezeichnet. Der "kosmische Baum" entspricht der Form des Canyons, sagt er mir, und das laute Lesen der Texte macht seine Struktur lebendig. Das ist der Auftakt für den Besuch der Gräber, der an der Stelle beginnt, wo früher der "Baum der Trennung" stand - Trennung zwischen der idealen Welt, die durch den Flug des Falken symbolisiert wird und der Welt, die noch im Werden ist, und die im Adler ihr Symbol findet.

    Ich folge der Prozession der blaugekleideten Männer in einiger Entfernung. Der Kreis unserer Reise hat sich geschlossen. Morgen werden wir nach Agadez zurückfahren. Aber die lange Reise der Tuareg geht weiter - zu immer neuen Horizonten.